Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt...
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
worden war, hatte man entweder längst an die Versuchslabors weiterverkauft oder mit sauberen Papieren versehen. Außerdem wußten die Bestohlenen ja nicht, wo ihre Tiere gelandet waren. Die wirklich einzigen Beweise waren Pumpi und Micky.
    »Ich verspreche euch, daß ihnen nichts geschieht«, sagte Kabelmann eindringlich, als Wiga und Mike immer wieder den Kopf schüttelten und ihre Tiere an sich drückten. »So glaubt mir doch! Wir können Wulpert nur durch eure Tiere überführen! In zwei, drei Tagen ist alles vorbei.«
    »Und wenn nicht?« sagte Mike argwöhnisch.
    »Diese Frage stellt sich gar nicht, Mike. Ihr fahrt wieder nach Hause, erzählt euren Eltern alles, und dein Vater wird sofort die Kriminalpolizei alarmieren. Ich werde versuchen, meine Freunde anzurufen. Die hier auf dem Hof müssen alle völlig ahnungslos bleiben, und dazu brauchen wir Pumpi und Micky noch. Wenn ihr sie jetzt mitnehmt, kann man Wulpert nichts beweisen. Gegen Kinderaussagen hat er hundert Argumente … zugelaufen, von Fremden abgegeben, irgendwo streunend aufgegriffen. Ohne euch ändert sich nichts, und Wulpert stiehlt immer weiter Hunde, Katzen und Kaninchen und verkauft sie sofort weiter, ehe man ihn überführen kann. Das versteht ihr doch?«
    Es war schwer zu verstehen, aber Mike nickte endlich. Ganz fest drückte er Pumpi an sich und sagte traurig: »Pumpi … du mußt noch hier bleiben. Du bist jetzt der einzige, der alles aufdecken kann. Verstehst du das, Pumpi? Nur noch zwei Tage, dann bist du wieder bei uns.« Er streichelte dem Hund über das Gesicht. »Und wenn du dann nach Hause kommst, haben wir einen neuen Papi, und du kannst mit Micky in einem Körbchen schlafen. Wir sind nämlich jetzt eine große Familie, verstehst du? Nur du hast noch gefehlt, und natürlich Micky. Du mußt ganz brav sein, hörst du, ganz brav. Es geht nicht anders, Pumpi, es sind ja höchstens zwei Tage …«
    Es war ein jammervoller Abschied.
    Mike und Wiga standen in der Tür des verfallenen Backhauses und sahen den Tieren nach, als Kabelmann zum Wulpert-Hof zurückkehrte. Er hatte Pumpi wieder an der Leine, und immer wieder blieb Pumpi stehen, blickte zum Backhaus zurück, winselte, legte sich in den Schnee, weigerte sich weiterzugehen und verstand die Welt nicht mehr. Er hatte seinen Herrn wiedergefunden und mußte doch wieder von ihm fort. Wie kann eine Hundeseele das verstehen?
    Auch Micky wußte nicht, was sie tun sollte. Brav wie immer lief sie hinter Pumpi her, blieb aber auch mehrmals stehen, schlug mit dem Schwanz in den Schnee und blickte Wiga erwartungsvoll an. Aber kein Lockruf erfolgte, kein Handausstrecken … sie hörte nur das leise Weinen von Wiga, aber das war nichts, was sie befolgen mußte.
    So lief sie also weiter hinter Pumpi her, wenn sich dieser weiterzerren ließ, und verschwand mit ihm wieder im Haus. Mike und Wiga blieben im Schutz des Backhauses stehen und hielten einander an der Hand.
    »Ob das richtig war?« fragte Wiga leise.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Mike.
    »Aber du weiß doch sonst alles, Mike.«
    »Hier nicht mehr.«
    »Er sagt, er wäre unser Freund.«
    »Kann sein, kann aber auch nicht sein. Gangster arbeiten mit allen Tricks.«
    »Er hat uns jedenfalls nicht umgebracht …«
    »Auch das kann ein Trick sein.« Mike atmete tief durch. »Wir müssen so schnell wie möglich nach Hause und Papi alles erzählen.« Er nannte Tenndorf Papi, und es war für ihn selbstverständlich.
    Gegen halb drei Uhr nachmittags waren sie wieder in Hannover-Bothfeld. Carola saß verstört auf der Couch bei Tenndorf, hatte rotgeweinte Augen und fuhr mit einem Aufschrei hoch, als Wiga und Mike hereinkamen.
    Die vergangenen Stunden waren ausgefüllt gewesen mit Tränen, Verzweiflung, Beruhigungsversuchen und dem Zögern, die Polizei einzuschalten. Als die Kinder nicht pünktlich heimkamen, war Carola zur Schule gefahren und hatte dort erfahren, daß Wiga und Mike überhaupt nicht zum Unterricht gekommen waren. Verstört und das Schlimmste annehmend war Carola dann zu Tenndorf ins Haus gestürmt.
    »Sie sind heute morgen pünktlich mit den Rädern abgefahren!« rief sie voller Angst. »Aber sie sind beide nicht bei der Schule angekommen. Da ist doch was passiert, Horst … da muß etwas passiert sein! Sie sind überfahren worden, oder sonst etwas! Horst, wenn den Kindern etwas passiert ist …«
    »Bei einem Unfall hätte man uns längst benachrichtigt, Liebling.« Noch war Tenndorf die Ruhe selbst, nahm Carola in den Arm und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher