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Stoppt die Hochzeit!

Stoppt die Hochzeit!

Titel: Stoppt die Hochzeit!
Autoren: Stephanie Bond
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KAPITEL EINS
    Annabelle Coakley hob ihr angebissenes Sandwich hoch, um für den Stapel Aktenmappen Platz zu machen, den ihre Assistentin Michaela im Arm hatte, und hielt sich das Telefon ans andere Ohr. »Mom, ich würde wirklich gerne mit dir reden, aber gerade jetzt im Moment stecke ich bis über beide Ohren in Arbeit.« Mike deutete auf ihre Armbanduhr und gab ihr durch Lippenbewegungen zu verstehen, dass sie in zwanzig Minuten im Gericht sein musste. Annabelle hielt einen Finger hoch. »Kann ich dich heute Abend zurückrufen?«
    Durchs Telefon kam ein gedämpfter Laut des Bedauerns. »Heute Abend habe ich Tanzkurs, Liebes. Ich will dich jetzt auch gar nicht lange aufhalten. Ich habe nur angerufen, um dir zu sagen, dass ich heiraten werde.«
    Annabelle, die gerade dabei war, ihrer Assistentin zunicken, erstarrte und presste sich den Telefonhörer fester ans Ohr. »Du wirst was?«
    »Ich werde heiraten.«
    Annabelles Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen. »Warte mal, Mom.«
    Sie hielt die Sprechmuschel zu und teilte Mike mit, welche Akten sie für den Gerichtstermin brauchen würde, ehe sie sie aus dem engen, übervollen Büro winkte. Sobald sich die Tür geschlossen hatte, nahm sie die Hand wieder vom Hörer und lachte. »In dem ganzen Chaos hier muss ich dich eben falsch verstanden haben. Ich dachte, du hättest gesagt«, sie lachte wieder, diesmal heftiger, »dass du heiraten willst.« Sie schüttelte den Kopf angesichts der absurden Vorstellung, ihre verwitwete Mutter könnte etwas so etwas Hirnverbranntes auch nur in Erwägung ziehen.
    »Das stimmt aber, Liebes. Ich werde heiraten.«
    Annabelle verging schlagartig das Lachen, und sie wurde ernst. Ihre Finger schlossen sich um den dolchförmigen Brieföffner auf ihrem Schreibtisch. »Wen? Melvin?«
    »Er heißt Martin, Liebes. Martin Castleberry.«
    »Der abgehalfterte Filmstar?«
    Ihre Mutter seufzte bloß, was in Annabelle den dringenden Wunsch weckte, sie hätte ihre Geduld geerbt. »Für meine Generation ist er eine Legende.«
    Annabelle stach mit dem Brieföffner in den Korkrahmen ihres Schreibtischkalenders. »Aber du kennst ihn doch erst … wie lange? Drei Wochen?«
    »Acht.«
    »Was grob geschätzt der Anzahl seiner Ehen entspricht.«
    Wieder ein Seufzen. »Dies wird Martins sechste Ehe.«
    »Sechs, acht – nach einer Weile kann man sich das Zählen sparen.«
    »Bleib bitte freundlich, Liebes.«
    Annabelle hätte schreien können, so frustriert war sie. »Mom, wie kannst du einen Mann heiraten, den du erst seit zwei Monaten kennst?«
    »Martin und ich wussten schon nach zwei Stunden, dass wir füreinander bestimmt sind, Liebes.«
    »Aber … aber …« Annabelle suchte nach einem stichhaltigen Einwand, bevor sie mit dem herausplatzte, was ihr am meisten am Herzen lag. »Aber Dad ist doch erst so kurze Zeit tot.«
    Die Worte hallten in der Stille nach, die ihnen folgte, und obwohl Annabelle ihr Timing bedauerte, bereute sie ihre Ehrlichkeit nicht. Schließlich räusperte Belle sich leise. »Dein Vater ist seit über zwei Jahren tot, Annabelle, und ich bin einsam.«
    Annabelles Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und Schuldgefühle legten sich wie eine kratzige Wolldecke um ihre Schultern. »Dann komm zu Besuch nach Detroit. Mach ein bisschen Urlaub.«
    Ihre Mutter gab einen ablehnenden Laut von sich. »Als ich das letzte Mal bei dir war, hatte ich immer das Gefühl, dich zu stören. Du hast so viele Verpflichtungen.«
    Annabelle erinnerte sich in der Tat an einen Tag, an dem sie einkaufen waren und ihr Telefon mindestens zwei Dutzend Mal geklingelt hatte. Sie schloss voller Schuldgefühle die Augen. »Dann werde ich eben häufiger nach Atlanta kommen.«
    »Du weißt, dass ich mich immer freue, wenn du mich besuchst. Und ich hatte gehofft, dass du es einrichten könntest, bei der Hochzeit dabei zu sein.«
    Annabelles Herz begann, schneller zu schlagen. »Ihr habt euch schon auf einen Termin geeinigt?«
    »Nächsten Samstag«, flötete ihre Mutter fröhlich ins Telefon.
    »Morgen in einer Woche?« Annabelle gab sich große Mühe, nicht panisch zu klingen. Martin Castleberry war mindestens fünfundsiebzig – gute zwanzig Jahre älter als ihre Mutter –, und seine romantischen Eskapaden waren deutlich legendärer als die Filmkarriere, von der ihre Mutter so schwärmte. Sie kannte den Mann nicht persönlich, aber sie erinnerte sich noch gut daran, wie er vor wenigen Jahren die Schlagzeilen der Klatschpresse beherrscht hatte, weil er ein
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