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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt...
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kurz nach vier Uhr nachmittags. Langsam schob sich die Dämmerung über Felder, Moore und Wälder. Um fünf war es dann dunkel, und wenn man gegen sieben Uhr zu Abend aß, wollte Wulpert hören: In der ›Glocke‹ alles in Ordnung.
    Bis sieben Uhr waren es noch drei Stunden …
    Wenig später kam auch Josef Wulpert zurück. Der weiße Kastenwagen war in einen dunkelblauen umgespritzt worden, an dem ein auswechselbares Schild hing: Tierhandlung Otternbruch. Dazu die Telefonnummer. Ein völlig offizieller Wagen, falls die Kripo mal wiederkommen sollte. Andere Schilder mit Phantasienamen von Firmen, die es gar nicht gab, lagerten in einem Versteck unter dem Boden der Garage.
    Auch Josef Wulpert brachte gute Nachricht mit. Seine Rundfahrt durch Hannover hatte sich gelohnt. Mit einer Paste, die den Geruch heißer Hündinnen ausströmte, hatte er zwölf Rüden unter seinen Wagen gelockt und durch die Bodenklappe hochgezogen. Sieben Prachtexemplare waren dabei, darunter sogar ein Dobermann, der noch einen Maulkorb trug. Eine Tageseinnahme von bestimmt siebentausend Mark.
    »Na also, das Geschäft läuft ja!« sagte der alte Wulpert zufrieden. »Morgen früh gehen sie sofort ab zu der biochemischen Fabrik Dr. Hakbert & Co. Die haben schon vor einer Woche bestellt. Leute, darauf kippen wir einen Schnaps!«
    Kabelmann half noch mit, die zwölf eingefangenen Hunde durch den Laufgang zu den Käfigen zu treiben. Wer sich wehrte oder um sich zu beißen versuchte, bekam von Wulpert Schläge mit einer dicken Ledergerte. Nach drei, vier kräftigen Hieben zog auch der mutigste Hund den Schwanz ein und gehorchte winselnd dem menschlichen Befehl. Wer aus Angst einen Kothaufen setzte, bekam noch mehr Schläge und verkroch sich in den hintersten Winkel seines viel zu kleinen Käfigs, der nun auch noch voller Exkremente war.
    Kabelmann blickte wieder heimlich auf die Uhr.
    Halb fünf! Warum kam denn niemand? Der Vater der Kinder mußte doch längst die Kripo benachrichtigt haben. Warum lief das alles so langsam ab? Wußte denn keiner, daß jede verflossene Stunde für eine Reihe von Tieren schreckliche Qualen und vielleicht sogar den Tod bedeutete?
    Endlich, um kurz vor halb sechs Uhr abends, knirschten durch den Schnee vier Wagen in den Innenhof des Wulpert-Hofes. Die Autos parkten so, daß ihre Scheinwerfer alle Gebäude in helles Licht tauchten.
    Der alte Wulpert, der in einem Sessel die Zeitung las, zuckte hoch, als er die Motoren hörte. Fast gleichzeitig stürmte auch Josef ins Zimmer, gefolgt von seiner Mutter Emmi.
    »Das muß wieder die Kripo sein!« rief er. »So wie die aufgefahren sind … Was nun, Vater?«
    »Mach dir nicht in die Hosen!« Willi Wulpert zerknüllte die Zeitung und warf sie auf den Boden. »Uns kann keiner. Wo ist Lauro?«
    »Ich glaube, bei der ›Glocke‹!«
    »Um Himmels willen … hol ihn sofort da weg! Und die Tiere zurück in die Käfige! Los … saus los!«
    Als Josef durch die Hintertür zu Halle I rannte, klingelte es bereits an der Haustür. Wulpert winkte Emmi ab. Er humpelte selbst zur Tür und öffnete sie. Zuerst erkannte er Kommissar Abbels, dann kamen zwei Männer in die Diele, die ihm unbekannt waren.
    »Guten Abend!« sagte Wulpert laut. »Was soll das? Sind wir hier in Chicago?! Ich heiße Willi Wulpert und nicht Al Capone …«
    »Da ist kein großer Unterschied mehr«, sagte einer der fremden Herren. »Capone hat man nie wegen seiner Morde verurteilen können, sondern nur wegen Steuerschulden …«
    »Aha! Sie sind von der Steuerfahndung?« Wulpert machte eine einladende Bewegung mit beiden Armen. »Kommen Sie herein. Gerade bei der Steuer habe ich ein reines Gewissen.«
    »Oberstaatsanwalt Dallmanns«, sagte der ältere Herr. »Und das ist Staatsanwalt Holle. Ahnen Sie was, Herr Wulpert?«
    »Nee. Was soll ich ahnen?! Ein reines Gewissen kann nichts erschrecken.« Er lächelte sogar dabei und bot im Wohnzimmer rundherum Platz an. »Ihnen steht alles zur Verfügung, meine Herren. Ich verzichte sogar darauf, meinen Anwalt zu benachrichtigen … so rein ist mein Gewissen.«
    »Lassen wir mal Ihr Gewissen beiseite, Herr Wulpert … wo nichts ist, kann man auch nichts strapazieren.« Steffen Holle trat ans Fenster und blickte hinaus auf den Innenhof. Dort hatte man, um den Schein zu wahren, Laurenz Kabelmann festgenommen; er stand zwischen zwei Kriminalbeamten, zog ein langes Gesicht und beschimpfte Josef Wulpert, der jetzt aus Halle II kam. Ihm folgten Horst Tenndorf, Carola, Michael und
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