Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Autoren: Ann Granger
Vom Netzwerk:
genannt werden wegen des Lärms, den ihre Räder machen.
    »Das ist angemessener für eine allein reisende Lady«, vertraute mir mein Träger an. »Sie würden sicher keine zweirädrige Kutsche mieten wollen. Wo wollen Sie überhaupt hin, Miss?« Und bevor ich antworten konnte, rief er: »Aufgepasst, Wally! Hier ist eine Lady, die eine Kutsche benötigt!«
    Der fragliche Droschkenlenker hatte gegen sein Pferd gelehnt gestanden und sich gemächlich ein Stück Kuchen genehmigt. Nun schob er sich den Rest des krümelnden Gebäcks in den Mund und richtete sich aufmerksam auf. Das machte ihn bei weitem nicht vertrauenerweckender. Er war stämmig und kräftig, und seine Gesichtszüge waren so zerschlagen, dass es den Eindruck erweckte, er sei irgendwann einmal im Leben mit einem massiven Gegenstand kollidiert. Allein auf mich gestellt, hätte ich sicherlich gezögert, mich diesem Fahrer zu nähern, geschweige denn ihn anzusprechen.
    Er bemerkte meinen verblüfften Gesichtsausdruck und sagte: »Angst wegen meiner verbeulten Visage, Miss?« Mit einem dicken kurzen Finger deutete er auf seine schiefe Nase. »Das kommt von meiner glänzenden Karriere im Boxring, jaja. Glänzend, aber kurz, wenn ich das sagen darf. Es war eine Frau, die mich dazu bewogen hat, damit aufzuhören. ›Wally Slater!‹, hat sie geschimpft. ›Entweder der Boxring oder ich!‹, und weil ich damals jung und dumm war«, fügte er in vertraulichem Ton hinzu, »habe ich sie genommen, und heute ist sie meine liebende Ehefrau, und ich fahre diese Droschke, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen!« Er kicherte ausdauernd und schlug sich auf den Schenkel. Das Pferd stieß ein boshaftes Schnauben aus.
    »Das interessiert die Lady nicht«, tadelte mein Kofferträger den Fahrer. Wie das Pferd, so hatte auch er diese Geschichte wohl schon unzählige Male gehört. Er wandte sich an mich. »Wohin möchten Sie, Miss?«
    Ich nannte die Adresse, Dorset Square, und fügte hinzu: »Das ist in Marylebone.«
    »Und eine sehr hübsche Gegend außerdem«, bemerkte der Droschkenfahrer und nahm meinem Kofferträger das Gepäck ab.
    »Wie viel macht das?«, beeilte ich mich, Mrs Parrys Instruktionen zu gehorchen.
    Der Mann blinzelte mich an, was ihn noch furchteinflößender aussehen ließ, und nannte seinen Fahrpreis. Ich bemerkte den Blick des Trägers, und er nickte mir ermutigend zu, was ich in dem Sinne auffasste, dass der Preis angemessen sei. Oder vielleicht steckte er auch nur mit dem Droschkenfahrer unter einer Decke. Sie waren offensichtlich alte Bekannte. Die nächsten Worte des Fahrers schürten mein Misstrauen nur umso mehr.
    »Es könnten noch Sixpence zusätzlich werden, Miss – für den Fall, dass wir außen herum fahren müssen wegen all der Baukarren.«
    »Ich möchte, dass Sie den kürzesten Weg fahren«, sagte ich in strengem Ton.
    »Hören Sie, Miss, Sie haben das wohl falsch verstanden«, erklärte Mr Slater ernst. »Sie machen Platz für den neuen Bahnhof, sehen Sie, reißen Häuser ein und fahren den ganzen Abraum weg. Die Straßen ringsum sind völlig verstopft, und wir Droschkenfahrer müssen es ausbaden und haben ohne Ende Scherereien. Stimmt’s etwa nicht?«, fragte er an meinen Träger gewandt.
    Der Kopf des Letzteren tanzte auf und ab wie bei einem Nick-Automaten. »Das ist richtig, Miss. Die Midland Railway baut ihren eigenen Bahnhof, verstehen Sie, anstatt mit anderen zu teilen. St. Pancras soll er heißen, wenn er fertig ist. Die Eisenbahngesellschaft hat sämtliche Häuser gekauft und die Leute vertrieben, die dort gewohnt haben, und jetzt wird alles abgerissen und hübsch plattgemacht. Stellen Sie sich vor, selbst die Kirche muss weichen.«
    »Sie wird an irgendeiner anderen Stelle wieder aufgebaut – jedenfalls habe ich das so gehört«, sagte der Droschkenfahrer.
    »Bauen sie auch die Häuser für die Menschen irgendwo anders wieder auf? Das würde mich nämlich mehr interessieren«, konterte der Träger.
    »Es ist der Friedhof«, vertraute uns der Droschkenfahrer traurig an. »Sie schätzen, dass der ihnen Probleme machen wird. Sie haben versucht, drunter zu graben, als Hexperiement quasi, aber sie finden ständig irgendwelche menschlichen Skeldette , wie ich gehört habe.«
    Beide richteten ihre erwartungsvollen Blicke auf mich, wie um sicherzustellen, dass ich diese gruslige Tatsache angemessen zu würdigen wusste. Es war, wie ich durchaus erkannte, ein Versuch, mich von meinen Einwänden abzubringen.
    »Also schön«, räumte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher