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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Autoren: Ann Granger
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suchen, sobald ich die Zeit dazu finde. Ich glaube nicht, dass Tante Parry versuchen wird, mich davon abzubringen. Sie wird mich nicht sogleich gehen lassen wollen, weil jemand vermuten könnte, dass etwas nicht stimmt in diesem Haushalt, und sie hat eine furchtbare Angst vor dem Geschwätz der Leute. Doch sie weiß andererseits, dass ich sie durchschaut habe. Dass ich alle durchschaut habe.«
    Abgesehen davon würde Tibbett, nachdem Frank erst abgereist war, alles daransetzen, sie davon zu überzeugen, dass sie mich entlassen musste; daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel. Ich würde jedoch schon vorher auf meinen eigenen Füßen und aus freiem Willen aus dem Haus gehen und ihm diesen erbärmlichen Triumph nehmen.
    »Wissen Sie …«, begann Ross und sah sichtlich unbehaglich drein. »Es … Es war ein großes … Ich schätze, es wäre eine starke Untertreibung, ›ein großes Vergnügen‹ zu sagen. Ich war sehr glücklich, Sie wiederzusehen.«
    »Und ich habe mich sehr gefreut, Sie wiederzusehen«, sagte ich ernst. Kurz erinnerte ich mich daran, wie ich mein Gesicht im Keller von Fletchers Haus an seinem Mantel vergraben hatte, und spürte, wie meine Wangen brannten.
    »Ah.« Er grinste zaghaft, kratzte sich den lockigen Schopf schwarzer Haare und – ich schwöre es! – errötete ebenfalls. »Als ich nach London kam, als junger Mann, wie ich Ihnen erzählt habe, träumte ich davon, mein Glück zu finden.« Erneut lächelte er verlegen. »Ich habe es noch nicht ganz geschafft. Auf der anderen Seite ist es mir nicht gerade schlecht ergangen. Es gab einen Motor, der meinen Traum angetrieben hat. Sie haben mich nicht bemerkt. Doch als ich aufwuchs, sah ich Sie ebenfalls aufwachsen. Ich habe Sie gesehen, in unserer Stadt, wenn Sie unterwegs waren. Als Erstes bei dieser französischen Gouvernante, die der Doktor eingestellt hatte. Was für eine eigenartige Frau das war! Die Jungen in der höheren Schule haben sich über sie lustig gemacht, wie ich leider gestehen muss, aber nie über Sie. Jedermann hat Dr. Martin respektiert. Abgesehen davon hätte ich niemals zugelassen, dass einer von ihnen etwas Respektloses gegen den Doktor sagt. Später habe ich Sie zusammen mit dieser älteren Haushälterin beim Einkaufen gesehen, oder wie Sie im besten Sonntagsstaat aufgebrochen sind, um eine Freundin zu besuchen oder sonntags in die Messe zu gehen. Sie haben mich nie gesehen. Ich habe mich abseits gehalten. Doch mein Traum war immer, sobald ich in London mein Glück gemacht hatte, nach Hause zurückzukehren und Lizzie Martin zur Frau zu nehmen – falls sie mich denn haben wollte und falls niemand anders sie vorher genommen hätte.«
    Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Seit jenem Augenblick, als er mich in meinem Kellergefängnis entdeckt und meinen Namen gerufen hatte, hatte ich genügend Zeit gefunden, um über die Gefühle nachzudenken, die ich empfunden hatte, als ich seine Stimme vernahm. Erleichterung angesichts der Aussicht auf Rettung, selbstverständlich, doch da war noch etwas anderes gewesen – und war immer noch da –, das über Erleichterung hinausging. Es war eine neue, eigenartige Unsicherheit, die mich erschreckte und zugleich in Hochstimmung versetzte. Sie war es auch, die mich meine übliche Selbstsicherheit verlieren ließ.
    Ich starrte angestrengt auf den türkischen Teppich zu meinen Füßen. »Es hat sie niemand anders vorher genommen«, hörte ich mich leise flüstern.
    »Glauben Sie«, fuhr er zögernd fort, »glauben Sie, Mrs Parry hätte etwas dagegen, wenn ich Sie besuchen komme, solange Sie noch hier wohnen?«
    Ich schüttelte den Kopf, und es gelang mir, wenigstens einen Teil meiner üblichen Forschheit zurückzugewinnen. »Ob sie etwas dagegen hat oder nicht – sie ist wohl kaum in der Position, Einwände zu erheben.«
    »Ah«, sagte Ben bereits ein klein wenig zuversichtlicher. »Und Sie? Würden Sie Einwände erheben? Dagegen, mit mir befreundet zu sein, meine ich?«
    Da erst hob ich den Kopf und sah ihm direkt ins Gesicht. »Nein, Ben«, antwortete ich. »Ich hätte überhaupt keine Einwände. Ich denke, es würde mir im Gegenteil sogar sehr gut gefallen.«

  
    Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Oxford. Sie schreibt in der Tradition von Agatha Christie und Martha Grimes und hat sich mit ihren fesselnden Krimis zahlreiche Freunde geschaffen. Bestsellerruhm erlangte sie mit der
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