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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Autoren: Ann Granger
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Täuschungsmanöver, und mein Schicksal wäre besiegelt.
    Allmählich gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, und ich stellte fest, dass sie nicht so vollkommen war, wie ich geglaubt hatte. Ein Lichtschimmer fiel von irgendwo herein, und ich konnte die Umrisse des Kellers unter mir erkennen. Vorsichtig stieg ich die restlichen Stufen nach unten, und ich sah, dass das Licht durch eine rechteckige Öffnung hoch über meinem Kopf kam und offensichtlich ein Kellerfenster war. Wie sollte ich es erreichen? Und falls ich es schaffte, konnte ich mich auch hindurchzwängen? Ich bewegte mich vorwärts und war noch keinen Schritt weit gekommen, als ich über etwas stolperte und nach vorne fiel. Ich riss die Hände hoch, um mich zu schützen.
    Ich landete schmerzhaft und leicht schräg. Mein Sturz war von etwas aufgefangen worden, das sich anfühlte wie ein Berg Steine. Ich lag auf diesem Berg, und meine tastenden Finger entdeckten die verschiedensten Umrisse, einige größer, andere kleiner, von unregelmäßiger Form, doch mit glatter Oberfläche. Staub war von meinem Sturz aufgewirbelt worden und füllte meine Nase nun mit einem vertrauten Geruch. Kohle!
    Jetzt wusste ich, was für eine Öffnung das war! Es war der Zugang zur Kohlenschütte, durch welche der Brennstoff ins Haus gebracht wurde. Wenn es mir gelang, dort hinaufzuklettern, war ich zwar vielleicht nicht imstande, nach draußen zu gelangen, aber wenigstens würde ich einen Passanten mit meinen Hilferufen alarmieren können. Aber andererseits … waren bei diesem grauenvollen Wetter überhaupt Fußgänger unterwegs? Oder war Fletcher der einzige Mensch draußen und rannte auf der Suche nach meiner Handtasche die Straße hinauf und hinunter? Und wenn es andere gab, würden sie meine Schreie hören, obwohl der Nebel jedes Geräusch verschluckte, und falls ja, würden sie herausfinden, woher die Rufe kamen?
    Die Chancen standen für mich nicht gut, doch ich musste es riskieren. Zuerst musste ich mir jedoch Gedanken über das Tagebuch von Madeleine machen. Fletcher durfte es auf keinen Fall in die Finger bekommen.
    Ich nahm es aus der Tasche und ging zu der Wand, wo der Kohlenberg lag, um es im hinteren Bereich des Haufens tief zwischen die Klumpen zu schieben. Dann bereitete ich mich auf meinen Kletterversuch vor.
    Mein Rock würde meine Anstrengungen hoffnungslos behindern. Jetzt war nicht die Zeit für Sittsamkeit. So schnell ich konnte, stieg ich aus meinem Kleid, dem Petticoat und dem Korsett, wobei ich mir in der Eile mehr als nur einen Knopf und zahlreiche Haken abriss, die in die Dunkelheit sprangen und verschwanden. Endlich war ich bis auf Unterhose und Unterkleid ausgezogen und bereit, den Aufstieg zu wagen.
    Zuerst hatte ich keinen Erfolg, weil die Kohle unter meinen Füßen immer wieder nachgab und ich wieder hinunterrutschte. Bald schwitzte ich und war den Tränen nahe vor Frust. Kohlenstaub stieg in dicken Wolken auf und füllte meine Nase und meine Lunge. Ich hustete und spuckte, und als ich mit aufgerissenem Mund nach Atem rang und sich der Staub auch noch auf meine Zunge und meinen Gaumen legte, würgte ich so lange, bis mein Mund vollkommen trocken war und ich selbst das nicht mehr konnte. Ich war am ganzen Leib zerschrammt von Kohlenbrocken und hatte mein Versagen vor Augen. Die Zeit und meine Kraft gingen mir aus.
    Nachdem ich zum dritten Mal schändlich wieder zurückgerutscht war, setzte ich mich hin und zwang mich, über eine andere Strategie nachzudenken. Was, wenn ich wie ein Krebs auf allen vieren und seitwärts nach oben kletterte? Wäre mein Körpergewicht auf diese Weise nicht besser verteilt? Ich unternahm einen neuen Versuch, diesmal jedoch nicht direkt unter der Schüttöffnung. Stattdessen arbeitete ich mich von der Seite her nach oben. Kleinere Brocken lösten sich von dem Haufen und kullerten nach unten, und größere folgten ihnen mit ohrenbetäubendem Klappern, doch die Hauptmasse des Kohlenbergs blieb diesmal glücklicherweise stabil.
    Trotzdem kam ich nur furchtbar langsam voran. Sicher war Fletcher jeden Moment zurück! Das Licht kam näher. Neben der Kohle konnte ich inzwischen auch den Nebel riechen. Die Luft war feucht. Endlich hatte ich die Spitze des Bergs erreicht! Oder wenigstens war ich so weit oben, wie es nur ging, mit genügend Kohle unter mir, um mich zu tragen. Die Schüttöffnung war eine Art Rinne im Pflaster, offen für die Luft, doch zu meiner Bestürzung mit einem stabilen Metallgitter verschlossen.
    Ich
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