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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Autoren: Ann Granger
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Klopfer zu betätigen.
    Als sich von drinnen Schritte auf dem gefliesten Boden des Flurs näherten, fügte der Kutscher in heiserem Flüstern hinzu: »Mir will scheinen, Sie sind ganz allein in London, Miss. Falls Sie jemals Hilfe benötigen, gehen Sie zum Droschkenstand am King’s Cross und geben dort eine Nachricht für Wally Slater ab. Wer auch immer sie erhält, er gibt sie bei nächster Gelegenheit an mich weiter.«
    Ich war so überrascht angesichts dieses Angebots, dass ich um eine Antwort verlegen war. Ich fand jedoch nicht die Zeit, mir zu überlegen, womit ich mir dieses großzügige Angebot verdient hatte, denn in diesem Moment öffnete sich auch schon die Tür.

KAPITEL ZWEI
    Der Hüter der Tür war ein Butler von beängstigendem Gleichmut. Er empfing die Nachricht, wer ich denn sei, ohne jeden Kommentar, und warf kaum einen Blick auf meine einfache Reisekleidung und die robusten Balmoral-Schnürstiefel, bevor er mich in die Halle führte, wo ich einen Moment warten sollte, während er den Droschkenfahrer entlohnte.
    Ich konnte die beiden nicht sehen, während ich wartete, doch ich hörte Wally Slaters vergnügtes »Danke sehr!«, und als die Tür sich wieder schloss, seinen Pfiff an die Adresse des Pferdes und das Klappern und Rumpeln, als der Growler davonfuhr. Obwohl ich erst kurze Zeit in London weilte, hatte ich das Gefühl, einen Freund gefunden zu haben und wieder von ihm getrennt worden zu sein.
    Ich hatte die wenigen Minuten genutzt, um mich mit lebhafter Neugier umzusehen. Soweit ich das beurteilen konnte, schien das Haus kostspielig und gemäß der neuesten Mode möbliert zu sein. Mein Wissen über derartige Dinge war beschränkt. Es gab eine Menge türkischer Teppiche, von denen ich wusste, dass sie eine Stange Pennys kosteten. Ich hatte schon Mühe gehabt, genug Geld zusammenzukratzen, um meinen durchgewetzten Wohnzimmerteppich zu Hause zu ersetzen, und ich war gezwungen gewesen, etwas sehr viel Bescheideneres zu nehmen. Außerdem gab es eine Vielzahl von Pflanzen in kunstvollen Jardinieren. Die Wände waren behängt mit einer Reihe von – meiner Meinung nach – fehl am Platz wirkenden Gemälden von Highland-Rindern und Aquarellen von italienischen Seen. In der Luft hing der Geruch nach Bienenwachs vermischt mit etwas, das ich erst zu identifizieren vermochte, als ich den Gasanschluss entdeckte, der aus der Wand ragte. Das war wirklich äußerst modern. Wir hatten zu Hause nur Öllampen und Kerzen. In einer Ecke tickte leise eine Standuhr vor sich hin.
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden, Miss?« Der Butler war zurück und starrte mich ohne jede Gefühlsregung an. »Mrs Parry wird Sie in ihrem Privatsalon empfangen.«
    Das klang immens eindrucksvoll. Ich war inzwischen zutiefst beeindruckt und außerdem müde von meiner langen Reise.
    Ich würde diese Treppe später viele Male auf und ab steigen und wusste, dass es kein weiter Weg war, doch als ich am Nachmittag meiner Ankunft in Dorset Square dem Butler nach oben folgte, schienen die Stufen kein Ende nehmen zu wollen. Er ließ sich Zeit, und ich war gezwungen, meine Schritte den seinen anzupassen. Ich fragte mich, ob er sich immer in diesem Schneckentempo bewegte und ob es allein an seiner gehobenen Stellung unter dem Personal lag oder ob er mir wohl absichtlich Zeit lassen wollte, meine Umgebung in mich aufzunehmen und gebührend beeindruckt zu sein. Wir ließen mein Gepäck in der Halle zurück, und wie erbärmlich und abgewetzt meine Tasche und meine Hutschachtel von hier oben aussahen! Verlegen wendete ich den Blick ab.
    Ich hatte Zeit genug, eine Galerie weiterer Gemälde an den Wänden zu betrachten. Ein oder zwei waren hübsche Skizzen italienischer Landschaften, doch wie unten in der Halle waren sie auch hier unangemessen eingestreut in düstere Highland-Szenen mit Vieh und blauen Bergen im Dunst. Es gab keine Familienporträts. Vielleicht hingen sie woanders. Weitere Jardinieren übersäten den Treppenabsatz mit grünen Blattpflanzen und langen Wedeln. Auf einem Podest thronte eine Statue bis in meine Augenhöhe. Es war ein junger Mann mit einem Turban, der elegant einen Kerzenleuchter hielt. Die blicklosen Augen des Kerzenträgers waren auf mich gerichtet und seine vollen Lippen zu einem Lächeln verzogen. Ich empfand echte Dankbarkeit für dieses Bronzelächeln.
    Die Masche des Butlers zeigte Wirkung, und als wir die Tür des Salons im ersten Stock erreichten, war in mir zwar nicht gerade der Wunsch zu flüchten erwacht –
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