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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Autoren: Ann Granger
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während der Kutscher fauchte, »Das reicht jetzt wirklich!«, und damit jedes weitere unwillkommene Detail unterband.
    Aber ich denke, er war höchst zufrieden damit, dass die wenigen enthüllten Fakten sich selbst für eine Person meines Schlages als zu viel erwiesen hatten. Er musterte mich mit einem Blick, der höchst deutlich »Das geschieht Ihnen ganz recht, Miss« sagte. »Warum zeigen Sie auch ein so undamenhaftes Interesse an Dingen, die Sie überhaupt nichts angehen?«
    Der Constable, der den Verkehr aufgehalten hatte, ersparte mir einen weiteren Gesichtsverlust, indem er sich uns zuwandte. »Los, weiter!«, rief er ungeduldig.
    Die Verzögerung war vorbei. Mr Slater kletterte auf seinen Kutschbock zurück, stieß einen Pfiff aus, und das Pferd trottete los. Wir fuhren unseres Weges.
    Ich lehnte mich zurück, nachdem ich die Hutschachtel, die bei der unvermittelten Bremsung heruntergefallen war, wieder neben mir auf den Sitz gestellt hatte, und versuchte angestrengt, die grausige Beschreibung aus meinen Gedanken zu verdrängen. Doch kaum waren meine Bemühungen von Erfolg gekrönt, da erschien das Bild einer anderen Leiche vor meinem geistigen Auge, die vor vielen, vielen Jahren ebenfalls in einem Karren weggefahren worden war. Doch das war kein Mord gewesen … oder vielleicht doch, je nachdem, von welcher Warte aus man die Sache betrachtete. Mein Vater hatte damals stets gemeint, dass es durchaus einer hätte gewesen sein können.
    Ich verdrängte diese Erinnerungen, auch wenn ich nicht anders konnte, als zu sinnieren, welch einen gewalttätigen Empfang London mir bei meinem ersten Besuch bereitete. Erneut musste ich an die Vorhangfetzen denken, die auf den Ziegeln und dem zerbrochenen Mauerwerk geflattert hatten. Wohin sind all diese Menschen gezogen? , fragte ich mich. Die Leute, die in den abgerissenen Häusern gewohnt haben? Hatte man sie vor ihrem Rauswurf lange genug vorgewarnt? Wahrscheinlich nicht. Sie waren im Namen des unaufhaltsamen Fortschritts des Eisenbahnzeitalters vor die Tür gesetzt worden, und sie hatten ein furchtbares Erbe hinterlassen, so viel stand fest.
    Das Pferd war unterdessen in einen forschen Trab gefallen. Der Verkehr hatte deutlich abgenommen, und wir befanden uns in einem weit hübscheren Teil der Stadt. Wir passierten Wohnstraßen mit eleganten Gebäuden und bogen zu guter Letzt auf einen rechteckigen Platz, der von herrschaftlichen Stadthäusern inmitten großer Rasenflächen gesäumt war. Es war, als wären wir aus dem hektischen Betrieb der einen Welt in eine andere übergetreten, wo das Leben in einer sehr viel besser zu kontrollierenden Weise verlief. Vor einem dieser Herrenhäuser hielten wir an.
    Mr Slater machte Anstalten, zu meiner Tür zu kommen und mir beim Aussteigen behilflich zu sein. »Dies ist die Adresse, nicht wahr?«, erkundigte er sich, als könnte ich ihm falsche Anweisungen gegeben haben. »Sehr schick. Wenn ich je an ein Vermögen gelangen sollte, werde ich mir auch ein Haus wie dieses leisten. Aber wie heißt es doch so schön? Die Wahrscheinlichkeit ist nicht sonderlich hoch.«
    Sein Tonfall war philosophisch. Das Pferd stieß ein arrogantes Wiehern aus.
    »Und was ist der Grund für Ihren Besuch in diesem Haus, Miss?«, erkundigte sich Mr Slater.
    Wie es schien, hatte Mrs Parry gut daran getan, mich davor zu warnen, dass Londoner Kutscher bei allein reisenden Ladys zuweilen impertinent sein konnten. Ich öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass ihn das überhaupt nichts angehe, doch ich bemerkte einen so unendlich neugierigen Blick in seinen Augen, dass ich stattdessen laut lachen musste.
    »Ich arbeite als Gesellschaftsdame für die Herrin des Hauses, Mr Slater.«
    Er saugte die Luft zwischen den gelben Zähnen hindurch, und das Pferd stampfte ungeduldig mit den Hufen auf dem Pflaster, sodass gelbe Funken von seinen Hufeisen stieben.
    »Ich hoffe, dass es Ihnen dort gefällt«, sagte Mr Slater ernst.
    »Danke sehr, Mr Slater. Wenn Sie jetzt noch so gütig sein würden, mir meine Tasche und meine Hutschachtel zu bringen?«
    »Sehr hübsch gesagt«, entgegnete er. »Sie sind eine junge Dame, die sich die Mühe macht, höflich zu einem Kutscher zu sein. Das verrät ein angenehmes Wesen – auch wenn Sie ein merkwürdiges Interesse für kürzlich Verstorbene an den Tag legen. Wissen Sie was? So eine Person wie Sie ist selten«, schloss er. »So was wie Sie ist wirklich ganz selten.«
    Er nahm meine Tasche und stapfte zur Vordertür, um laut den
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