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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Autoren: Ann Granger
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ich schließlich ein und bemühte mich, geschäftsmäßig zu klingen. Ich drückte dem Träger eine Münze in die Hand. Er bedachte mich mit einem weiteren von seinen merkwürdigen Grüßen und eilte davon.
    Bevor ich mir in die Droschke helfen (oder besser, mich hineinbugsieren) ließ, hatte ich gerade noch genug Zeit, um einen Blick auf das Pferd zu werfen. Es erschien meinem unerfahrenen Auge einigermaßen gesund, obwohl mir, wäre es der erbärmlichste, überarbeitetste, unterernährteste Klepper in den Straßen Londons gewesen, keine Gelegenheit geblieben wäre, deswegen Einwände zu erheben. Wir fuhren los.
    Ich muss zugeben, dass ich neugierig war auf die große Stadt, und so spähte ich nach draußen, während wir durch die Straßen rumpelten. Ich hoffte außerdem auf ein wenig frischere Luft, denn der Growler roch in seinem Innern verschwitzt und muffig, auch wenn er einigermaßen sauber wirkte. Doch schon bald entschied ich mich dagegen, weiter den Kopf aus dem offenen Fenster zu stecken. Der Lärm auf den Straßen war ohrenbetäubend, und rings um uns herum war eine erschreckende Zahl anderer Fuhrwerke in diese oder jene Richtung unterwegs, und die Fahrer brüllten einander unablässig an, den Weg frei zu geben und gefälligst aufzupassen. Das Gebot, sich möglichst links zu halten, schien für sie eher theoretischer Natur zu sein, und die meisten zogen es vor, mitten auf der Straße zu fahren, sobald sich die Gelegenheit dazu bot, häufig genug, um langsame Omnibusse zu überholen, die von müden, schwitzenden Pferden gezogen wurden. Was das andere Gebot betraf – dass Droschken privaten Fuhrwerken auszuweichen hatten –, so schien auch dies mehr übertreten als beachtet zu werden.
    Als wäre dies nicht genug, riskierten Fußgänger Leib und Leben, während sie zwischen unbarmherzigen Rädern hindurchrannten, die sie mit Schmutz und Schlimmerem bespritzten und mich, wäre ich dumm genug gewesen, weiter den Kopf nach draußen zu strecken, sicher ebenfalls besudelt hätten. Hier und da bemühten sich Straßenkehrer nach besten Kräften, einen Pfad für die besser Gekleideten von Unrat zu befreien; doch die meisten Passanten schienen resigniert zu haben, was den Dreck anging. Also begnügte ich mich damit, hinter dem Fenster zu bleiben und eine verwirrende Parade von Bildern an mir vorbeiziehen zu lassen, die, kaum dass sie auftauchten, auch schon wieder verschwunden waren.
    Unter die Fußgänger mischten sich Menschen, die aus Bauchläden alles mögliche Zeugs feilboten, von Zeitungsblättchen für wenige Pennys bis hin zu Bändern und Streichhölzern, während andere Straßenhändler Obst und Gemüse in Ständen oder aus Handkarren verkauften. Ein strenger Geruch nach Fisch, der für kurze Zeit in den Innenraum der Droschke drang, ließ mich vermuten, dass eine Frau, die neben einem großen Fass saß, Heringe feilbot. Ein weit angenehmerer Duft erreichte meine Nase von einem Stand mit zwei großen Kupferkesseln, aus denen heißer Kaffee ausgeschenkt wurde.
    Wir passierten die Stelle, wo allem Anschein nach der neue Bahnhof errichtet werden sollte. Ich konnte erst wenig davon erkennen bis auf die zahllosen Karren mit Schutt, die sich in den übrigen Verkehr mischten. Eine Staubwolke lag über der Gegend und drang bis in meine Droschke vor, was mich zum Husten reizte. Man hatte mich gewarnt, welches Ärgernis diese Karren darstellten, doch selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, war ihr Mangel an Beliebtheit nicht zu übersehen. Fußgänger verliehen vehement ihrer Frustration Ausdruck, und Droschkenfahrer stießen lästerliche Flüche aus, während die knarrenden Vehikel langsam ihres Weges rumpelten und sich lange Schlangen anderer Fuhrwerke hinter ihnen stauten. Ich für meinen Teil fand diese Karren und ihre Ladungen höchst mitleiderregend. Stofffetzen, die einst ein billiger Vorhang oder Teppich gewesen waren, klebten an Klumpen von zerschlagenem Mauerwerk und Fliesen, und gelegentlich thronte ein zertrümmerter Stuhl unsicher auf dem Haufen oder eine verbogene eiserne Bettstatt. Die Überreste eines dürren Rosenbusches waren Zeugnis für den Wunsch einiger ehemaliger Bewohner nach einem kleinen Gärtchen. Geborstene Dielen, Tür- und Fensterrahmen ragten aus dem Schutt wie knochige Finger, als wollten sie sich jeden Moment aus ihren Schuttgräbern ins Freie wühlen. Unvermittelt blieben wir holpernd stehen, und ich fragte mich bereits, ob wir angekommen waren.
    Sicher war eine Form von
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