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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben
Autoren: Michele Jaffe
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arme Bonnie so allein zu lassen. Niemandem zu erzählen, was passiert war, Geheimnisse zu haben. Bezahlen, bezahlen, bezahlen. Du hast ihr Gesicht durchs Fenster beobachtet und nichts getan.«
    Eine Sekunde lang sah es so aus, als würde Langley gleich weinen. Sie sah mich nicht an, sondern blickte zur Tür. Ich fragte mich, was sie sah. Ich fragte mich, ob sie ihre eigene Mutter noch einmal sterben sah.
    »Das stimmt nicht«, begann ich. »Das bist du, nicht ich. Und es ist nicht deine Schuld …«
    »Bla, bla, bla.« Sie schüttelte den Kopf, wie um ihn wieder klar zu bekommen, und ahmte mit den Fingern das Quaken einer Ente nach. »Wir sollten jetzt Schluss machen. Du hast mir viel Arbeit gemacht. Und weißt du, worüber ich mich echt geärgert habe? Du hast es wieder irgendwie geschafft, perfekt auszusehen, selbst als du tot sein solltest. Landest in dem Rosenstrauch wie eine gottverdammte Märchenheldin. Ich hätte dich noch herausgeholt und dafür gesorgt, dass du ein bisschen übler zugerichtet aussiehst, wenn ich gekonnt hätte, aber es war keine Zeit. Irgendwann hätte David bemerkt, dass sein Auto weg ist.«
    Sie wachte aus ihrem Tagtraum auf und lächelte. Es war das erste Mal, dass ich sie einen Moment lang nicht schön fand. Es war erschreckend.
    »Diesmal wird es ein bisschen wehtun, deshalb wirst du vielleicht hässlich aussehen. Jedenfalls war das bei der Probe so.«
    »Probe?«
    Sie beugte sich vor und erzählte aufgeregt, so als würde sie ein neues Kleid beschreiben: »Du fängst wieder an zu halluzinieren und denkst, ich sei Bonnie, die versucht, dich runterzuziehen. Und du kämpfst gegen deine Fesseln und versuchst, mich zu erreichen. Oder mich zu erwürgen. Das hab ich noch nicht entschieden. In dem Gerangel wird deine Infusion rausgezogen, dein Blutdruck schießt in die Höhe und du hast Atemprobleme.«
    »Aber das wird alle Schwestern herbeirufen. So wie neulich.« Ich verstand. »Bei der Probe.« Ich hatte das Gefühl, ich würde vor Panik ersticken, heruntergezogen.
Kämpfe
, sagte ich mir.
Du musst dich konzentrieren.
    »Genau. Und sie tun, was sie neulich getan haben, geben dir eine Spritze davon.« Sie wies mit dem Kopf auf eine Spritze auf dem Tisch. »Nur diesmal bekommst du einen Herzstillstand und stirbst.«
    »Das ist neulich nicht passiert.«
    »Ich habe einiges geändert.«
    »Du hast die Spritze manipuliert.«
    Sie lächelte. Elsa hatte recht. Da war nichts in Langleys Augen. Sie war kalt und hinterhältig. Und furchterregend. Mir brach am ganzen Körper Schweiß aus.
    »Das Hübsche an dem Plan ist, sobald er in Gang gesetzt ist, kann er nicht mehr gestoppt werden, und es sieht so aus, als wäre das Krankenhaus schuld. Ich trete einfach zurück und lasse ihn ablaufen wie ein Uhrwerk.« Sie tippte mir auf die Nase. »Wenn du es richtig machst, überlege ich mir vielleicht, ihnen zu sagen, dass du in deinem Wahn versucht hast, Bonnie zu retten. Um es für alle noch viel tragischer erscheinen zu lassen.«
    »Tu’s nicht«, flehte ich mit ganzer Leidenschaft. »Bitte lass meine Mutter das nicht durchmachen.«
    »Du bittest für deine Mutter, aber nicht um dein Leben?«
    »Ja.«
    Eine Sekunde lang war wieder der Funke in ihren Augen, der Funke Verwirrung, fast bedauernswert. Aber wieder verlöschte er. »Du kannst dir vorstellen, wie traumatisch das für mich sein wird. Ich denke, Papo wird mich ein Jahr durch Europa reisen lassen müssen. Er ist so knauserig, was das angeht.« Ich konnte sie immer schwerer verstehen, weil mein Herzschlag vor Panik so laut in meinen Ohren widerhallte. »Und ich erwarte, dass David diesen Sommer für einen Monat zu Besuch kommen wird. Vielleicht in Monaco. Ich glaube, er wird dort gut aussehen.« Sie nickte bestätigend. »Also, bist du fertig? Ich bin richtig aufgeregt. Irgendwelche letzten Worte? Nein? Nicht einmal, wie leid es dir tut, deine beste Freundin getötet zu haben?«
    »Hab ich nicht.« Meine Stimme klang rau, aber beharrlich.
    »Natürlich hast du. Du hast es getan, und jetzt wirst du dafür bezahlen.«
    Meine Kehle war wie Schmirgelpapier, meine Atmung flach, aber ich versuchte mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Bonnies Tod war nicht meine Schuld«, sagte ich. »Und der Tod deiner Mutter nicht deine.«
    Sie starrte mich unverwandt an, ohne zu blinzeln. »Wage es nicht, von meiner Mutter zu sprechen.«
    »Langley, es muss nicht so sein. Du musst das nicht tun.«
    »Doch. Ich. Muss.« Ihre Augen funkelten, und ihre Finger griffen nach
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