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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben
Autoren: Michele Jaffe
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gelegen – sie hat mir dabei geholfen, das Rätsel zu lösen und den Täter zu stoppen.«
    »Zu stoppen …« Da verstand ich. Die silberne Scheibe, die durch die Luft geflogen war und Langley getroffen hatte, unmittelbar bevor ich bewusstlos wurde. »Das hast du ihr an den Kopf geworfen!«
    »Ich war gerade auf dem Weg zurück vom Aufenthaltsraum, als mir alles klarwurde. Es war das Einzige, was ich zur Hand hatte. Aber es passt perfekt, oder? Beliebtheit kann wirklich Kopfschmerzen machen.«
    »Allerdings.«
    Ich blickte zum Fenster. Es waren keine Blumen, Karten oder Geschenke mehr da. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sehr sie die Sicht versperrt hatten.
    Ich wusste jetzt, dass ich eine Menge nicht gesehen hatte, blind vor Unsicherheit und Schuldgefühlen. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt würde ich die Augen weit aufmachen.
    Plötzlich fiel mir das Medaillon aus dem Traum wieder ein, aus dem ich gerade erwacht war … ich erinnerte mich, dass ich es in der Nacht gesehen hatte, als Bonnie gestorben war. Sie hatte es in der Hand gehalten. Aber es gehörte ihr nicht. In jener Nacht war mehr geschehen, als ich mitbekommen hatte. Und ich schuldete es Bonnies Familie, ihnen dabei zu helfen, die Wahrheit herauszufinden.
    Aber im Moment verlangte die Gegenwart meine ganze Aufmerksamkeit.
    Meine Augen wanderten zu Pete, und er lächelte breit. Er sah aus wie ein glückliches Kind, als er die Hand ausstreckte, um mir über die Stirn zu streichen.
    »Hör auf, dir Sorgen zu machen, Schönheit.«
    »Ich mache mir keine Sorgen.« Ich spielte mit einem Perlmuttknopf an seinem Hemd. »Ich wünschte nur … es kommt mir vor, als wäre ich kurzsichtig gewesen. Ich hätte das schon früher herausfinden müssen.«
    »Du hättest die Antwort die ganze Zeit gewusst, wenn du deinem Instinkt vertraut hättest.«
    »Ja. Ich muss daran arbeiten.« Mein Blick wanderte von den Knöpfen zu seinen Lippen, dann zu seiner Nase, bis zu seinen Augen. »Kannst du mir das nicht beibringen?«
    »O nein. Auf keinen Fall.«
    Die Antwort hatte ich nicht erwartet. »Warum?«
    »Ich will es nicht lehren. Ich will es lieber tun.«
    »Was tun?«
    »Das.«
    Das
war anders als alles, was ich bisher erlebt hatte.
    »Guckt mal, Jane küsst Pete! Das ist schon der dritte Junge, den sie diese Woche küsst.«
    »Stimmt das?« Pete sah mich an.
    »Aus rein medizinischen Gründen«, sagte ich ernsthaft.
    »Ich glaube, deine Schwester hat gerade einen Witz gemacht«, sagte Pete zu Annie.
    »Sie muss wohl bei Mommy Unterricht nehmen«, antwortete sie schelmisch.
    Am nächsten Tag konnte ich wieder laufen.

Epilog
    D as Bild ist ein totales Chaos.
    Es ist kurz vor Sonnenuntergang, wenn die Farben am kräftigsten sind, der Himmel tiefblau, das Meer darunter indigoblau. Ein rot-weiß gestreiftes, offenes Zelt steht auf einer Grasfläche, die sich bis hin zum Meer erstreckt. Darin reihen sich lange Tische mit geblümten Tischdecken in hellen Farben, mit den Überbleibseln eines Festes. Überall liegen nicht mehr ganz frisch aussehende Blumen, zerknüllte Servietten und mit buntem Zuckerguss bekleckerte Teller herum. Die Überreste einer Torte neigen sich gefährlich zur Seite, daneben steht ein großer silberner Sektkübel, an dem Kondenswasser herunterläuft und aus dem eine geöffnete Flasche Dom Pérignon herausguckt. Auf der linken Seite zeigt ein kleines Mädchen einem Jungen gerade eine Schnecke, die sie in einem Erdnussbutterglas gefangen hält. Rechts spielen vier kräftige Männer Poker, rauchen Zigarren und trinken Bier. Sie haben ihre Jacken ausgezogen und einer von ihnen hat einen Energydrink vor sich stehen. Im Vordergrund sieht man Rosalind Freeman in einem blauen Strandkleid, das sie selbst sicher zu jung für sich gefunden hätte, aber ihre Töchter hatten sie dazu überredet, es zu kaufen. Der Wind weht ihr die Haare aus dem Gesicht, das Verwunderung und Freude ausdrückt, während sie zu ihrem neuen Ehemann, Joe Garcetti, aufblickt.
    Hin und wieder wird die Gesellschaft von einem Lachen unterbrochen, das aus dem Apfelbaum kommt. Darin hängt eine alte Hängematte, die so oft geflickt ist, dass sie aussieht wie das Fangnetz einer Hexe. Darin liegen, wie durch einen Zauber gefangen, ein Junge und ein Mädchen. Er trägt ein Button-Down-Hemd, das mit Pinguinen bedruckt ist, sie hat ein weißes Miederkleid an, wahrscheinlich aus der letzten Saison. Er sieht umwerfend gut aus. Ihre Haare sehen aus wie mit einer Machete geschnitten und auf ihrer Stirn ist eine
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