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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben
Autoren: Michele Jaffe
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gesund
trägt. »Irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob der von einem Freund oder einem Feind ist.«
    »Ich auch nicht«, antworte ich und während Ruben sich den Rest der Genesungsgeschenke ansieht, mit denen mein Zimmer übersät ist, denke ich darüber nach, dass das wohl in mehr als einer Hinsicht zutrifft. Deshalb höre ich nur halb zu, als er mich nach der Karte mit den kleinen Hunden von David fragt und nach dem Luftballonstrauß von Nikki mit der Karte, auf der
Cheers
steht.
    Jetzt steht Ruben vor einem herzförmigen Kranz aus Rosen, flankiert von einer kleinen Figur und einer Puppe. »Und was ist das hier alles?
Von Deinem heimlichen Verehrer
«, liest er eine der Karten laut. »Das Ganze?« Er deutet darauf. Ich nicke. »Also, Moment mal – du hast einen Freund, einen Freund, der keiner ist, und einen heimlichen Verehrer.« Er sieht mich an und schüttelt den Kopf. »Kein Wunder, dass jemand versucht hat, dich zu überfahren.«
    Er hat recht. Ich habe viele Geschenke, weil ich irgendwie – unerklärlicherweise – beliebt bin. Und die meisten der
Wir vermissen Dich
- und
Werd schnell gesund
-Grüße sind Lügen – eben weil ich sehr beliebt bin.
    Das ist die Ironie. Die grausame Lektion, die ich gelernt habe. In Filmen lieben alle die Prinzessin, aber im wirklichen Leben ist das anders. Beliebtheit ist kein zweischneidiges Schwert; es hat nur eine Schneide – töten oder getötet werden. Der Platz an der Spitze der sozialen Pyramide ist begrenzt und sobald du sie erreicht hast, gibt es nur noch eine Richtung, in die du gehen kannst, und genügend Leute, die dich dorthin stoßen wollen.
    Ich weiß jetzt, wer versucht hat, mich zu töten, aber ich will es einfach nicht glauben. Jeder Teil von mir sucht nach einer anderen Lösung, nach anderen möglichen Erklärungen, denn die Wahrheit ist zu schrecklich. Alle Hinweise, die ich brauchte, um es herauszufinden, lagen die ganze Zeit direkt vor mir, aber ich habe mich absichtlich blind gestellt. Wie in diesem kurzen Moment beim Fotografieren, wenn man den Bildausschnitt auswählt und das, was vorher verschwommen war, plötzlich und wie von Geisterhand scharf gestellt wird. Nur wollte ich es in diesem Fall nicht sehen.
    »Ich komme gleich wieder und sehe noch mal nach dir, Prinzessin«, sagt Ruben.
    Ich könnte versuchen, ihn aufzuhalten, aber es würde nichts ändern. Der Killer kann mich überall und jederzeit erwischen.
    Mein Blick schweift wieder zu dem Foto von mir im Rosenstrauch, und alles ist vollkommen klar. Es gibt nur eine Person, die das getan haben könnte. Eine Person, auf die alles hindeutet. Der Drink. Die zugeschlagene Tür. Der Kuss. Das Auto. Der Ring.
    Die Augen.
    Ich habe die Worte an der Wand gesehen. Ich weiß, was als Nächstes kommt.
    Vom Zimmereingang her ertönt eine männliche Stimme: »Hi Jane.«

Donnerstag
    Erstes Kapitel
    E s ist schwer zu sprechen, wenn man geküsst wird. Diese Erfahrung habe ich zum ersten Mal mit Liam Marsh gemacht, als ich in der neunten Klasse war. Nun, in der elften Klasse, erlebte ich es wieder und zwar mit meinem Freund David Tisch vor der Livingston Senior Highschool, genau um Viertel vor drei am Donnerstag vor dem Memorial-Day-Wochenende.
    Ich hatte für den Abend eine Überraschung geplant. Und sosehr ich auch den Geschmack von Davids Küssen – Minzkaugummi und Pot – mochte und die Art, wie er mit seiner Zunge meine Lippen liebkoste, während er meine Schultern mit seinen großen Händen hielt, hatte diesmal ich etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen.
    Deshalb entzog ich mich ihm. Er öffnete halb die Augen, langsam, und sah mich an. »Was ist los, Süße?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass ich es mir für heute Abend aufhebe.«
    »Richtig. Für die Überraschung.« Er drehte eine Strähne meines langen dunklen Haares zwischen seinen Fingern. »Aber du brauchst echt nicht so einen Akt daraus zu machen. Mir würde es reichen, wenn alles einfach so wäre wie immer.« Er massierte jetzt meinen Nacken, fast etwas zu fest. Er war sich nicht bewusst, wie stark seine Hände vom vielen Schlagzeugspielen waren. »Warum müssen wir den ganzen Weg hinaus zum Strand fahren, um auf so eine dämliche Party zu gehen?«
    »Es lohnt sich«, sagte ich und warf ihm einen Blick zu, von dem ich hoffte, dass er sexy und süß zugleich war. »Ich verspreche es.«
    Er schüttelte den Kopf, schien aber eher amüsiert als verärgert. »Du und deine Pläne.«
    Es hatte fast die ganze vergangene Woche ununterbrochen geregnet,
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