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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben
Autoren: Michele Jaffe
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müsste sehr schlau sein.«
    Ich nickte. »Das bist du.«
    Einen Moment herrschte Schweigen. Und dann, als könnte sie nicht anders, lächelte sie. Ein so sonniges Lächeln, so dass das, was danach kam, nur umso schrecklicher war. »Ja, das bin ich, stimmt’s?« Sie seufzte selbstzufrieden, fuhr dann fort, laut nachzudenken. »War Ollie nicht süß? Erstaunlich, wie loyal Menschen sein können, wenn du herauskriegst, wie du ihnen zusetzen musst. Genau wie Pferde.« Ihr Tonfall war beiläufig, sie hätte genauso gut übers Wetter reden können.
    »Aber du konntest nicht zulassen, dass jemand anders den ganzen Spaß hat«, folgerte ich.
    »Nein. Ich hab nur einen Weg gesucht, um durch die Reihe von Wachtposten da draußen zu kommen und all die Sicherheitsleute loszuwerden. Ich wollte, dass wir unter uns sind, wenn meine beste Freundin und ich uns das letzte Mal unterhalten.« Ihre perfekt geschminkten Lippen waren immer noch zu einem eitlen Lächeln verzogen. Mit einer Hand strich sie zärtlich eine Haarsträhne aus meiner Stirn. Was sie mit der anderen machte, wusste ich nicht. »Das verstehst du doch, Jelly Bean?« Bevor ich antworten konnte – und was hätte ich sagen sollen? –, erschien wieder die steile Falte zwischen ihren Augenbrauen. »Aber wenn du es wusstest, warum hast du nichts gesagt?«
    Darauf hatte ich eine Antwort. »Weil ich rausfinden wollte, wie du das alles bewerkstelligt hast«, sagte ich, aber das war nicht der wahre Grund. Der wahre Grund war, dass das der einzige Weg war, dass es aufhörte. Wenn ich sie beschuldigt hätte, dass sie versucht hätte, mich zu töten, hätten alle gedacht, dass ich verrückt wäre. Eine von uns war tatsächlich verrückt, aber nicht ich. Aber es hätte nie einen Beweis dafür gegeben.
    »Das ist sehr schmeichelhaft. Aber für den Fall, dass du deine Meinung änderst, habe ich Vorsichtsmaßnahmen getroffen.« Ich spürte etwas Spitzes an meinem Oberarm und als ich nach unten blickte, sah ich eine Spritze. Ich rang nach Luft. »Ich will, dass wir uns zuerst nett unterhalten, aber wenn du Schwierigkeiten machen solltest, muss ich zudrücken, und das war’s dann mit dir. Wirst du also ein braves Mädchen sein?«
    Mir drehte sich der Magen um.
Bleib ruhig
, sagte ich mir. »J-ja«, stotterte ich.
    Langley nickte selbstzufrieden. Ihre blonden Haare fielen nach vorn und umrahmten ihr engelsgleiches Gesicht. Sie streckte die Hand aus, die nicht die tödliche Spritze hielt, und berührte meinen Hals. »Du hast so schöne Haut, Jane. Wusstest du, dass das das Erste war, was mir an dir aufgefallen ist, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind? Deine Haut. Und dein unruhiger Blick. Wir waren uns so ähnlich. Wir hatten beide so große Geheimnisse. Ich wusste, dass du mich brauchtest. Und ich konnte dir helfen. Das hab ich, oder?«
    Sie beugte sich vor, und ihre Augen funkelten vor Erwartung, als wartete sie auf meine Antwort.
    Ich nickte.
    Sie seufzte und schüttelte traurig den Kopf. »Es ist wirklich schade, dass es so gekommen ist. Aber du weißt, jemand muss bezahlen.«
    Ich verstand nicht. »Was meinst du?«
    Sie wischte meine Frage weg, als würde ich darauf bestehen, die Hälfte der Lunchrechnung zu übernehmen, und sie wollte mich einladen. »Erzähl von Anfang an. Wie bist du darauf gekommen, dass ich es bin?«
    »Viele kleine Dinge.« Ich versuchte selbstsicher zu klingen, obwohl meine Stimme immer wieder stockte und die Nadelspitze schon unangenehm in meinen Arm piekte. Ich musste mir dringend was überlegen.
    »Als ich herausgefunden habe, wie die Botschaft auf den Spiegel gekommen war. Es musste niemand im Badezimmer gewesen sein, während ich unter der Dusche war, sondern sie hätte auch vorher geschrieben worden sein können. Vorher, als der Spiegel noch nicht beschlagen war. Und das grenzte den Personenkreis ein. Und dann fiel mir ein, was Nicky, Sloan und ich als Einziges gemeinsam hatten.«
    »Und das war?«
    »Lipgloss.« Endlich hatte ich ein vollständiges Bild davon, was passiert war. »An dem Abend, als die Party war, hast du versucht, mich mit Lipgloss zu betäuben, aber es wirkte nicht schnell genug …«
    »Ich weiß! Die Schlampe Nicky hat es dir abgenommen, als sie dich geküsst hat. Echt, ich hätte die dumme Kuh umbringen können.« Sie klang vergnügt und heiter, als wäre das ganz normaler Klatsch.
    »… also hast du mich nach oben kommen lassen, um noch mal welchen aufzutragen. Danach verlor ich das Bewusstsein, und als ich aufwachte,
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