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Wer schoen sein will, muss leiden

Wer schoen sein will, muss leiden

Titel: Wer schoen sein will, muss leiden
Autoren: Silja Vocks , Tanja Legenbauer
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Gewichtsreduktion bei den Models aus dem Playboymagazin. Anhand des Verlaufs der Linien kann man erkennen, dass der Unterschied zwischen Ideal und tatsächlichem Aussehen der Frauen immer größer geworden ist.

    Abbildung 7: Relativer Gewichtsverlauf der Models im Männermagazin „Playboy“ und der weiblichen amerikanischen Bevölkerung zwischen 1960 bis 1980 (Garner et al., 1980)
    Die Untersuchung wurde vor 20 Jahren gemacht, in der Zwischenzeit ist die sichtbar gewordene Schere noch weiter auseinandergeklafft: Models in den Zeitschriften haben heutzutage meist ein Körpergewicht, das in den Bereich der Magersucht fällt. Unmöglich, dass dieses ohne Manipulationen wie Diäten oder extremem Sport erreicht und aufrechterhalten wird. Doch genau das wird vorgegaukelt. Der Eindruck entsteht, dass jeder, der sich nur genug anstrengt, dieses Ideal auch erreichen kann. Scheinbar glauben viele Menschen, dass der Körper unendlich formbar ist.
    Auf dem Weg zu diesem Ziel wird alles Mögliche getan. Die Ausgaben für Diät- und Lightprodukte, Gewichtsreduktionsprogramme, Bücher, etc. haben sich seit den 80er Jahren verdoppelt. Medikamente zur Gewichtsreduktion oder auch plastische Schönheitschirurgie gewinnen an Zuwachs. Ob die Nase gerichtet wird oder neuerdings der Bauchnabel eine bestimmte Form haben muss, kaum etwas bleibt der Natur überlassen. Das neue Motto lautet, „Wer schön sein will, muss leiden“.
    Der ideale Körper ist damit nur noch durch die richtigen Essenspläne kombiniert mit dem richtigen Fitnessprogramm und manchmal auch ärztlicher Nachhilfe erreichbar. In unserer Gesellschaft wird meist angenommen, dass jeder, der das Ziel Schönheit erreicht, auch großzügig belohnt wird:
    Wenn man/frau nur schöner und vor allem schlanker ist, dann muss das Leben einfach besser sein – mehr Erfolg, mehr Glück, mehr Erfüllung, mehr Anerkennung vom anderen Geschlecht.
    Die in den Medien dargestellten Menschen definieren die Norm. Dass hier Kameralicht, Make-up und professionelle Frisöre, Computertechniker usw. am Werk waren, wird nicht weiter erwähnt, genauso wenig wie die Tatsache, dass Fotos im Nachhinein am Computer mit Bildbearbeitungsprogrammen weiter perfektioniert werden: Hautunreinheiten werden wegretuschiert, Beine verlängert, der Bauch verflacht. Frauenzeitschriften propagieren ein Schönheitsideal, das für 90% der Frauen unerreichbar ist. Wie diese Frauen heutzutage aussehen sollen, legen die berühmten (und schönen) Frauen unserer Gesellschaft fest. Als junge Frau sollte man aussehen wie Claudia Schiffer, ist man etwas älter, sucht man sich Iris Berben oder Catherine Deneuve als Vorbild, welchem man in mühevoller Arbeit nacheifert. Und obwohl der Kampf meist aussichtslos ist, trägt das Klischee des bevorzugten Schönen in der Gesellschaft dazu bei, dem „Phantom Schönheit“ weiter nachzujagen.

    All das beschert Zeitschriften, Schönheitschirurgen, Kosmetik-Herstellern, Kurhotels und Ratgeber-Büchern einen unerschöpflichen Markt. Frauen sind „unfertige Wesen“. Sie sind nie „perfekt“ so wie sie sind, sie müssen immer etwas verändern und sich verbessern.
    Aber wie sieht denn nun das Klischee des bevorzugten schönen Menschen aus?
    In einer Studie wurde untersucht, welche Eigenschaften attraktiven Menschen im Vergleich zu weniger attraktiven Menschen zugesprochen werden. Unabhängig von der Tatsache, ob sie diese Eigenschaften hatten oder nicht, wurden die attraktiven Personen tatsächlich als beliebter, intelligenter und sozial begabter eingestuft als die weniger attraktiven.
    Ist das der Grund, weshalb jeder gerne schön und attraktiv sein möchte, um beliebter zu sein, kompetenter und intelligenter zu wirken und erfolgreicher zu sein?
    In einer weiteren Studie wurde überprüft, welche Eigenschaften dünnen bzw. dicken Menschen zugesprochen werden und inwieweit die wahrgenommene Attraktivität davon beeinflusst wird. Die Autoren (Pudel & Westenhöfer, 1998) befragten dazu eine große Menge an Personen in Deutschland und ließen u. a. einschätzen, wie verträglich, lebensfroh, beliebt und attraktiv die verschiedenen Gewichtstypen (1 sehr dünn bis 5 sehr dick) sind (vgl. Abbildung 8 ). Zusätzlich verglichen sie die Ergebnisse mit den Zahlen aus früheren Befragungen. Es zeigte sich, dass in der Befragung von 1989 Menschen mit einer Figur im mittleren Bereich deutlich mehr Verträglichkeit, Lebensfreude und auch Attraktivität zugesprochen wurde als den Menschen mit einer
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