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Wer schoen sein will, muss leiden

Wer schoen sein will, muss leiden

Titel: Wer schoen sein will, muss leiden
Autoren: Silja Vocks , Tanja Legenbauer
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sehr dünnen bzw. sehr dicken Figur. Hier hat also eine Veränderung in der Wahrnehmung stattgefunden.

    Abbildung 8: Veränderung im Image des „Dicken“ und des „Dünnen“ seit 1970 (Pudel & Westenhöfer, 1988)
    Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass nicht allein das Gewicht oder die Figur maßgeblich für die Zuschreibung von Attraktivität sind. Es gibt einige Studien zum Thema Attraktivität. Wir möchten Ihnen einige Ergebnisse des Forschungsstandes vorstellen, um folgende Fragen beantworten zu können:
    – Ist Attraktivität nur an Schlankheit gebunden?
    – Was genau ist eigentlich Attraktivität?
    Zum Beispiel konnte Singh (1993) mit Ergebnissen ihrer Studie zeigen, dass Attraktivität nicht ausschließlich an Schlankheit gebunden ist. Sie fand, dass Attraktivität von der Körperfettverteilung beeinflusst wird, welche anhand des Taille-Hüft-Verhältnisses bestimmt wurde. Normalgewichtige Frauen mit einem Taille-Hüft-Verhältnis von 0,7 wurden am attraktivsten eingeschätzt. Singh erklärte dies aus evolutionsbiologischer Sicht – Frauen mit diesem Taille-Hüft-Verhältnis galten als fruchtbarer und damit attraktiver für die Paarung. Sie hatten damit einen Selektionsvorteil gegenüber weniger attraktiven Frauen. Zudem konnte gezeigt werden, dass bei Männern eher das Gesicht als attraktiv eingeschätzt wird, während bei Frauen vor allem der Körper eine Rolle spielt. Hierbei spielten Faktoren wie körperliche Gesundheit, körperliches Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl als emotionale Komponente eine Rolle bei der Einschätzung der eigenen Attraktivität (Wade & Cooper, 1999). Attraktivität ist also ähnlich dem Körperbild ein komplexes Gebilde, das sich aus Gedanken, eigenen Einstellungen und Ansichten über Attraktivität sowie emotionalen Faktoren wie zum Beispiel die erfahrene Wertschätzung durch andere zusammensetzt.
    Zusätzlich zeigen mehrere Studien, dass Attraktivität von weiteren Faktoren beeinflusst wird, dazu zählen z. B. die Symmetrie des Gesichtes, wie alt ein Gesicht aussieht, das Lebensalter insgesamt (Furnham, Mistry & Clelland, 2004).
    Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Bewertung von Attraktivität nicht nur von soziokulturellen Einflüssen abhängt, sondern neben den gemachten Erfahrungen, kulturellen Normen und eigenen Einstellungen auch Evolution und Biologie (z. B. Taille-Hüft-Verhältnis, Alter, etc.) darauf einen Einfluss hat, was der Mensch als attraktiv erachtet und was nicht (Henss, 2000). Die meisten oben beschrieben Faktoren zählen zu den objektiv messbaren Schönheitsmerkmalen, die in den verschieden Studien gefunden wurden.
    Um die Frage, was Attraktivität eigentlich ist, näher zu beleuchten, wollen wir noch darauf eingehen, welchen Einfluss diese objektiven Schönheitsmerkmale wie Symmetrie des Gesichts, Taille-Hüftverhältnis und ähnliches auf die wahrgenommene Attraktivität eines Menschen überhaupt haben – denn auch das wurde untersucht.
    Man fand heraus, dass die objektiven Schönheitsmerkmale nicht nur unterschiedlichen kulturellen Einflüssen unterliegen, das heißt, dass in über 200 Kulturen stets andere objektive Schönheitsmerkmale galten, sondern auch, dass vor allem der persönliche Geschmack und das Niveau der eigenen Attraktivität einen Anteil daran haben, was unter Attraktivität bzw. Schönheit verstanden wird.
    In Abbildung 9 ist das Verhältnis der so genannten drei Säulen von Schönheitsempfinden (Hassebrauck & Küpper, 2002) dargestellt. Diese drei Säulen sind neben den objektiven Schönheitsmerkmalen der persönliche Geschmack und das Niveau des Betrachters.
    Wie deutlich zu sehen ist, machen die objektiven Schönheitsmerkmale wie Taille-Hüftverhältnis, Symmetrie des Gesichts nur ca. ein Viertel des Gesamturteils aus. Fast zwei Drittel der Urteile basieren auf Eigenschaften und persönlichem Empfinden des Beurteilers. Schönheit und Attraktivität liegen demnach vor allem im Auge des Betrachters.

    Abbildung 9: Modell zur Attraktivität – Die drei Säulen des Schönheitsempfindens nach Hassebrauck und Küpper (2002)
    Nachdem wir jetzt sehr theoretisch über Attraktivität gesprochen haben und verschiedene Ansichten vorgestellt haben, möchten wir Sie bitten, sich mit Ihrem eigenen Verständnis von Attraktivität auseinanderzusetzen. Bitte benutzen Sie dazu Arbeitsblatt 3 . Vergegenwärtigen Sie sich dazu noch einmal das Collagenbild (vgl. Seite 36). Versuchen Sie, das dort vermittelte Schönheitsideal
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