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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt
Autoren: Christopher Brookmyre
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untertauchen, bis der Zulieferer pleiteging und mit ihm die Schulden verschwanden.
    Der Zulieferer hatte bereits eigene Nachforschungen angestellt und dann die Detektei Galt Linklater beauftragt, damit alle gefundenen Beweise einwandfrei, legal und vor Gericht verwertbar waren. Galt Linklater wiederum hatte einen Teil der Arbeit an Sharp Investigations übergeben, was oft geschah, wenn die Firma überlastet war.
    Jasmine kannte Sharp Investigations unter dem weniger offiziellen Namen Onkel Jim. Er war ein ehemaliger Polizist, der sich im Ruhestand als Detektiv selbstständig gemacht hatte. Verschiedene Detekteien hatten ihn anheuern wollen, darunter Galt Linklater, aber aufgrund »beruflicher Erfahrungen«, die er nicht weiter ausführte, war er lieber sein eigener Chef. Sharp Investigations war also immer ein Einmannbetrieb gewesen, und weiß Gott kein erfolgloser. Jasmine fragte sich immer noch, wie die Firma ihre Reichweite und Effizienz durch die Anstellung einer nervösen, ungeschickten jungen Frau ohne jegliche Erfahrung und angeborenes Talent steigern wollte.
    »Foxtrot Five. Ampel ist grün, kein Richtungswechsel, Byres Road«, sagte sie. So war es richtig. Wie bekam sie das Ganze bloß richtig heraus, ohne darüber nachzudenken?
    »Delta Seven«, antwortete Jim, »nähere mich der Kreuzung Byres Road, Highburgh Road. Ampel ist rot. Ich muss warten.«
    Der flüchtige Geschäftsmann in der Katastrophe von Montag hieß Peter Harper. Er kam aus Kilwinning, hatte seine Wohnung aber vor sechs Wochen verlassen und nach Aussage des Vermieters die Einzugsermächtigung für die Miete gekündigt. Der Zulieferer hatte eine Liste von Adressen zurVerfügung gestellt, wo er untergetaucht sein könnte. Galt Linklater brauchte eine Adressfeststellung: einen Beweis, dass er sich an einem bestimmten Ort aufhielt. Den bekam man am besten, indem man mit einer versteckten Kamera bei ihm an der Tür klingelte.
    Für genau so etwas brauchte er sie an Bord, hatte Jim Jasmine erklärt.
    »So einer ist schon von sich aus ziemlich nervös«, meinte er. »Also ist er extrem misstrauisch, wenn jemand nach ihm fragt, während er sich tot stellt. Der riecht die Polizei hundert Meter gegen den Wind. Wenn der mich durchs Fenster oder durch den Spion sieht, macht er gar nicht erst auf. Deshalb hat Galt Linklater den Auftrag ja überhaupt erst weitergegeben: Deren Leute haben doch alle groß Exbulle auf der Stirn stehen. Eine frische, freundliche junge Frau ist da was ganz anderes.«
    Das klang bestechend logisch, aber trotzdem kam es Jasmine umso mehr vor, als gäbe er sich besondere Mühe, ihr den wahren Grund für ihre Anstellung zu verheimlichen.
    »Delta … äh, Foxtrot Five. Zielperson blinkt rechts, rechts, rechts auf die Great George Street, muss aber den Gegenverkehr abwarten.«
    Scheiße. »Blinker rechts, aufgehalten durch Gegenverkehr«, hätte sie sagen müssen. Gerade Text auswendig lernen sollte sie doch eigentlich können.
    Genau genommen war die Wiederholung der Rufzeichen bei einer Zwei-Mann-Beschattung unnötig, aber Jim hatte darauf bestanden, um sie daran zu gewöhnen. Wenn sie so weitermachte, hatte sie es vielleicht in einem Jahr einigermaßen drauf.
    »Delta Seven, okay, okay. Schließe auf. Ich übernehme den Sichtkontakt, wenn er abbiegt.«
    Da sie ganz und gar nicht wie eine Polizistin oder ehemalige Polizistin aussah und sich auch in keiner Hinsicht als Privatdetektivin verriet (schon gar nicht in der Art und Weise, wie sie ihren neuen Job ausführte), hatte Jasmine am Montag an den Türen klingeln müssen.
    An der zweiten Adresse war es passiert. Mit der ersten war nichts anzufangen: Die Exfreundin, die dort hätte wohnen sollen, hatte die Wohnung vor zwei Jahren verkauft. Jim hatte von dem Hinweis sowieso nicht viel gehalten, aber sie hatten die Adresse trotzdem überprüft, weil sie auf dem Weg zu der lag, die sich am besten anhörte. Eigentlich war die zweite Adresse sogar Nummer zwei bis zehn, weil sie nur die Hausnummer des dreistöckigen Wohnblocks in Partick enthielt, nicht die Wohnungsnummer.
    »Foxtrot Five. Zielwagen ist rechts, rechts, rechts abgebogen und fährt westlich auf der Great George Street. Wagen blinkt rechts. Übernehmen, Delta Seven.«
    »Delta Seven bestätigt Sichtkontakt. Zielfahrzeug biegt ein in Lilybank Gardens, eine Hufeisen-Einbahnstraße. Er will parken.«
    »Okay, okay.«
    Jim hatte erklärt, dass man eine Geschichte braucht, wenn man Haustüren abklappert und nach Leuten fragt,
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