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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt
Autoren: Catherine Coulter
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beruhigen konnten, bevor das FBI sie befragte.
    Alle Agenten fuhren zurück zum FBI-Hauptquartier, zur Criminal Apprehension Unit, kurz CAU, der Abteilung für gezielte Täterermittlung, Savichs Einheit, wo sie ihre Berichte schreiben wollten.
    Es herrschte eine wahre Jubelstimmung. Man klopfte sich auf die Schultern, man gratulierte sich. Nichts war schief gelaufen, keine Fehler, keine Schnitzer. Man war rechtzeitig da gewesen, um die Jungen zu retten. »Sieh dir dieses Herumgeprotze an«, sagte Sherlock beim Betreten der Abteilung. Dann musste sie lachen. Es gab nur ein Gesprächsthema: wie Savich mit den Bastarden fertig geworden war.
    Savich rief alle Agenten, die an dem Einsatz teilgenommen hatten, im Konferenzzimmer zusammen.
    »Als das Scheunentor aufging, hat da irgendwer was gesehen?«
    Niemand hatte etwas gesehen.
    »Hat irgendjemand was Komisches aus der Scheune kommen sehen, irgendwas?«
    Schweigen am großen Tisch. Dann sagte Sherlock: »Wir haben nichts gesehen, Dillon. Die Flügel des Scheunentors schwangen nach innen auf, und es staubte gewaltig, mehr nicht.« Sie warf einen Blick in die Runde. »Wir haben nichts aus der Scheune rauskommen sehen.«
    »Die Tuttles nannten sie ›die Ghule‹«, erklärte Savich langsam. »Sie haben so echt ausgesehen, dass ich tatsächlich auf einen geschossen hab. Dann schienen sie sich aufzulösen, einfach zu verschwinden. Ich versuche hier so objektiv wie möglich zu sein. Ihr müsst verstehen, dass ich ganz bestimmt nicht so ein verrücktes Zeug sehen wollte. Aber ich hab’s gesehen. Ich will glauben, dass es nur eine Staubwolke war, die sich in zwei Teile geteilt hat, aber ich bin mir nicht sicher, ich weiß nicht. Wenn sich einer von euch einen Reim darauf machen kann, würd’s mich freuen.«
    Fragen wurden gestellt, es wurde hin und her spekuliert, bis schließlich wieder alle stumm dasaßen. Savich sagte zu Jimmy Maitland: »Die Jungen haben sie auch gesehen. Sie reden von nichts anderem. Ich möchte wetten, dass Rob und Donny die Dinger nicht als Staubwolken oder als eine Art Naturerscheinung bezeichnen.«
    Jimmy Maitland sagte: »Niemand wird ihnen glauben. Also, diese Ghul-Geschichte sollte besser unter uns bleiben. Das FBI hat auch so schon genug Probleme, da brauchen wir nicht noch zusätzlich zu verkünden, wir hätten zwei übernatürliche Kegel gesehen, die mit zwei irren Psychopathen im Bund standen, Menschenskind.«
    Später, als Savich seinen Bericht für Jimmy Maitland tippte, merkte er, dass er »Ghule« automatisch in Großbuchstaben geschrieben hatte. Für die Tuttles waren sie nicht einfach irgendwelche Erscheinungen; sie waren etwas ganz Spezielles.
    Eine halbe Stunde später folgte Sherlock Savich aufs Männerklo. Ollie Hamish, Savichs zweiter Mann, stand gerade am Waschbecken und wusch sich die Hände.
    »Ach, hallo Leute. Nochmals meine herzlichsten Glückwünsche, Savich. Tolle Arbeit. Wünschte bloß, ich wär dabei gewesen.«
    »Freut mich, einen Mann zu sehen, der sich nach dem Pinkeln die Hände wäscht«, bemerkte Sherlock und zwickte ihn in den Arm. »In ein paar Minuten werde auch ich meine Hände waschen. In Unschuld nämlich. Aber erst muss ich meinem Mann, diesem Blödian, ein bisschen Vernunft einbläuen. Also mach, dass du wegkommst, Ollie. Ich weiß, du willst ihn bloß vor mir beschützen, und ich will nicht euch beiden wehtun müssen.«
    »Ach, komm schon, Sherlock, er ist ’n verdammter Held. Wieso willst du dem Helden ans Leder? Er hat diese beiden Jungen vor den Hexern und den Ghulen gerettet.«
    Savich fragte: »Nach allem, was ich dir von ihnen erzählt hab, würdest du sie im Geiste auch mit Großbuchstaben schreiben?«
    »Klaro, du hast doch gesagt, es waren zwei. Ist eine von diesen komischen Sachen, die einen nicht mehr loslassen. Bist du dir sicher, dass du nicht irgendwas geraucht hast? Zu viel abgelagertes Heu eingeatmet, vielleicht?«
    »Ich wünschte, es wär so gewesen.«
    »Raus, Ollie.«
    Als sie allein waren, hielt sie ihm keine Standpauke, sondern ging zu ihm und schlang ihm die Arme um die Taille. »Ich kann nicht gerade behaupten, ich hätte noch nie im Leben solche Angst ausgestanden, denn wir beide haben schon so einiges mitgemacht.« Sie gab ihm einen Kuss auf den Hals. »Aber heute, in dieser Scheune, warst du ganz schön waghalsig. Ich hätte mir fast ins Höschen gemacht vor Angst, genauso wie deine Freunde.«
    »Es war keine Zeit«, sagte er, die Wange an ihr lockiges Haar gedrückt. »Keine
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