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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Caren McFeather als freie Autorin in Schottland lebte. Das mit der freien Autorin stimmte, das mit Schottland nicht. Sie wohnte in Ingolstadt in Bayern, also im richtigen Bayern und nicht in Franken, und das passte einigen ihrer Kollegen nicht, die sich Aufkleber mit dem Frankenrechen auf die klapprigen Autos klebten und mit Überzeugung Dialekt sprachen. Aber eine Schriftstellerin, die sich Caren McFeather nannte, musste zwangsweise in Schottland beheimatet sein. Diese Spielereien mit der Wahrheit, so nannte Carens Verlag die kleinen Lügen, taten dem Marketing gut. Die teilweise erfundene Biografie enthielt auch einen schottischen Ehemann. Das Leben war sowieso nichts anderes als Fiktion, fand Caren.
    Ãœberhaupt war Ingolstadt ein perfekter Standort, um sich an den Vorbereitungen für das Fränkische Krimifestival zu beteiligen. Mit dem Auto brauchte sie keine Stunde bis Weißenburg, einmal über den Berg, und das war’s. Deswegen würde sie in dem Theaterstück mitspielen, auch wenn Quentin es geschrieben hatte. Quentin hasste sie. Ihr selbst war der Mann vollkommen gleichgültig.
    Sie freute sich auf die beiden Auftritte: einmal als Schauspielerin zum Auftakt des Krimifestivals auf dem Schiff, in Quentins Stück. Seltsam, dass er damit einverstanden war, dass ausgerechnet sie das Mordopfer spielte. Womöglich fand er genau diese Rolle für sie passend. Bei seinem morbiden Getue war das Finsterste am wahrscheinlichsten. In der Mitte des zweiten Aktes wurde sie getötet. Man würde sie über Bord werfen, ein extra Gag für die Zuschauer, die zur Reling rennen und nachsehen konnten, aber keine zwei Minuten später würde ein kleines Beiboot sie an Bord nehmen. Zum Schlussapplaus wäre sie schön trocken längst wieder auf der Bühne.
    Caren betrachtete den Band mit dem Titel ›Die Vogelwelt Mitteleuropas‹, der auf ihrem Schreibtisch bereitlag. In näherer Zukunft schwebte ihr ein Vogel-Krimi vor, und sie hatte im Internet einen Bericht über einen Lehrpfad auf der Vogelinsel im Altmühlsee  119  gelesen, die vom Landesbund für Vogelschutz betreut wurde. Wenn sie dort den zuständigen Ornithologen bezirzte, ihr eine Führung zu geben, als Krimirecherche, dann hätte sie auch gleich noch ein interessantes Setting für eine neue Geschichte. Vogelschutzgebiete an Gewässern waren doch ideale Leichenfundorte. In Krimis, selbstverständlich.

    *

    Sigbert Lufft und Tom Daisler standen, mit den Visitenkarten der Zoologin ausgestattet, an der Spitze der Landzunge, die in den Kleinen Brombachsee hineinragte. Er war eine Vorsperre des Großen Brombachsees und von diesem durch einen Damm getrennt. Was sich nun als Segen erwies, denn für den Fall, dass Barracudas im großen See herumschwammen, würden sie sich hoffentlich keinen Weg an die beliebte Halbinsel bahnen, die unter dem Namen ›Badehalbinsel Absberg‹  120  ein Eldorado für Freizeitaktivitäten darstellte. Lufft dachte an die Grillplätze, Spielfelder, Bootshäuser und Strände, die vermutlich sehr schnell verwaist wären, wenn …
    Daisler unterbrach seine düsteren Prognosen, als habe er seine Gedanken gelesen. »Das mit der miesen Wasserqualität hat auch nicht gestimmt!« Er stieß die rechte Faust in die geöffnete linke Hand. Über ihnen rauschten die Kiefern. Wolken trieben über den See. Es wurde Abend. Von irgendwo drang der Geruch nach gegrilltem Fisch zu ihnen.
    Lufft seufzte. Tatsächlich hatte es eine Studie zur Wasserqualität gegeben, die eine zu hohe Konzentration von Escherichia-Coli-Bakterien am Strand von Ramsberg ermittelt hatte. Allerdings nur im Flachwasser, aber eine solche Nachricht wirkte bedrohlich auf Eltern mit kleinen Kindern. Dennoch hatte die Studie dem Badespaß keinen Abbruch getan, weil relativ schnell eine zweite Studie auftauchte, die der ersten Pfusch vorwarf. So lösten die Negativnachrichten sich in nichts auf.
    Â»Barracudas sind was anderes als Coli-Bakterien, Tom.« Lufft bohrte seinen Schuh in den Sand. Er war nervös. Normalerweise liebte er den Anblick des Sees in den Abendstunden, wenn die Segel im Zwielicht wie blaue Schatten über das violett schimmernde Wasser glitten.
    Â»Wir haben aber keine gefunden. Entweder gibt es die Biester nicht, oder sie sind clever.«
    Â»The Survival of the Fittest«, murmelte Lufft.
    Â»Hä?«
    Â»Ach nichts.«
    Daisler
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