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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gesicht bekommen würde, und er schrieb es auch nicht mit dem Computer. Nein, er schrieb jenes Drehbuch im Kopf, unangreifbar für Viren oder Würmer und unerreichbar für Geheimdienste. Er, Quentin Plau, verdiente endlich die Anerkennung, die ihm zustand, und wenn die Klugscheißerin erst mal Geschichte war, wenn die Wogen sich geglättet hatten, dann käme seine Stunde. Atemlos lehnte der Krimiautor sich in seinem Sessel zurück. Grüblerisch strich er über den abgewetzten Stoff auf den Armlehnen. Das fühlte sich gut an. Das Streicheln.
    Okay, jetzt aber Konzentration! Er musste noch eine unerwartete Wendung in den zweiten Akt einbauen. Ein Ereignis, das den Helden seines Dramas noch tiefer ins Unglück stieß, bis er mit dem Ende des zweiten Aktes ein klein wenig Hoffnung auf Rettung schöpfen durfte, die aber dann im dritten Akt …
    Quentins Finger galoppierten über die Tasten. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, und dann musste er ja noch in die Fischhandlung. Damit nichts auffiel, unternahm er immer weitere Fahrten mit seinem alten Saab. Bis Greding, Allersberg, sogar rauf nach Roth. Makrelen und Thunfische, manchmal auch einen Schnapper. Er achtete sehr auf Qualität – und Anonymität.
    Mühevoll, gewiss. Anstrengend und vor allem teuer. Aber eben auch eine gute Möglichkeit, seine Heimat noch besser kennenzulernen. Quentin Plau stammte aus Gunzenhausen, und er liebte seine Stadt, die Metropole des Fränkischen Seenlandes, zwischen Altmühlsee und Brombachsee gelegen, um die herum sich so viel Kunst und Kultur und Geschichte erstreckte, dass die Gegend wie von selbst eine Reihe von Dichtern hervorbrachte. Wenn er nur daran dachte: Wolfram von Eschenbach, der große Minnesänger! Wolframs-Eschenbach  115  lag nicht allzu weit von Gunzenhausen entfernt, und manchmal fuhr Quentin hin, um sich in der Unberührtheit des kleinen Ortes etwas von dem zurückzuholen, was die beständige kreative Arbeit ihm allzu oft wegnahm: das Gefühl, unversehrt zu sein. Doch auch sein geliebtes Gunzenhausen  116  hatte Geschichte zu bieten: Schon die Römer hatten den Charme der Gegend erkannt, obwohl noch kein Wasserparadies lockte, damals, im 2. Jahrhundert, als sie ihr Kastell hier errichteten! Na gut, den Römern ging es vermutlich mehr um die militärische Sicherung des Limes. Aber egal.
    Quentin schüttelte den Kopf. Es war an der Zeit, den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen nicht mehr nur als Freizeitregion zu sehen, sondern vor allem als das, was er war: eine Heimat: eine Heimat großer Talente. Wozu er sich selbst zählte. Quentin Plau.
    Im nächsten Jahr bekäme er die renommierte Poetikprofessur an der Uni in Bamberg. Nicht Caren McFeather.

    *

    MITTE AUGUST:
    Â»Sigbert Lufft hier«, sagte der untersetzte Mann in sein Handy. Er war braun gebrannt, obwohl der August nicht gerade ein vor Hitze brodelnder Sonnenmonat war. Zu viele Regentage hatten Freizeitaktivitäten im Seenland unmöglich gemacht. Umso zahlreicher fielen Touristen wie Einheimische über den Brombachsee  117  her, sobald die Sonne lockte. So wie heute. Wie viele Boote darf es geben auf der Welt!, dachte Lufft. Bunte Geschwader glitten über den See, Luftmatratzen, Jollen, Gummiinseln mit Gummipalmen, Surfbretter, Segelboote, und wenn er die Augen schloss, dachte er, die Geräuschkulisse könnte ebenso den Gardasee einhüllen oder irgendeinen Mittelmeerstrand. Er befand sich am südlichen Rand des Großen Brombachsee, am Ramsberger Strand. Seine Füße steckten in Nikes, seine Beine in weißen Shorts und sein Oberkörper in einem T-Shirt, auf dessen Vorderseite das Logo des Fränkischen Seenlandes prangte, obwohl er eigentlich beim Wasserwirtschaftsamt beschäftigt war. Aber in so einem See versteckten sich ja eine Menge Zuständigkeiten.
    Â»Also«, verschaffte Lufft sich im schrillen Tumult des Badelebens Gehör, »wir haben da ein seltsames Phänomen. Jemand will angeblich Barracudas im Brombachsee gesehen haben.«
    Â»Barracudas?«
    Â»Ja.«
    Â»Sigbert, man sieht die doch nicht einfach so, die gehen ja nicht im Sonntagsanzug auf den Wellen spazieren.« Die Stimme von Luffts Gesprächspartner wurde ungeduldig. Es handelte sich um Tom Daisler, einen alten Bekannten von Lufft, der für den Zweckverband Brombachsee arbeitete.
    Â»Das mag ja sein, aber nach dem Artikel in der Süddeutschen
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