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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
Autoren: Gmeiner-Verlag
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immer heftiger gegen die Wellen auf.
    Â»Es wird Herbst«, bemerkte Sina Tegeler.
    Die Männer nickten schweigend, während sie die Blicke über den See schweifen ließen. Daisler hatte ein Nacht-Fernglas mit elffacher Vergrößerung dabei, das er auspackte, als das letzte Licht des Tages am westlichen Horizont versickerte.

    *

    Nur noch dieses eine Mal! Während Quentin den Außenborder anließ und lostuckerte, stellte er fest, wie sehr er die nächtlichen Ausflüge auf den See genoss. Hätte er nicht diese Verpflichtung übernommen, er hätte nie den tiefen Frieden kennengelernt, der ihn auf dem dunklen Wasser erfüllte. Er schaltete die Lampe an, die er nachlässig am Holm für die Ruder festgemacht hatte. Der Kahn war nicht hergerichtet, der Motor schwach auf der Brust. Für einen Sommer reichte es. Die 5 PS brachten ihn zwar hinaus auf den See, aber langsam, immer langsamer, denn je weiter er vom Ufer wegkam, desto höher bäumten sich die Wellen auf. So stark war die Strömung noch nie gewesen. Kein Wunder, es wurde Herbst. Und mit dem Herbst kamen die Stürme.
    Neben ihm auf dem Boden lag ein Plastiksack mit Thunfisch und Schnapper. Zwölf Kilo. Das Projekt ging enorm ins Geld, aber sobald Caren McFeather skelettiert am Grund des Sees liegen würde, konnte Quentin damit rechnen, dass seine Einnahmen sich verdreifachten. Mindestens.
    Er war kein erfahrener Skipper, deswegen fiel ihm nicht sofort auf, dass der Wind sich drehte und die Wellen jetzt von der Seite anrollten. Die Pinne glitt ihm aus der Hand. Quentins Boot kippte binnen Sekunden um, als hätte Neptun persönlich eingegriffen. Lautlos sank der hoffnungsvolle Autor in die finsteren Fluten des Brombachsees.

    *

    Â»Was war das?« Lufft hob den Kopf.
    Â»Hm?« Daisler trank die dritte Tasse Kaffee.
    Â»Dieses Platschen …«
    Daisler richtete das Nachtglas aus.
    Â»Da treibt etwas im Wasser.«
    Â»Schalte mal die große Leuchte an.«
    Ein Halogenstrahler erhellte die schwarze Wasseroberfläche.
    Â»Da schwimmt was Weißes!«
    Daisler ließ den Motor an. »Das sehen wir uns an.« Sie tuckerten auf die weiße Blase zu; die Wellen hoben sie an und ließen sie wieder in die Wellentäler hinab, in einem tänzerischen, beinahe behutsamen Rhythmus.
    Â»Das ist ein Plastiksack!«
    Â»Harpune!«, kommandierte Daisler.
    Sie hievten das Ding an Bord.
    Â»Der Geruch sagt ja schon alles«, murmelte Sina Tegeler und rümpfte die Nase.
    Â»Tote Fische!«
    Â»Nicht mehr ganz frisch, würde ich sagen. Was ist das für ein Getier, Frau Doktor?« Der Halogenstrahler richtete sich auf die Beute.
    Â»Thunfisch und Schnapper, denke ich.« Sie hielt sich die Nase zu.
    Â»Fütterung der Barschartigen?« Daisler zwinkerte. »Dann sehen wir mal, was sich machen lässt.«
    Sie warfen den Fisch ins Wasser und hielten die Netze bereit.
    Ein Schwarm silberner Fischleiber zeigte sich im Strahl der Lampe. Das Licht schien sie nicht zu stören. Sie stießen auf ihre Appetithappen zu, packten sie mit ihren riesigen Mäulern und vertilgten sie in Minutenschnelle.
    Daisler war ein gewiefter Angler und konnte auch mit dem Netz umgehen.
    In weniger als 20 Minuten hatten sie das Netz voll und kippten die silberne Fracht in eine mit Wasser gefüllte Plastikbox.
    Â»Barracudas.« Die Tegeler näherte sich dem Fund re­spekt­voll. »Schade, wir kriegen nicht alle in dem Behältnis unter. Da werden einige verenden.«
    Sie einigten sich, dass die Zoologin die lebenden Fische in der Box nehmen würde, während Lufft und Daisler die restlichen einpackten. Sie waren ja sozusagen fangfrisch. Im allgemeinen Eifer bemerkte niemand die Leiche mit den handtellergroßen Fleischwunden, die wenige Meter an ihrem Boot vorbeitrieb.

    *

    An jenem Abend, als Quentin Plaus Leiche am Ostufer des Sees antrieb, aber noch lange nicht gefunden wurde, war es knapp 24 Stunden her, dass Caren McFeather auch als Schauspielerin den ganz großen Applaus eingeheimst hatte. Im Klostergarten in Weißenburg trug jetzt sie gerade einen Abschnitt aus ihrem neuesten Krimi vor. Ein Autor war ausgefallen, sodass Caren McFeather auf Vorschlag des Moderationsteams vom Bayerischen Rundfunk sogleich dessen Programmzeit mit eigenen Texten füllte. Das Publikum saß zahlreich auf den Bänken, reichte Rotweinflaschen herum und genoss sowohl den Schauder des
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