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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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»Ich habe Flynn und Noble Entwhistle keine Details über die Ereignisse erzählt. Ich sagte, dass MacEntyre unsere Leben bedrohte und getötet wurde. Als der erste Beamte am Tatort schreibe ich den offiziellen Bericht. Ich kann behaupten, dass ich es war.«
    Sie schwieg einen Moment. Dachte darüber nach, wie man Geschichte mit ein paar Anschlägen auf der Tastatur änderte. »Danke«, sagte sie endlich. Sie lächelte ein wenig. »Ich liebe dich für das Angebot. Doch ich kann es nicht annehmen.«
    Er schnaubte. »Hab mir schon gedacht, dass du das sagen würdest.«
    Vor ihnen leuchteten die Bremsleuchten von Flynns Streifenwagen auf. Russ trat auf die Bremse und murmelte etwas, von dem Clare annahm, dass sie es nicht hören wollte. Der Subaru geriet ins Schleudern. »Festhalten«, sagte er und steuerte gegen. Er bekam den Wagen unter Kontrolle, und sie krochen weiter, folgten Flynn, der das Blinklicht eingeschaltet hatte. In der Dunkelheit vor sich sahen sie ein Flackern und die wirbelnden Lichter der Streifenwagen und Abschleppwagen und Krankenwagen und dann die Kreuzung. Ein Laster hatte einen Kleinwagen gerammt, er hing am Kühlergrill wie eine nasse Serviette über einer Faust.
    Clare bekreuzigte sich und faltete dann die Hände vor dem Mund. Lieber Herrgott, betete sie, sei barmherzig mit allen, deren Leben sich in dieser Nacht verändert.
    »Moment«, sagte Russ. Er fuhr noch langsamer. »Moment mal.« Er hielt am Straßenrand.
    Sie wollte gerade fragen, ob er gebraucht wurde, als er die Tür öffnete. Im Schimmer der Innenbeleuchtung war sein Gesicht wie eine Totenmaske. Er glitt hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Beunruhigt griff sie nach Jacke und Mütze und folgte ihm. Im Wirbeln des Sturms waren Rettungskräfte und Polizisten anonym, untersetzte Gestalten in Parkas und Arbeitshosen, deren Gesichter hinter Skimasken verborgen waren. Sie verlor Russ sofort aus den Augen. Sie ging zur Unfallstelle, wo Halogenscheinwerfer durch den nicht enden wollenden Ansturm des Schnees schnitten.
    »Hey!« Eine maskierte Gestalt packte sie am Ärmel. »Zutritt ist nicht gestattet, tut mir leid.«
    Sie schob die Kapuze zurück und zog den Kragen ihres Parkas herunter.
    »Oh! Reverend Fergusson!« Der Mann ließ ihren Ärmel los und streifte seine Skimaske ab. Es war Duane, Rettungssanitäter und einer von Russ’ Teilzeitbeamten. »Ich fürchte, Sie werden dort nicht gebraucht, Reverend.« Er hob die Stimme, damit sie ihn über den Sturm hören konnte. »Sprechen Sie lieber ein paar Gebete für uns, dass wir uns keine Frostbeulen holen beim Aufräumen dieser Sauerei. Es ist echt hässlich.«
    »Was ist passiert?«
    »Der Mietwagen ist über die rote Ampel gerutscht, direkt in den Weg des Neunachsers. Der Fahrer sagt, er hätte versucht zu bremsen, aber … Er ist ziemlich erschüttert.«
    »Geht es ihm sonst gut?«
    »O ja. Nur die beiden anderen hat’s erwischt.«
    Ein furchtbares Gefühl dehnte sich in ihrem Magen aus. »Ich muss dorthin«, sagte sie.
    Duane zuckte die Schultern. »Stehen Sie nicht im Weg herum«, wies er sie an. Clare umrundete einen Krankenwagen – beide Rettungssanitäter saßen geduldig wartend darin, keine eilige Fahrt zum Krankenhaus für sie – und watete durch den aufgewühlten Schnee zur Unfallstelle.
    Vier Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr von Millers Kill machten sich mit Schweißbrennern an den Überresten des Autos zu schaffen. Schnitten das gequälte Metall auf, um die Menschen aus dem Inneren zu bergen. Zwei Feuerwehrwagen flankierten die Szenerie.
    »Russ!«, schrie sie. Sie lief am Rand des Lichtkegels entlang. »Russ!«
    Ein Feuerwehrmann kreuzte ihren Weg, während er einen Schlauch aufrollte. »Entschuldigen Sie«, rief sie, »haben Sie Chief Van Alstyne gesehen?« Der Mann – die Frau – blieb stehen und zeigte zum anderen Ende der Kreuzung.
    Clare rannte los, rutschte und schlitterte, drängte sich an Polizisten und Feuerwehrleuten vorbei, in wachsender Panik und Angst, verzweifelt bemüht, Russ zu finden, den sie gleichzeitig nicht finden wollte.
    Sie entdeckte ihn, weit entfernt von allen anderen. Er blickte auf die Unfallstelle. Je näher sie kam, desto langsamer wurde sie, bis sie zu nah war, um sein Gesicht nicht erkennen zu können.
    Dann wusste sie es.
    »Sie …«, sagte er mit einer Stimme, die um ein Jahrhundert gealtert war. »Sie …« Er zeigte auf die Kreuzung. »Man kann es erkennen. An den Spuren.« Sie sah hin. Was immer er auch in den Spuren im
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