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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Sie auf die Verstärkung. Es ist klüger.«
    »Das kann ich nicht. Ich« – Clare – »kann nicht. Van Alstyne, Ende.« Er schaltete das Handy ab.
    Er tappte über den Heuboden, während seine Vernunft ihn daran hinderte, wie ein Berserker loszustürmen, um Clare zu verteidigen. Sein Parka erzeugte bei jeder Bewegung ein raschelndes Geräusch. Er runzelte die Stirn, zog die Jacke aus und ließ sie auf den Boden neben die Falltür zum Untergeschoss fallen. Er legte sich auf den Bauch und robbte zur Kante, hörte die unruhigen Kühe und weit entfernt Stimmen, die klangen, als kämen sie von der anderen Seite des Gebäudes. Er ging das Risiko ein und schob Kopf und Schultern durch die Klappe.
    Die Stimmen kamen tatsächlich von der anderen Seite des Gebäudes. Er wartete, bis die Gestalten in dem neonerleuchteten Raum verschwunden waren, dann kletterte er die Leiter hinunter. Er hastete den Mittelgang entlang, sich jederzeit bewusst, dass er eine wunderbare Zielscheibe abgab. Als er sich der Tür näherte, lief er langsamer, holte tief Luft. Er hörte einen der Jungen sagen: »Es ist erstaunlich, Mann. Du weißt nicht, was Macht bedeutet, bis du es getan hast.«
    Ihm war speiübel. »Hey«, sagte er und trat einen Schritt vor. »Sagt mal, wollen wir nicht darüber reden?«
    Ein dunkelhaariger Junge wirbelte mit den schnellen Reflexen der Jugend herum, und Russ starrte in den Lauf einer.308 Remington. Hinter ihm fuchtelte Quinn Tracey mit einem Messer vor Clares Kehle herum.
    Clare. Russ spürte, wie sich der Drang, jeden zu schlagen, der sie berührte, in seinem Magen zusammenballte. Man war schlimm mit ihr umgesprungen – ihr Parka war zerrissen und mit Mist beschmiert, ihr Kiefer und ihr Kinn waren blaurot verfärbt, Blut verkrustete ihre Lippen.
    Der Junge der Traceys erkannte ihn. Sein Mund stand auf. »O Scheiße«, wisperte er.
    »Hallo, Quinn«, sagte Russ. »Schön, dass dir nichts passiert ist. Deine Familie macht sich Sorgen, weil du mitten im Sturm abgehauen bist.« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf den anderen. »Du musst Aaron MacEntyre sein. Ich bin Russ Van Alstyne, der Polizeichef.«
    In den Augen des jungen Mannes blitzte etwas auf. Panik? Zorn? Russ konnte es nicht erkennen. »Ich habe die Geiselnahme bereits gemeldet«, fuhr er in demselben gelassenen Ton fort. »Hier wird es bald von Bullen wimmeln.«
    MacEntyres Mundwinkel krümmten sich nach oben. »Bei diesem Wetter? Das bezweifle ich.«
    »Du kannst nicht entkommen, Aaron. Am besten legt ihr die Waffen auf den Boden und kooperiert.« Russ wandte sich an Tracey. »Ich will mit euch reden. Die Männer, die gleich eintreffen werden, schießen. Lasst es nicht so weit kommen.«
    Tracey wirkte verängstigt. »Aaron?«, fragte er.
    »Sichere sie am Mauerring, Q«, kommandierte MacEntyre.
    Tracey griff ungelenk nach einer Kette und wickelte sie um Clares ungenügend gefesselte Handgelenke. Der Junge musste gleichzeitig das Messer festhalten, die Kette vor dem Abgleiten bewahren und nach einem Karabiner greifen. Clare sah ihn an, dann Russ. Er las die Frage in ihren Augen.
    Soll ich ihn angreifen?
    Russ warf einen kurzen Blick auf MacEntyre. Die Waffe war nach wie vor auf ihn gerichtet. In der perfekten Position für einen Bauchschuss. »Keine Angst, Reverend Fergusson«, sagte Russ. »Wir holen Sie bald hier raus.«
    »Hast du sie gesichert?«, fragte MacEntyre, ohne den Kopf zu drehen.
    Tracey rasselte mit der Kette. »Ja.«
    »Dann komm her.«
    Tracey hastete an MacEntyres Seite. Hinter ihnen begann Clare umgehend damit, ihre Hände zu drehen. MacEntyre griff in seine Jeans und zog einen Lappen heraus. Sorgsam polierte er Lauf, Schloss, Abzugshahn und Kolben der Remington. »Nimm sie«, befahl er Tracey, als er fertig war. »Halt den Finger am Abzug. Wenn er sich bewegt, schieß.«
    Tracey runzelte die Stirn, übernahm jedoch die Waffe. Alles an seiner Haltung und seinem Umgang mit dem Gewehr verriet seine Unerfahrenheit. Russ zog in Betracht, ihn anzugreifen, doch er konnte erkennen, dass eine Kugel in der Kammer steckte und die Sicherung gelöst war. Unter diesen Bedingungen hatten schon Fünfjährige Menschen getötet.
    MacEntyre lief zur Rückseite der gefliesten Kammer. Er öffnete einen verbeulten Spind und kramte einen Moment darin herum. Als er sich wieder zu Russ umdrehte, trug er durchsichtige Plastikhandschuhe, wie Polizisten sie bei der Beweissicherung überstreiften. Und Metzger, die rohes Fleisch verarbeiteten.
    Er lief zurück zu
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