Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist
Autoren: Julia Spencer-Fleming
Vom Netzwerk:
Quinn, sei nicht so eine Memme! Sie ist so was wie ’ne Nonne. Sie wird dich nicht beißen.«
    Clare streckte Quinn die Arme entgegen, die Hände verschränkt. Ein Bild der Niederlage – ein Bild aus Fernsehserien. Sie wettete, dass Quinn nicht genug wusste, um darauf zu bestehen, ihr die Hände auf dem Rücken zu fesseln.
    Eine Sekunde wirkte er erleichtert, dann wickelte er den Strick um ihre Handgelenke. Wie konnte sie ihn erreichen? An seine Menschlichkeit zu appellieren, das verwarf sie sofort. Eigennutz? Nein, das wäre MacEntyre. Konzentrieren Sie sich stets auf weiche Ziele, sagte Hardball Wright. Augen, Eier, Kehle. Schlagen Sie dort zu, wo es weh tut.
    Quinn verknotete den Strick dreifach, wobei er die Metallkarabiner hängen ließ, dann trat er mit durchgedrücktem Rücken und verschränkten Armen zurück. Unter seiner Daunenjacke schwoll ihm die Brust. »Gefangene gesichert«, meldete er und schulterte die Flinte.
    Was für ein Esel. »Sehr professionell«, log sie. »Du hast Übung.«
    »Los jetzt«, sagte Aaron, der sie ignorierte. Er zog Elizabeths Arm nach oben und zwang sie so auf Zehenspitzen, während sie sich von der Leiter abwandte.
    »Waren die Tiere das für dich, Quinn? Übung? Hast du deine Technik geübt, ehe du sie an einem Menschen ausprobiert hast?«
    Quinn öffnete den Mund. »Ruhe«, befahl Aaron, der Elizabeth den Mittelgang hinunterführte. Der Geruch von Heu, Mist und warmem, lebendigem Rindfleisch umhüllte sie wie Weihrauch.
    »Tu lieber, was er sagt, Quinn. Ich sehe schon, wer in eurer Beziehung der Boss ist. Ich wette, du beugst dich vor, und er nimmt dich …« Der Schlag in ihren Rücken schickte sie auf den Beton. Sie knallte gegen die Kante einer Box.
    »Wir sind Partner«, brüllte Quinn. »Ich habe genauso viel zu sagen wie er.«
    »Blödsinn.« Und ein Hurra auf die Homophobie männlicher Teenager. »Ich wette, Aaron hat jedes Einzelne dieser Tiere umgebracht. Ich wette, du hast danebengestanden und am Daumen gelutscht, als er Audrey Keane die Kehle durchgeschnitten hat. Dann hast du ein paarmal mit deinem kleinen Messer auf sie eingestochen und bist dir vorgekommen wie ein Mann.«
    »Das stimmt nicht! Ich war derjenige, der zu den Van Alstynes wollte. Ich …«
    »Schnauze!« Aaron wirbelte herum, das Messer nach wie vor an Elizabeths Kehle gedrückt. Die Diakonin klammerte sich mit einer Hand an ihn, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Um Himmels willen, Clare, machen Sie sie nicht wütend!«, krächzte sie.
    »Wir sind schon tot«, erwiderte Clare laut. »Was macht es schon, wenn ich diesen Verlierer fertigmache. Sein Boss wird uns beide so oder so abschlachten.« Sie richtete sich auf und stemmte sich gegen die Boxentür.
    »Nein«, protestierte Quinn. »Wir werden Sie nicht umbringen.«
    »Hat er dir das weisgemacht?«
    Quinn sah zu Aaron hinüber. »Wir müssen sie doch nicht töten, oder? Ich meine, sie sind unsere Gefangenen. Sie wissen nicht, was wir vorhaben.«
    Aaron starrte Clare an. An seinem Blick erkannte sie, dass sie und Elizabeth für ihn nicht menschlich waren. Sie waren Teile seines Spiels. Zahlen in seinen Berechnungen. Soll oder Haben. Sie musste ihn unbedingt von Letzterem überzeugen.
    »Nehmt uns mit«, sagte sie rasch. »Wir können mit meinem Wagen fahren. Niemand wird auf zwei Teenager und zwei Frauen achten, die alt genug sind, ihre Mütter zu sein. Ihr seid nicht in der Lage, unsere Bank-und Kreditkarten zu benutzen, wir schon. Wir können euch dorthin bringen, wohin ihr wollt, und euch dann mit einem Bündel Scheine zurücklassen.« Sie suchte in Aarons Gesicht, während er fortfuhr, sie zu mustern. Unter der Oberfläche regte sich nichts.
    Endlich antwortete er. »Wir kriegen euer Auto und euer Geld auch ohne euch. Glaubst du wirklich, sie würde mir ihren PIN nicht verraten, wenn ich sie darum bitte?« Aaron bog Elizabeths Arm weiter nach oben.
    »Zweieins-sieben-sieben«, keuchte sie.
    Er wies mit dem Kinn auf Quinn. »Hilf ihr auf. Wir bringen sie in den Verarbeitungsbereich.«
    So erfuhr Clare, dass Elizabeth und sie »Soll« waren.
    Quinn ergriff ihren Parka und zerrte sie auf die Füße. Aaron riss die Diakonin herum und nahm den Marsch zum östlichen Ende der Scheune wieder auf.
    Zum Schlachthof.
    Eine Kuh streckte den Kopf über die Kante der Stalltür und verfolgte die menschliche Prozession. Sie sah nicht zum ersten Mal Kreaturen auf ihrem Weg in den Tod.
    »Tu’s nicht, Quinn«, murmelte Clare. »Du bist siebzehn. Du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher