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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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getan, was du tun musstest.«

51
    I ronischerweise (so dachte sie später, als sie fähig war, darüber nachzudenken) war es Quinn Tracey und nicht Russ Van Alstyne, der sie davor bewahrte, in einer Lähmung aus Schuld und Grauen zu versinken. Über Russ’ tröstende Stimme hinweg hörte sie erneut ein rasselndes Keuchen. »Er ist nicht hin«, sagte sie, wiederholte den alten Witz von Monty Python.
    »Doch, Liebling. Es tut mir leid, aber es hieß er oder ich, und er ist tot und ich nicht.«
    Sie drängte sich gegen Russ. »Nicht … der.« Sie konnte seinen Namen nicht aussprechen. »Quinn.«
    Quinn war nicht tot. Russ blieb bei ihm und drückte seine Wunde ab. Clare lief nach draußen und stellte sich auf die Straße, wo der Wind an ihr zog und zerrte, bis sie die Scheinwerfer sah von Kevin Flynns Streifenwagen, wie sich herausstellte. Direkt hinter ihm folgten Noble Entwhistle und, Gott sei Dank, ein Krankenwagen aus Glens Falls, den Harlene umgeleitet hatte. Sie zeigte ihnen, wohin sie mussten, und zog sich dann in ihr Auto zurück. Sie drehte die Heizung bis zum Anschlag auf und lauschte Ted Bachmans melancholischer Stimme: »I was there all the time – even I couldn’t find me. So how did you see? What made you believe?« Sie weigerte sich, zu denken. Tränen strömten über ihre Wangen. Nach einer Weile erreichte sie einen akzeptablen Zustand der Betäubung.
    Dann öffnete sich die Beifahrertür, und Russ stieg ein. Er schlug die Tür hinter sich zu und sah sie an. Seine Finger strichen leicht wie ein Flockenwirbel über ihre Wange. »Du solltest in den Krankenwagen steigen und dich zur Notaufnahme fahren lassen. Du musst das untersuchen lassen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts gebrochen. Die Zähne sind alle noch drin.«
    »Clare …«
    »Halt mich fest«, flehte sie mit brüchiger Stimme. Sie konnte nicht anders. »Bitte.«
    Er beugte sich zu ihr und zog sie in seine Arme. Über die Gangschaltung hinweg wiegte er sie unbeholfen, während sie weinte. Als alles Salz aus ihrem Körper gespült und ihr Gesicht heiß und geschwollen war, setzte sie sich zurück. Er gab sie frei, hielt jedoch weiter ihre Hand. Mit den Daumen rieb er ihre Knöchel. »Weitermachen«, sagte er.
    »Nicht aufgeben.« Sie lächelte unter Tränen. »Hey, wir reden. Unsere Anwälte wären nicht begeistert.«
    »Als ob ich jemals darauf hören würde, was Geoff Burns von sich gibt.«
    Ihr Lächeln verblasste. »Erzähl mir etwas Gutes. Bitte.«
    »Dennis Shambaugh wurde verhaftet. Jensen ist in Loudonville, um ihn zu verhören. Kevin sagt, dass Harlene sagt, dass der Disponent von Loudonville sagt, dass Shambaugh nicht mal wusste, dass seine Frau tot ist, bis die Zeitungen darüber berichteten. Vermutlich war er bei unserem Haus, um sie abzuholen, sah die vielen Polizeiwagen und fuhr weiter. Als ich bei ihm auftauchte, wartete er auf eine Nachricht von ihr.«
    Sie lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.
    »Ich weiß nicht, wie gut du das finden wirst.«
    Sein Tonfall warnte sie. Sie sah ihn an. »Du hast Linda gefunden.«
    »Sie hat eher mich gefunden.« Er schüttelte den Kopf und lachte gedämpft. »Sie tauchte im Algonquin auf, nachdem ich gerade das komplette Hotel auf der Suche nach ihr auf den Kopf gestellt hatte. Wie sich herausstellte, war sie auf St. Croix, mit freundlicher Unterstützung von John Opperman.«
    »Also hat er sich endlich dafür revanchiert, dass du seinen Helikopter zerstört hast.«
    »Ich war nur Passagier. Du bist geflogen.«
    Sie drückte fest seine Hand. »Ich bin froh, dass sie wieder da ist. Und ich bin ganz ehrlich glücklich, dass sie lebt und wohlauf ist. Ich will, dass du glücklich bist. Mehr als alles andere. Ich will, dass du glücklich bist.« Ihre Stimme zitterte, deshalb schloss sie den Mund.
    »Das will ich auch für dich, Liebes.«
    Sie zog ihre Hand aus seiner, betrachtete ihre Hände. Hände, mit denen sie Gemeindemitglieder begrüßte, die Kranken besänftigte, die Trauernden tröstete. Hände, die die heiligen Mysterien der Eucharistie bargen. »Ich habe einen Mann getötet«, sagte sie. »Mit diesen Händen. Ich habe einen Mann getötet. Wie kann ich Leib und Blut Christi in diesen Händen halten?«
    Er streckte seine Hände aus und barg die ihren darin. »Ich liebe deine Hände«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Sie lachte schluckend. »Lass uns nicht wieder damit anfangen.«
    Er ließ nicht locker. »Ich habe einiges vor mir. Linda hat
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