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Wer mit Hunden schläft - Roman

Wer mit Hunden schläft - Roman

Titel: Wer mit Hunden schläft - Roman
Autoren: Picus-Verlag
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nein, das wäre unverantwortlich, und die Kosten erst! Was heutzutage so ein Kind kostet, ein Wahnsinn wäre das. Und außerdem habe er mit der Frau Hopp nur die besten Erfahrungen gemacht. Keiner würde die Sache so reibungslos erledigen wie die Frau Hopp. Sie, die Mutter, müsste ihm da glauben. Ihm vertrauen, hat er sicher zu ihr gesagt, Kreisky«, sagt der Herr Norbert.
    Der Leitenbauer hat ihr das Messer eingepflanzt und die Hopp, die es ihr laut Probodnig hätte sollen herausschneiden, hat es letztendlich im Gegenteil geschärft und angespitzt, wie mit einem grauen, rauen Schleifstein, und ihr Inneres aufgerissen dadurch. »Sie hat halt keine andere Wahl gehabt. Aber die hat man sowieso nie, wenn wir uns ehrlich sind, oder, Kreisky? Zu sagen, was man sich überhaupt aufregt, man hat ja die Wahl gehabt, ist überhaupt die größte Sauerei. Der Leitenbauer hat sich danach ja auch sicher gedacht und zum Pfarrer Probodnig gesagt: Sie hätte ja nicht müssen mit mir. Und der Pfarrer Probodnig hat danach sicher auch zum Leitenbauer gesagt: Sie hätte ja nicht müssen nach Wien und in die Bösendorferstraße zur Hopp fahren. Es hat sie ja sicher nie keiner zu nichts gezwungen! Aus freien Stücken! Genauso wie sie mich aus mutmaßlichen freien Stücken weggeben hat. Ich sage ja nicht, dass ich unschuldig bin, Kreisky, sicher nicht. Das fällt mir ja überhaupt nicht ein. Aber dass die Japaner dafür bekannt sind, beim Anblick der Erste-Bezirk-Gebäude in einen Kulturschock und dadurch in eine Körperstarre zu verfallen, weiß wirklich jeder, der im Tourismus, in der Gastronomie oder im Personentransport tätig ist, Kreisky, oder? Jedem Menschen, der schon einmal in Wien war, ist doch bestimmt nicht nur einmal eine eingefrorene Herde von Japanern vor einem Erste-Bezirk-Gebäude aufgefallen, wirklich wahr«, sagt der Herr Norbert. Vor allem auf der Ringstraße und im Frühjahr wimmelt es ja nur so von japanischen Touristen, die dann völlig unvorhersehbar auf den für den Verkehr ungünstigsten Plätzen und Stellen in ihre vom Kulturschock ausgelöste Körperstarre verfallen und regungslos für unbestimmte Zeit einfrieren. »Aber das hat natürlich im Nachhinein keinen interessiert. Dabei haben sie sogar einen Bericht im Fernsehen darüber gezeigt einmal. In den Zeitungen ist nur etwas von Fahrlässigkeit, menschlichem Versagen und Unachtsamkeit gestanden. Über Ausbildungsmängel, verabsäumte amtsärztliche Kontrollen und mutmaßlichen Medikamentenmissbrauch. Aber kein Wort über das Einfrierphänomen japanischer Kunst- und Kulturtouristen, die mit ihren Anfällen, beziehungsweise eigentlich sind es ja Ausfälle, die öffentliche Sicherheit gefährden, nicht wahr, Kreisky?, sag ich zu ihm.«
    Natürlich habe ich in der Testphase verschiedene Werkzeuge austesten müssen. Das ist ja ganz normal. Die Ärzte müssen ihre Instrumente ja auch am lebenden Objekt austesten, wie man so schön sagt. Auch wenn sie es nicht zugeben. Dasselbe habe ich auch gemacht, nichts anderes. Am geeignetsten herausgestellt haben sich da eben die von mir verbesserte Häkelnadel, das Buttermesser und der Babylöffel. Der Babylöffel? Das ist lustig, dass sie fragen! Erst heute Früh hat mein Mann mich dasselbe gefragt! Der Babylöffel ist der seitlich abgebogene Löffel, weil die Kleinkinder den Löffel ja nur mit der Faust halten können, nicht wahr? Und mit dem abgebogenen Löffel treffen sie schön hinein in ihren Mund und schmieren sich nicht das Gesicht voll. Den kennen Sie doch sicher meine Liebe, oder? Einfach eine handliche Verlängerung drangelötet, die Babylöffelschaufel scharf zugeschliffen, und schon hat man das perfekte Werkzeug, um ein Baby rauszukratzen aus der Gebärmutter, meine Liebe. Glauben Sie mir, mit nichts kann man einen Fötus, weil ein Baby ist es ja eigentlich noch gar nicht, besser rauskratzen als mit diesem Babylöffel, sehen Sie? Greifen Sie ihn ruhig an … Sehr schön machen Sie das, sehr schön. Gleich haben wir es … Sie sind schon ganz offen. Ich kann schon reingreifen. Wissen Sie, der Vorteil ist, dass ich mit der Häkelnadel den Fötus schön aufspießen und rausfischen kann … wie beim Angeln, da macht man es ja auch nicht anders, nicht wahr? Mit der Stecknadel stichst du zehn Mal hinein und immer rutscht der Fötus von der Nadel herunter. Ist doch einleuchtend, oder? Wenn ich ihn aber einmal mit der Häkelnadel am Haken habe, bleibt er schön dran hängen und ich kann ihn rausziehen. Schön Ruhe geben
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