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Wer mit Hunden schläft - Roman

Wer mit Hunden schläft - Roman

Titel: Wer mit Hunden schläft - Roman
Autoren: Picus-Verlag
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hinausgehst und dir sagen, wir bleiben in Kontakt oder man sieht sich oder bis bald, von denen du aber natürlich nie mehr wieder etwas hörst und siehst, nicht wahr? Es sei denn aus einem Bericht in der Zeitung oder dem Mund eines Hudin zum Beispiel, wirklich wahr. In Auflösung begriffen bist du auf einmal, Kreisky, nicht wahr?, sag ich. So wie sich dein Girokonto und auch die gerichtliche Weisung bis zur Auflösung der Therapiesitzungen nach sechs Monaten von selbst auflösen. Und du sitzt mit deinem Hund in deiner Wohnung in der Küche auf einem Sessel, der sich auch schon auflöst. Ist doch so, oder etwa nicht? Auf dem Tisch hast du den Brief von der Pensionsversicherungsanstalt liegen. Das Kuvert von dem Brief löst sich auch schon auf. Weil du ihn den ganzen Tag hin und her drehst, ihn faltest, rollst und knickst. Gegen das Licht hältst. Den Brieföffner nimmst und fest entschlossen schon die Spitze dort, wo der Brief verklebt und von dem vielen Mit-dem-Brieföffner-Hineinstecken schon ausgemergelt ist, hineinsteckst. Du weißt es ja selbst, siehst es ja selbst, Kreisky, nicht wahr? Aber kurz vor dem Aufschlitzen nimmst du ihn doch wieder heraus aus dem Falz. Räumst den Brieföffner weg. In die obere Lade der Küchenkredenz, zwischen den Korkenzieher und die Fingernagelschere, und legst den Brief vor dem Schlafengehen erst recht wieder auf den Küchentisch hin, nicht wahr? Nimmst dir vor dem Schlafengehen vor, ihn gleich morgen nach dem Aufstehen aufzumachen und zu lesen. Gleich nachdem du die Augen aufgemacht hast, daran zu denken, den Brief aufmachen zu müssen, Kreisky, sag ich. Den ersten Gedanken quasi sofort in die Tat umzusetzen, als wirklich Allererstes, noch vor dem Zähneputzen und Aufs-Klo-Gehen, wirklich wahr. Auch wenn du es dir mit Gewalt verhalten musst, nur damit du ja gleich den Brief aufmachen und seinen Inhalt lesen kannst. Ihn endlich lesen, Kreisky, sag ich, damit das Mutmaßen endlich ein Ende hat. Nur heute nicht mehr. Heute zahlt sich die Mühe nicht mehr aus, oder? Der Schock über eine eventuelle Schreckensnachricht, das tu ich mir heute sicher nicht mehr an, Kreisky, sag ich zu ihm. Aber vielleicht ist er ja doch das Gegenteil? Eine Frohbotschaft? Die Bestätigung und Anerkennung einer krankheitswertigen Störung zum Beispiel, das wär ja was, Kreisky, sag ich. Die attestieren sie dir zwar jederzeit bei jeder Sitzung, versichern sie dir sogar, aber natürlich nur mündlich, weil sie vorher ja noch einer amtlichen Prüfung unterzogen werden muss, nicht wahr? Die dir eine Invalidenpension, ein Auskommen sichern täte, Kreisky, sag ich zu ihm, ein Dahinleben. Die die Auflösung aufhalten könnte, auch wenn es nur ein vorübergehendes Aufhalten ist, wie du weißt, Kreisky, sag ich zu ihm, aber trotzdem, immerhin. Da ist es doch viel gescheiter, du wartest bis morgen, wegen der VORFREUDE , die ja die SCHÖNSTE IST , und weil du dir denkst MORGEN IST JA AUCH NOCH EIN TAG , wie die Mutter immer gesagt hat, Kreisky, wirklich wahr«, sagt der Herr Norbert.
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