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Wer mit Hunden schläft - Roman

Wer mit Hunden schläft - Roman

Titel: Wer mit Hunden schläft - Roman
Autoren: Picus-Verlag
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ist schon gut, Schatzerl … ist eh alles in Ordnung, oder?
    »Hat die Rosemarie wirklich geglaubt, dass sie mir eine Freude macht, Kreisky? Kann sie das wirklich geglaubt haben? Hat sie geglaubt, wenn sie mich in ihrem glitschigen Loch herumstochern lässt, dass es mir dann besser geht, obwohl sie weg ist? Wollte sie mich schonen? Hat sie geglaubt, ich sei neidisch, weil sie wieder einen Vater und eine Familie gehabt hat? Ja, was hat sie denn geglaubt? Was glaubst denn du, Kreisky? Natürlich bin ich neidig gewesen! Weil ich ja keine Mutter mehr und keinen Vater sowieso nie gehabt habe. Der schlechteste Vater und die bösartigste Mutter sind immer noch besser als keine zu haben, nicht wahr? Jeder Schlag ins Gesicht von den Eltern ist besser als nicht einmal die Möglichkeit dazu zu haben. Ist der Hass auf die Eltern besser als gar nichts, Kreisky, sag ich, wirklich wahr. So bleibt dir ja nichts anderes übrig, als sie zu lieben. Bedingungslos, wie man so schön sagt. Das ist die schrecklichste Liebe, die es gibt, die schlimmer ist als jeder Hass, Kreisky, das kannst du mir glauben. Da hat sie mir noch so lang im Musikverein während der Moldau meine Hand streicheln und sie sich später auf der Praterwiese in ihr glitschiges Loch hineinstecken können. Das hat mir dann im Endeffekt auch nichts mehr gebracht. Dass sie ihr Gewissen beruhigt hat. Dass sie geglaubt hat, mir mit ihrer Musikvereinszärtlichkeit und Praterwiesengeilheit einen Gefallen zu tun, wirklich wahr«, sagt der Herr Norbert.
    Gut schaut es aus, alles in Ordnung. Den Schleimpfropfen hab ich schon herunten. Wie der ausschaut? Den müssen Sie sich vorstellen wie einen Weinkorken, den sie mit Wachs versiegelt haben. Bald werden Sie wieder die Korken knallen lassen können. Ganz bestimmt! Ich verspreche es Ihnen. Jetzt? Zuerst dehne ich den Muttermund auf. Mit der Häkelnadel da. Spüren Sie was? Nichts, oder? Es ist ja auch keine ordinäre Häkelnadel, sondern eine von mir verbesserte. Die Ärzte sind ja immer so eingebildet … was glauben Sie … Geschichten könnte ich Ihnen da erzählen. Dabei tun die auch nur das Gleiche mit den gleichen Instrumenten, die nur komplizierte Namen haben, nicht wahr? Sehen Sie, bin schon drinnen. Als ob nichts passiert wäre. Es ist ja auch nichts passiert, oder? Die Männer sagen ja auch immer, es wird schon nichts passieren. Deswegen sind Sie ja da, weil nichts passiert ist. Es kommen ja immer alle nur deswegen zu mir, weil nichts passiert ist! Die Beine, meine Liebe. Nicht auf die Beine vergessen. Immer schön darauf konzentrieren, die Beine breit zu machen. Wie beim Kinderkriegen … genau so … es gibt keinen Unterschied zum Kinderkriegen. Natürlich ist es komisch, wenn einem jemand mit dem Butterbrotmesser in die Scheide hineinfährt, aber glauben Sie mir, es ist das perfekte Werkzeug, um den Muttermund weit aufzudehnen. Das Wichtigste ist nämlich, den Muttermund ordentlich aufzudehnen. Dass man genügend Platz zum Auskratzen hat, müssen Sie wissen. Es muss alles schön ausgekratzt werden. Das Schlimmste ist, wenn man was drinnen lässt. Deswegen: ordentlich aufdehnen den Muttermund und dann sauber auskratzen.
    »Dann war es so weit, Kreisky, sag ich zu ihm. Wie ich es von Anfang an allen gesagt habe. Wie ich es befürchtet habe. Ich fahre Richtung Schwarzenbergplatz, bin schon kurz vor dem Imperial und sehe über die Bösendorferstraße rüber und zum Musikverein, dass mir richtig schlecht geworden ist. Auf einmal habe ich nur mehr zwei Löcher im Kopf gehabt: Der Rosemarie ihr glitschiges und der Mutter ihr blutiges, wirklich wahr. Schräg gegenüber vom Musikverein in der Bösendorferstraße ist sie ja gelegen seinerzeit, wie sie mir erzählt haben, die Pichlberger Tabernakelwanzen, bei meinem einzigen Besuch auf dem Pichlberger Dorffriedhof. Als hätten sie jahrelang darauf gewartet, es mir endlich erzählen zu können. Haben mich abgepasst bei der Aufbahrungshalle, wo sie sich immer getroffen haben, weil, eine Leich zum Anschauen war ja immer da, nicht wahr? Auf einer abgewetzten Chaiselongue in einer Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnung soll sie gelegen sein. Da hat sie der Pfarrer Probodnig hingeschickt seinerzeit, haben sie gesagt. Nachdem der auf Bitte des Leitenbauer hin auf sie eingeredet hat. Richtig vorstellen kann ich es mir, wie es gewesen ist damals, Kreisky. Noch ein uneheliches Kind, wo es doch gerade mit dem anderen solche Probleme gibt, wird er gesagt haben. Und wieder ohne Vater aufzuwachsen,
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