Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum
Autoren: Mara Andeck
Vom Netzwerk:
findet das Verhalten der Testperson nämlich ebenfalls seltsam). Jetzt will er seine Gefühle ordnen, so hat er das zumindest der Testperson mitgeteilt.
    Okay. Lilia K. hat dafür Verständnis. Aber was sie überhaupt nicht versteht, ist Folgendes: Warum verbringt Tom B. diese Bedenkzeit ausgerechnet im Freibad und dann auch noch in Begleitung von Vicky-Zicky, die einen Bikini trägt, so knapp, dass man dafür in manchen Ländern ins Gefängnis kommen würde? Lilia K. fragt sich: Kann Tom B. beim Anblick dieser fleischgewordenen Barbiepuppe überhaupt nachdenken? Und weiter: Warum cremt er dieser Person gerade den Rücken ein? Ordnet das etwa seine Gefühle???
    e) Und welches Spiel spielt Vicky? Sie wollte doch Jakob erobern. Aber als Lilia K. mit ihm Schluss gemacht hat, war er plötzlich überhaupt nicht mehr interessant für Vicky. Seitdem verfolgt sie Tom wie eine Katze ihre neueste Spielzeugmaus. Und er merkt es nicht! Oder merkt er es und findet es toll? Gaaah!!!!
    Fazit: Lilia K. ist verliebt in Tom B., auch wenn sie es nie zugeben würde. Der aber nicht in sie. Und deswegen geht es Lilia K. gerade nicht so gut.
    (Anmerkung 9: Ha! Man beachte die nüchterne, emotionslose Wortwahl bei diesem Fazit! Ich bin wirklich ein Profi!)
    13.30 Uhr   So. Nach dieser knallharten, objektiven Analyse brauche ich jetzt eine Theorie. Sie muss die Frage beantworten: Wie ist die Testperson Lilia K. in diese Situation geraten? Warum liebt sie erst den einen, dann plötzlich den anderen und liegt zuletzt ganz ohne männliche Begleitung im Freibad und liest Wissenschaftsartikel über Bauchnabelfusseln? Ist sie wirklich für die Liebe nicht geschaffen, wie sie behauptet, weil es so schön theatralisch klingt? Oder gibt es noch andere Gründe?
    13.38 Uhr   Ähm, tja, keine Ahnung.
    13.40 Uhr   Muss mal Maiken fragen. Vielleicht hat die eine Idee.
    13.45 Uhr   Boah, da hat aber jemand schlechte Laune!
    Protokoll des Gesprächs zwischen Lilia K. und Maiken W.
    Lilia: »Erde an Maiken, Erde an Maiken, bitte kommen!«
    Maiken: »Was ’n los?«
    Lilia: »Ich brauch dich! Für eine wissenschaftliche Studie!«
    Maiken: »Oh, nee, BITTE nicht!«
    Lilia: »Maikilein, jetzt reiß dich mal zusammen, es geht auch um dich.«
    Maiken: »Noch schlimmer!«
    Lilia: »Pass mal auf: Ich suche eine Theorie, die unsere Situation erklärt.«
    Maiken: »Welche SITUATION bitte?«
    Lilia: »Hmm, wie sage ich es am besten? Schau dich doch mal um. Da drüben liegen Dana und Flocke, da hinten Titti und Jakob, und rechts Vicky und Tom. Lauter Pärchen. So. Und jetzt wir hier. Weit und breit kein männliches Wesen. Dabei haben wir beide erst kürzlich nach streng wissenschaftlichen Kriterien um genau die Männchen gebalzt, die sich hier gerade mit anderen Weibchen abgeben. Was haben wir falsch gemacht?«
    Maiken: »Das hast du doch eben selbst gesagt.«
    Lilia: »Hä?«
    Maiken: »Ist doch klar! Wenn es überhaupt einen Grund dafür gibt, dann kann es doch nur der sein, den du gerade genannt hast: Wir liegen hier ganz allein, weil wir nach rein wissenschaftlichen Kriterien gebalzt haben.«
    Lilia: »Oh.«
    Maiken: »Kapier’s doch endlich: Deine Balztheorie – die war voll daneben.«
    Lilia: »Hmpf.«
    Maiken: »So balzt man nicht. Nicht als Mensch. Man verstellt sich nicht, man verbiegt sich nicht, man verhält sich nicht nach irgendeiner Theorie, wenn man jemanden für sich gewinnen will. Im Gegenteil: Wenn man jemanden finden will, der wirklich zu einem passt, muss man sich genauso benehmen, wie man ist. Logisch, oder?«
    Lilia: »Pfff.«
    Maiken: »Guck mal, als du noch wie du warst, da mochte Tom dich, da hat er sich in dich verliebt. Aber kaum hast du ihm was vorgespielt, nach deinen wissenschaftlichen Kriterien, da war’s rum. Aus. Schluss. Vorbei.«
    Lilia: »So hab ich das noch gar nicht betrachtet.«
    Maiken: »Dann tu das mal.«
    Lilia: »Ooookay.«
    Maiken: »Und noch was, Lilia!«
    Lilia: »Hm?«
    Maiken: »Kann ich bitte so lange in Ruhe weitermeditieren? Geht das?« (Schließt die Augen, wendet sich ab.)
    Lilia: »Nee, nee, nee, sooo nicht! Jetzt reden wir über dich. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Was ist denn deiner Meinung nach bei dir falsch gelaufen? Du hast doch erst auf den letzten Metern nach meiner Theorie gebalzt, als die Sache längst entschieden war, da waren Dana und Florian schon zusammen, nur wussten wir das noch nicht. Aber davor – da warst du ganz du selbst. Und du hast Florian trotzdem nicht erobert.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher