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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum
Autoren: Mara Andeck
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an, du Frauenversteher!!!

    Absender: Tom
    +4915786087865
    Gesendet: 3. Juni, 15.00 Uhr
    Spinnst du???

    Absender: Felix
    +4917692347682
    Gesendet: 3. Juni, 15.03
    Feigling! Übrigens: Grüß Maiken von mir!

Immer noch Freitag, 3. Juni
    Falls jemand meine linke Pobacke will – bitte.
Aber bevor ich mich nun von der Wissenschaft abwende, will ich noch ein letztes Forschungsergebnis ausprobieren. Eine britische Studie behauptet: Fluchen lindert den Schmerz. Okay. HAGELBLITZUNDDONNERKEIL!!! ICH HASSE VICKY! MÖGEN IHR ALLE ZÄHNE AUSFALLEN BIS AUF EINEN! DAMIT SIE NOCH ZAHNSCHMERZEN HABEN KANN, DIESE BRATZBIRNE!!!
    20.00 Uhr   Jaaa, kurzfristig bringt das was. Aber es ist keine Dauerlösung, das sehe ich ein. Also gilt jetzt: Schluss mit der Wissenschaft.
    20.02 Uhr   Die Sache mit dem Experiment war nix.
    Erst fing ja alles ganz gut an. Ich merkte, wie Toms Blick mir folgte, als ich zum Sprungturm lief, ich habe es aus den Augenwinkeln gesehen. Ganz nach Plan kletterte ich also die Leiter hoch und wackelte dabei mit meinem rosa Bikini-Hintern. Ich wollte Toms Pulsschlag schon mal schrittweise in die Höhe treiben.

    Auf der obersten Stufe zögerte ich kurz, als hätte mich der Mutverlassen, und ließ dabei unauffällig einen meiner Ohrringe in die Ritze zwischen Sprungbrett und Geländer rutschen. Dann gab ich mir einen Ruck, nahm die letzte Stufe, trabte nach vorn, machte einen letzten Schritt in die Luft und ließ mich todesmutig in die Tiefe fallen.
    Um zu begreifen, was ich da im Dienste der Wissenschaft auf mich nahm, muss man wissen, dass dies mein erster Sprung vom Zehnmeterbrett war. Und zehn Meter – das ist ganz schön weit oben, man fällt also nach dem Absprung richtig lange runter.
    Als ich ins Wasser platschte, tastete ich unauffällig nach, ob mein Bikini noch da war, wo er hingehörte. Alles okay. Ich tauchte prustend und schnaubend auf und schwamm zur Leiter. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Tom in meine Richtung blickte.
    Ich humpelte zu meinem Platz zurück und sank stöhnend neben Maiken.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte sie und sah von dem Meditationsbuch auf, in dem sie inzwischen las.
    »Alles okay, das gehört nur zu meinem Experiment«, zischte ich ihr zu.
    Maiken verdrehte die Augen. »Das ist doch wohl nicht wahr, oder? Du sollst den Quatsch doch lassen!«
    »Ich schwöre: Das ist mein allerletzter Versuch! Wenn’s nicht klappt, kannst du mir dein Yogabuch leihen. Dann werde ich Yogurette, versprochen!«
    Maiken schnaubte und vertiefte sich wieder in ihre Lektüre.
    Ich richtete mich auf, damit Tom mich gut sehen konnte. Dann griff ich mir ans rechte Ohr. Da war nichts, das wusste ich natürlich, aber ich tat so, als würde ich jetzt erst bemerken,dass mein Strasshänger weg war. Hektisch tastete ich mein Handtuch ab, schlug mir theatralisch an die Stirn und starrte hoch zum Sprungturm. Was ich damit pantomimisch ausdrücken wollte, war: Oje, mein Ohrring, ich habe ihn verloren, bestimmt ist er da oben. Ich war richtig gut, aber als ich zu Tom hinüberspähte, sprach der mit Vicky und beachtete meine Show überhaupt nicht.

    Weiter also zum letzten Akt meiner Inszenierung. Ich strich meine Haare glatt, erhob mich und hinkte zu Tom und Vicky. »Sorry, Leute, ich störe nicht gern, aber ich habe ein Problem.«
    Tom sah auf. Puh! Er hat wirklich unglaublich dunkle Augen. Mokkaschokolade. Solche habe ich noch bei keinem Menschen gesehen. Hell ist an ihm nur sein Lächeln, aber in diesem Moment zeigte er es nicht. Er sah mich ernst und ruhig an. Gänsehaut!
    »Dein Fuß?«, fragte er. Er hatte mich also doch beobachtet! Ich nickte. »Die alte Volleyballverletzung. Bin eben beim Sprung doof aufs Wasser geprallt. Nicht schlimm, aber ich kann damit nicht noch mal hoch auf den Turm und leider habe ich meinen Ohrring da oben verloren. Könntest du vielleicht …?«
    Vicky verdrehte die Augen. »Bestimmt ist der im Becken. Geh doch mal auf Tauchgang, das geht auch mit Hinkebein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er muss da oben sein. Es hat geklirrt, als ich eben Anlauf genommen habe.«
    »Du hast doch da hinten ’nen Bruder? Frag doch den.« Sie legte sich zurück auf ihr Handtuch, wölbte den Brustkorb und räkelte sich wie eine Katze in der Sonne.
    »Oh, ja klar. Tom, wenn du das nicht machen willst, frage ich Florian.« Ich wandte mich ab und ging. Dieses Biest!
    »Lilia, warte mal!« Das war Tom. »Ich hole ihn.«
    Doch bevor er sich erheben konnte, war Vicky aufgesprungen. Sie rannte
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