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Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Titel: Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann
Autoren: Lilian Thoma
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nicht, und außerdem siehst du viel jünger aus!«
    Den Gefallen tat ich ihr aber nicht, sondern begrüßte sie mehr höflich als herzlich mit Küsschen rechts und links.
    Auf der Fahrt in ihr Hotel redete meine Mutter in einem fort. Und zwar ausschließlich von sich selbst und ihrem Leben. Sie informierte uns nicht nur über die neuesten Bridge- und Golfturnier-Aufregungen, sondern stellte auch ein Ranking auf über die zehn amüsantesten Geburtstagsfeiern und zwanzig gelungensten Leichenschmäuse der letzten Zeit.
    Nachdem wir sie in ihrem Hotel nahe des Kollwitzplatzes abgesetzt hatten, verkündete sie, den Rest des Tages für sich allein zu brauchen.
    »Ich muss jetzt erst mal ein Schönheitsschläfchen halten und mich dann in Ruhe frisch machen«, sagte sie. »Und Phyllis, du kennst doch bestimmt einen Coiffeur, der mir kurzfristig einen Termin gibt, oder? Heute Abend zieh ich nämlich mit meiner alten Liebe Rolf um die Häuser. Das nehmt ihr mir nicht übel, oder? Die Kinder müssen ja sowieso früh ins Bett …«
    »Nein«, antwortete ich und meinte es sogar ernst. Das, was andere Mütter ihren Töchtern in einer ähnlichen Situation angeboten hätten – ihr mit den Kindern und dem Haushalt zur Hand zu gehen, da sie selten genug vor Ort wären, oder abends die Kinder zu hüten –, wäre von meiner Mutter ohnehin nicht zu erwarten gewesen. Wäre sie nicht mit Rolf verabredet gewesen, hätte sie bei mir zu Hause einen gedeckten Tisch, ein warmes mehrgängiges Essen und artige Kinder erwartet. Insofern konnte ich geradezu froh sein, dass sie so umtriebig war.
    »Was ist denn jetzt mit dem Coiffeur?«, fragte meine Mutter wieder nach, als die Kinder und ich gerade gehen wollten, doch ich konnte ihr mit einer zufriedenstellenden Antwort nicht dienen. Mit Friseuren der gehobenen Klasse kannte ich mich nicht aus, da ich nur zu Cut&Go-Friseuren ohne vorherige Terminvereinbarung ging, deren Läden Kaiserschnitt , Hairport oder James Blond hießen. Der Besuch bei einem luxuriöseren Friseur hätte sich abgesehen vom Preis auch vom Zeitaufwand her nicht in mein Leben integrieren lassen.
    Zurück auf der Straße atmete ich erst mal tief durch. Bereits nach einer Stunde in Gesellschaft meiner Mutter hatten sich meine Geduld- und Energiereserven beinahe erschöpft. Und das musste ich jetzt eine ganze Woche lang aushalten …
    Am nächsten Morgen weckte uns die strahlende Frühlingssonne schon in der Früh. Lorenz und ich ließen die Zwillinge jeweils viermal hochleben, verteilten nach dem Auspusten der Kerzen die Geburtstagskuchenstücke und gaben ihnen ihre Geschenke.
    Später holten wir meine Mutter in ihrem Hotel ab und fuhren gemeinsam zu Mark nach Zehlendorf. Der hatte Maya und Fanny erlaubt, ihre Ostergeburtstagsparty in seinem Garten zu feiern.
    Auch auf dieser Autofahrt riss der Redefluss meiner Mutter nicht ab. Nachdem sie schon zum zehnten Mal erwähnt hatte, wie sehr sich darauf freute, Mark wiederzusehen, und was für ein toller Mann er doch war, reichte es mir:
    »Dann heirate du ihn doch, er ist gerade zu haben«, fiel ich ihr ins Wort, woraufhin meine Mutter für den Rest der Fahrt endlich mal – wenn auch beleidigt – ihren Mund hielt.
    Als wir vor Marks Haus ankamen, parkte Sven gerade sein Auto hinter unserem und stieg gemeinsam mit seiner Tochter Nele aus. Per SMS hatte er mir kürzlich geschrieben, dass Nele ihn über Ostern besuchen würde, woraufhin ich die beiden zur Geburtstagsparty eingeladen hatte.
    Im Garten begrüßte uns Mark neben einer großen Bierbanktafel, an der uns bereits drei andere Freundinnen von Maya und Fanny und deren Mütter erwarteten.
    Mark hatte die Ostergeburtstagstafel mit bunten Tellern, Luftschlangen, zwei Geburtstagskuchen mit Kerzen, einem üppigen Frühstück und vielen bunten Ostereiern mühevoll bestückt.
    »Du hast ja an alles gedacht«, sagte ich beeindruckt, da Mark sogar die Give-away-Tüten vorbereitet hatte, die die Kinder am Ende der Party mit auf den Weg bekommen sollten.
    »Klar. Im Grunde bin ich ja auch ganz anders«, zitierte er einen Udo-Lindenberg-Song: »Ich komm nur so selten dazu.«
    Während die Kinder, jedes mit einem Sammelkörbchen ausgestattet, auf große Ostereiersuche gingen, nahm meine Mutter Mark in Beschlag. Mit ihrer dezent transparenten Seidenbluse posierte sie so aufreizend vor ihm, dass man wirklich meinen konnte, sie wollte ihn demnächst heiraten.
    Ich floh in den hinteren Teil des Gartens und setzte ich mich neben Sven auf eine
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