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Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Titel: Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann
Autoren: Lilian Thoma
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Großfamilie harmonisch – was bestimmt auch daran lag, dass unsere Kinder noch nicht das Alter erreicht hatten, in dem man mit Boykottaktionen gegen Stiefelternteile rechnen musste.
    Dennoch machte die eine oder andere Patchwork-Komplikation auch vor uns keinen Halt. Lorenz beispielsweise ließ sich aus Eifersucht und/oder Imponiergehabe nichts von Dexter sagen und schmiss mit Sprüchen um sich wie: »Du darfst nicht über mich bestimmen, du bist nicht mein Vater.«
    Außerdem wollten Maya und Fanny – mal abwechselnd, mal gemeinsam – nachts plötzlich in meinem Bett schlafen. Insbe sondere dann, wenn Dexter bei uns übernachtete. Verbot ich es ihnen, machten sie mitten in der Nacht ein riesiges Theater.
    Mühsam waren auch die Wochenenden, die wir mit allen fünf Kindern gemeinsam verbrachten: Permanenter Kinderlärm belastet die Nerven auch nach der akustischen Gewöhnung an den Geräuschpegel, das ist wissenschaftlich bewiesen. Hinzu kam, dass Liv ihren Altersvorsprung gegenüber den Zwillingen ausnutzte und sie triezte, wo sie nur konnte. Jedenfalls kam es mir so vor. Da Dexter die Konfliktsituationen in der Regel jedoch anders bewertete als ich, kam es häufig vor, dass wir am Ende diejenigen waren, die sich stritten, während sich die drei Mädchen untereinander schon längst wieder versöhnt hatten.
    Am meisten aber nervte es mich, dass Sina plötzlich auf einen intensiven Austausch mit Dexter über sämtliche Kinderangelegenheiten Wert legte. Mindestens einmal täglich rief sie ihn an. Meistens wegen Lappalien. Dexter deutete Sinas bemühtes Verhalten als eine positive Entwicklung in ihrer Zu sammenarbeit als Eltern. Ich hingegen hielt es für ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie ihn zurückerobern wollte.
    Ende Februar war die Fortbildung zu Ende. Da Dexter einen festen Job am Volkswagen Design Center Potsdam angenommen hatte, hängte er seine Dozententätigkeit an den Nagel .
    Auch für mich wurde es ernst, als ich versuchte, erste Visualisierungsjobs zu akquirieren. Da viele Aufträge in dem Bereich über Empfehlungen vergeben wurden, schrieb ich alte Kollegen, Freunde und Bekannte aus der Architekturszene per E-Mail an und informierte sie über mein berufliches Vorhaben.
    Außerdem vereinbarte ich einen Termin mit meinem ehemaligen Chef Roger Kanitz. Der redete während des Treffens zwar mehr von seinem Baby, das inzwischen geboren war, als dass er sich meine Arbeitsproben genauer ansah. Sein Versprechen von damals, mir Aufträge zukommen zu lassen, hielt er aber dennoch: Nur wenige Tage später bat er mich, die geplante Kernsanierung eines Altbaus, die er selbst als Bauträger veranlasst hatte, anschaulich als gerendertes 3-D-Modell zu gestalten. Außerdem empfahl er mich an einen Kollegen weiter, der in einem bedeutenden Architekturbüro arbeitete und für den ich kurz darauf den geplanten Neubau eines Hotelprojekts visuell ansprechend designte.
    Der Start in mein neues Berufsleben war damit ein voller Erfolg. Wenn es weiter so lief, war mein Plan voll aufgegangen, und ich könnte meiner Mutter wie geplant bald ihr geliehenes Geld zurückzahlen.
    Per E-Mail kündigte ich ihr schon mal die erste Rate an. Ihre Antwortmail folgte keine fünf Minuten später. Neben ihrer Kontonummer, die sie mir in Schriftgröße vierundzwanzig schrieb, schlug sie mir auch vor, demnächst nach Berlin zu kommen, um endlich mal wieder ihre Enkel zu sehen.
    »Damit geht aber kein Schuldenerlass einher!«, fügte sie als P.S. hinzu.
    »Ich werde mir natürlich ein Hotel nehmen«, stand als P . P . S. in der letzten Zeile.
    Um den Plan eines Wiedersehens nicht wieder so scheitern zu lassen wie zur Weihnachtszeit, stimmte ich kommentarlos zu. Als Datum schlug ich den vierten Geburtstag von Maya und Fanny vor, der in diesem Jahr auf den Ostersonntag fiel. Noch am selben Tag buchte sich meine Mutter einen Flug.
    Während mein Leben wieder in ruhigen und geordneten Bahnen verlief, ging es bei Cosima drunter und drüber: Ihre Affäre mit Tom hatte sie zwar beendet, doch ließen ihr die Schuldgefühle Matthias gegenüber keine Ruhe. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und beichtete ihrem Mann ihren Seitensprung. Gleichzeitig bat sie ihn, um ihre Ehe zu kämpfen, und schlug ihm eine Paartherapie vor.
    Doch anstatt auf Cosimas geplantes Ehe-Rettungspaket einzugehen, sprach Matthias zwei Wochen lang kein Wort mehr mit ihr. Dann bat er sie um ein Gespräch. Cosima, die in der Zwischenzeit vor Reue nicht mehr ein noch aus
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