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Level X

Level X

Titel: Level X
Autoren: David Ambrose
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    ERSTER TEIL
     
     
     
    1
     
    Ich lag in meinem Bett, lauschte der Stille des Hauses und versuchte, m i ch an den Traum zu erinnern, der m i ch derart in Angst versetzt hatte, dass ich davon aufgewacht war. Zwar wusste ich noch, dass i c h unter einem brennenden H i m m el durch breite, von K a mpfspuren gezeich n ete Straßen gehetzt war, doch welche D ä m onen auch im m er m i ch verfo l gt hatten: Sie hatt e n sich bereits wieder hinter den Horizont ins Reich des Unbewussten zurückgezogen.
    Neben m i r lag Anne und at m ete ruhig und gleich m äßig. Mit Sicherheit hatte ich m i ch wild hin und her geworfen, doch seltsa m erweise schien sie das nicht gestört zu haben. Ich spürte, dass ich so schnell nicht w i eder e i nschlafen würde, also schlüpfte ich aus den Laken, zog Hausschuhe und Morgen m antel an und schlich die Treppe hinunter.
    Im W ohnz i mmer hing noch i mmer der Geruch von verbranntem Holz, auch wenn vom abendlichen K a m i nfeuer nur ein Häufl e in weißer Asche übrig geblieben war. Ich zog einen der Vorhänge zurück und starrte hinaus. Es war eine k l are Connectic ut -Nacht m it ersten Anzeichen von Frost. Der Mond war fast voll, und in s e inem Licht verwa n delte sich u nser w e itlä uf i ger, h a lb verwild e rt e r Garten in einen Ort voller Zauber und Gehei m nisse, einen Ort, der Erinnerungen hervorrief an die alten, beschaulichen Kindergeschichten, die m eine Großeltern m i r zu W e i hnachten auf ihrer Farm in Devon vor dem flackernden Ka m i n erzählt hatten.
    Mein Vater war Heizungstec h niker und arbeitete für eine Fir m a in London. Als ich zehn war, bot m an ihm einen Job in Philadelphia an. W eder er noch m eine Mutter f ühlten s i ch dort je m als ric h tig zu H ause, und s o bald m ein
    Vater in Rente ging, zogen s i e zurück nach Südengland, das sie noch i m m er als ihre Hei m a t e m pfanden. Zu der Zeit war ich jedoch bereits in Princeton – und bis über beide Ohren verliebt.
    Anne und ich lebten fast vier Jahre zusam m en, bevor wir heirateten, und wir warteten weitere zwei Jahre, bis wir uns ent s chi e den, ei n e F a m ilie zu gr ü nden. Charlie war e rst ein paar Monate alt, als wir dieses Haus fand e n und uns auf den ersten Blick darin verliebten. W i r wünschten uns weitere Kinder, und sie sollten viel Platz haben. Außerd e m wollten wir außerh a l b der Stadt le b en. Die Hypothek, die wir aufneh m en mussten, war zwar höher, als wir uns eigentlich leisten konnten, doch wir hofften einfach darauf, die fälligen Raten schon irgendwie aufbringen zu können, und bis jetzt war es uns auch im m er g e glückt. In der Tat hatte ich m anch m al das G efühl, dass wir m ehr Glück hatten – und glücklicher waren –, als wir es eigentlich verdie n t en. Anne war inzwi s c h en wieder schwanger, genau wie wir es geplant hatten.
    Ein Schaudern durchlief m ich, und plötzlich wurde ich m i r der Kälte bewusst. Ich ließ den Vorhang zurückfallen. War der Albtrau m , der m i ch geweckt hatte, jener Angst entsprungen, dass m an Gutes nie für lange Zeit geschenkt bekom m t und echtes Glück nur kurze Zeit währt? Als folge es irgendeinem grausa m e n, ganz und gar leib f ein d lic h en Prin z i p ? Glaubte i c h t a tsäc h li c h an e i n e derartig dualistisch geprägte W elt?
    Nun, vielleicht. Irgendwie.
    Reflexartig, wie um die dunklen Gedanken zu vert r eiben, s chaltete ich eine La m pe an. Danach überle g te ich, ob ich m i r einen Whiskey einschenken oder lieber in die Küche gehen sollte, um m i r eine heiße Sch o kolade zu m achen. Ich entschied m i ch für d i e Schokolade, da ich beim Abendessen bereits genug getrunken hatte und a m nächsten M orgen ei n en klaren Kopf brauchen w ürde. Während ich a m Herd stand und im Topf rührte, spürte ich plötzlich, dass m i ch j e m and beobachtete. Mit verschränkten Ar m en und überkreuzten Füßen lehnte Anne im Türrah m en. Sie trug den gleichen H aus m antel wie ich; wir hatten sie zusam m en gekauft. Ihr kurzes, dunkles Haar war zerzaust. Ihre großen Augen, die nor m alerweise stets etwas überrascht oder a m üsiert wirkten, blickten verschlafen.
    » W as immer du da zusam m enbr a ust, ich hätte auch gerne was davon.«
    »Tut m i r Leid, wenn ich dich geweckt habe.«
    »Hast du nicht. Das leere Bett war’s.« Ihre Augen folgten m i r zum Kühlschrank und zum Regal, wo ich Milch und Kakaopulver für sie holte. » W as beschäftigt dich? Hast du Angst, dass sie jetzt, wo du dich
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