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Wer den Teufel küsst...

Wer den Teufel küsst...

Titel: Wer den Teufel küsst...
Autoren: Dana Kilborne
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erreichen konnte. Hier kam sie oft nach der Schule hin, wenn sie Zeit zum Nachdenken brauchte. Manchmal fand sie auch am Abend den Weg hierher, oder – so wie heute – nachts.
    Ihre Mutter wusste das natürlich nicht. Sie ging vielmehr davon aus, dass ihre Tochter längst im Bett lag und schlief.
    Beim Gedanken an ihre Mutter meldete sich prompt Willows schlechtes Gewissen. Keine Frage, es war nicht richtig, sich um diese Zeit einfach von zu Hause fortzuschleichen. Und das nicht nur, weil es bereits nach Mitternacht war und morgen Schule auf dem Programm stand. Wenn Mom merken würde, dass sie weg war, würde sie sich bestimmt tierische Sorgen machen.
    Aber Willow hatte einfach nicht anders gekonnt. Etwas hatte sie wie magisch an diesen Ort gezogen.
    An diesen Ort, der ihr ganz allein gehörte.
    Ja, dies war ihr Ort. Hier war sie eins mit der Nacht, und nur hier konnte sie weinen, ohne dass sie sich deshalb verstecken oder schämen musste.
    Hier war sie frei.
    Und alleine.
    Niemand verirrte sich hierher. Schon gar nicht nachts. Niemals würde sie jemand an ihrem Lieblingsplatz stören.
    Umso mehr erschrak sie, als plötzlich eine Stimme sie aus ihren Gedanken riss. Sie zuckte zusammen.
    â€žHey, was geht?“

2. KAPITEL
    Willow sprang auf und wirbelte herum.
    Ungläubig riss sie die Augen auf, als sie im Schein des Mondes den Jungen erblickte.
    Zuerst glaubte sie, zu träumen. Dann aber wurde ihr klar, dass sie nicht schlief, und sie fragte sich, ob sie vielleicht fantasierte. Zwei, drei Mal blinzelte sie angestrengt. Doch immer, wenn sie die Augen wieder öffnete, war der Junge noch da.
    Keine Frage, er war echt. Und nicht nur das: Er sah auch verdammt gut aus: Ungefähr eins neunzig groß und ziemlich schlank, fast schon dürr. Sein Haar war schwarz wie der Nachthimmel, und sein Gesicht genauso blass wie ihr eigenes. Die Lippen waren schmal, die Augen groß und dunkel, wobei in den Pupillen irgendetwas zu glitzern schien. Oder war das nur das Mondlicht?
    Willow hatte den Jungen noch nie gesehen, und sie bekam eine Gänsehaut. Was tat dieser Typ mitten in der Nacht hier, und was wollte er von ihr? Was, wenn sie es mit einem Irren zu tun hatte, der …
    â€žHey, träumst du?“ Erneut riss er Willow aus ihren Gedanken. Seine Stimme war irgendwie besonders: Sie war warm und weich, während gleichzeitig etwas Düsteres in ihr mitklang.
    â€žWas?“, fragte Willow. „Nein, ich … Wer bist du überhaupt? Und was treibst du mitten in der Nacht hier draußen?“
    Er lachte, und dieses Lachen zog sie in seinen Bann. „Dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen. Aber gut, dann fang ich halt an: Also, ich bin Gabriel. Und wie heißt du?“
    Wow! Willow war hin und weg. Gabriel, was für ein cooler Name. Wie der zweite Erzengel.
    â€žTräumst du schon wieder?“
    Willow spürte, wie sie rot wurde. Hatte sie ihn etwa die ganze Zeit angestarrt? Verlegen blickte sie zur Seite. „Ich … ich bin Willow“, sagte sie schüchtern. Was machst du hier eigentlich?, fragte sie sich. Unterhältst dich einfach so mit einem Typen, den du noch nie gesehen hast und der auch nicht gerade wie der nette Junge von nebenan aussieht. Und das mitten in der Nacht, an einem total abgelegenen Ort. Hast du sie noch alle?
    â€žFreut mich, dich kennenzulernen“, sagte Gabriel, und Willow schaute wieder auf. „Wollen wir uns nicht setzen?“ Er deutete auf den Platz, an dem Willow eben noch im Sand gesessen hatte.
    â€žIch … weiß nicht recht“, erwiderte sie unsicher. „Es ist schon spät, und ich muss gleich nach Hause.“
    Er senkte den Blick. „Es liegt an mir, stimmt’s? Wenn ich nicht plötzlich aufgetaucht wäre, hättest du noch nicht nach Hause gewollt. Du hast Angst vor mir. Aber das kenne ich inzwischen.“
    Plötzlich tat Gabriel ihr furchtbar leid. Er schien wirklich traurig darüber zu sein, dass sie gehen wollte. Aber wollte sie das denn wirklich? Willow horchte in sich hinein. Einerseits waren da die Bedenken, weil sie Gabriel doch gar nicht kannte. Außerdem wusste niemand, dass sie sich mitten in der Nacht hier herumtrieb, und wenn ihr etwas zustieß, konnte sie auf keinerlei Hilfe hoffen. Hierher verirrte sich kein Mensch.
    Andererseits … Sie wusste, es klang verrückt, aber irgendwie spürte sie, dass Gabriel in Ordnung war und ihr nichts tun würde.
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