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Wer den Teufel küsst...

Wer den Teufel küsst...

Titel: Wer den Teufel küsst...
Autoren: Dana Kilborne
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angestrengt in die brodelnde Dunkelheit. Ja! Dort war es schon wieder!
    Erleichtert wischte sich der Kapitän der Dobrudscha den Schweiß von der Stirn. Ein Leuchtfeuer, was für ein Glück! Jetzt würde es ihm gewiss gelingen, das Schiff aus dem Sturm zu steuern.
    Dem Himmel sei Dank, dachte er, wir sind gerettet!
    Er war sogar noch voller Hoffnung, als der Rumpf der Dobrudscha nur Minuten später von den messerscharfen Klippen an der Küste aufgerissen wurde. Der Kapitän schrie entsetzt auf. Wie war das möglich? Er hatte sich doch genau an dem Leuchtfeuer orientiert!
    Voller Panik drängten nun die Passagiere und Mannschaftsmitglieder an Deck. Bereits die erste Welle schleuderte ein halbes Dutzend von ihnen von Bord. Der Rest klammerte sich verzweifelt an Masten und Pfosten fest.
    Alle, bis auf einen.
    Antonescu blinzelte verblüfft, als er den Jungen erblickte, der am Bug des Schiffes stand, die Arme zum Himmel gereckt.
    Gischt spritzte auf, als ein weiterer Brecher frontal mit der Dobrudscha kollidierte. Das ganze Schiff ächzte und stöhnte, als ob es protestieren wolle, und der Kapitän wandte den Blick ab, um nicht mit ansehen zu müssen, wie der Junge ins Meer gerissen wurde.
    Als er wieder aufblickte, erlebte er eine Überraschung.
    Der Junge – er war immer noch da!
    Wild gestikulierend stand er an seinem Platz. Seine Lippen bewegten sich, doch der Wind riss die Worte mit sich, sodass der Kapitän sie nicht verstehen konnte.
    Das Schiff sank nur langsam. Erst nach ein paar Minuten wurde das Deck von Wasser überspült. Die Passagiere, die bislang verschont geblieben waren, rannten panisch hin und her – ohne jegliche Aussicht auf Rettung. Das wusste der Kapitän nur zu gut.
    Es dauerte nicht lange, da reichte das Wasser Antonescu bereits bis zu den Hüften, etwas später bis zu den Schultern und dann bis zum Kinn.
    Er verzichtete darauf, jemanden darum zu bitten, ihn loszubinden. Ganz davon abgesehen, dass die Menschen in ihrer Angst wahrscheinlich ohnehin nicht auf ihn gehört hätten, wollte er lieber zusammen mit seinem Schiff untergehen, als an der Meeresoberfläche um sein Leben zu kämpfen. Es war ohnehin nicht zu retten.
    Das Letzte, was er sah, ehe die Wellen seinen Kopf überschwemmten, war der Junge.
    In eine rot glühende Blase eingehüllt, schwebte er gut einen halben Meter über der Wasseroberfläche. Mit kalten Augen schaute er auf die Ertrinkenden hinunter. Schließlich wandte er den Blick ab und stieg in die Höhe auf, während Antonescu und seine Leidensgenossen in die dunklen Tiefen des Ozeans hinabgerissen wurden.

1. KAPITEL
    Als das unbarmherzige Klingeln ihres Weckers sie am Montagmorgen aus dem Schlaf riss, widerstand Willow Bukannon nur mühsam dem Drang, das Ding mit aller Kraft gegen die Wand zu schleudern.
    Stattdessen drückte sie dann doch lieber einfach auf den Off-Knopf.
    Verschlafen rieb sie sich die Augen. Dann horchte sie in sich hinein, fasste sich an die Stirn, schluckte ein, zweimal und zog die Nase hoch.
    Mist, dachte sie frustriert, wieder nichts. Kein Fieber, kein Halsweh, kein Schnupfen.
    Also keine Chance, von Mom eine Entschuldigung für die Schule zu bekommen! Fluchend krabbelte sie aus dem Bett. An Tagen wie diesem war es wirklich lästig, eine Ärztin als Mutter zu haben. Während man andere Mütter täuschen konnte, indem man einfach das Fieberthermometer zwischen den Händen rieb und damit auf die gewünschte Temperaturanzeige jagte, konnte man Mrs. Bukannon so leicht nichts vormachen. Ihr eine Krankheit vorgaukeln zu wollen war vergebliche Liebesmüh.
    Resigniert schlurfte Willow ins Bad und wusch sich mit eiskaltem Wasser das Gesicht, was zumindest die Müdigkeit einigermaßen vertrieb.
    Sie seufzte. Natürlich wusste sie, dass es überhaupt nicht cool war, sich irgendwelche Krankheiten herbeizusehnen. Schließlich gab es genug Menschen auf der Welt, denen es wirklich schlecht ging. Trotzdem – so ein kleiner Schnupfen oder ein leichtes Kratzen im Hals, zusammen mit minimal erhöhter Temperatur, das wäre Willow an diesem Morgen tausendmal lieber gewesen, als gleich in die Schule zu müssen.
    Dafür gab es mehrere Gründe: Zum einen hatte sie sich immer noch nicht richtig an der Dedmon’s High eingelebt, die sie jetzt seit knapp einem halben Jahr besuchte. Das lag vor allem an Lisa Montgomery. Lisa war das Oberhaupt einer Clique,
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