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Sternenfaust - 014 - Die Falle der Kridan

Sternenfaust - 014 - Die Falle der Kridan

Titel: Sternenfaust - 014 - Die Falle der Kridan
Autoren: Luc Bahl
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Schon seit vielen Stunden lag Satren Nor, der Prediger, fast regungslos auf dem Rücken, Arme und Beine weit ausgestreckt. Während er den langen Schnabel leicht geöffnet hatte, waren seine beiden, seitlich am Kopf befindlichen Augen fest geschlossen, da er sonst das grelle Licht der auf ihn herabsengenden Sonne nicht hätte ertragen können. Die vielen Stunden seiner tiefen Versenkung dienten nur einem Ziel, Kontakt aufzunehmen zur großen, allumfassenden Gottheit seines Volkes. In diesem lautlosen Zwiegespräch wollte er Gewissheit über seinen Weg, seine Pläne und das weitere Vorgehen erlangen.
    Doch es war schwer, hier auf Shaltraan II – einem der beiden vor aller Welt verborgenen Planeten – diesen Kontakt überhaupt herzustellen.
    Vor allen Dingen jedesmal dann, wenn Milgor von seinen Exkursionen in die weitläufigen Dünen zurückkehrte und seinen Herrn noch immer in der gleichen Position daliegen sah. Immer wieder brach der kleine Gengo auf, um nachzuschauen, ob tiefer hinein in dem schattigen Tal, das hinter den Dünen begann, weitere Flinkkriecher-Familien unter den großen, runden Steinen lebten, die hier überall herumlagen.
    Milgor war eigentlich an den wuseligen Flinkkriechern kaum interessiert. Zum einen war er satt und zum anderen schmeckten ihm diese seltsamen kleinen Tiere – die aussahen wie pelzige Würmer mit einem Dutzend Beinchen und drei immerzu in alle Richtungen sichernden Stielaugen – gar nicht.
    Aber was sollte er machen in dieser Einöde, in der sich kaum etwas anderes finden ließ. In seinem kleinen Köpfchen befanden sich noch Reste von unbestimmten Bildern einer namenlosen Erinnerung an Sarashtar, jener großen, gewaltigen Stadt auf Garinjan. Erinnerungen an eine vergangene Zeit, als Milgor zusammen mit seinem Clan durch die Straßen und über die Dächer der Gebäude dieser Stadt tobte; immer auf der Suche nach Essbarem.
    Oh ja, der Hunger war allgegenwärtig gewesen, aber sein Clan hatte immer etwas zu essen gefunden. Die vielen Wesen, die in den Gebäuden lebten, warfen jeden Tag viele schmackhafte Dinge auf die Straße, über die sich dann Milgor und sein Clan hermachte, um sie zu vertilgen. Nicht alles, was die anderen von der Art seines Herrn auf die Straße warfen, war genießbar, aber vieles.
    Gutes Futter von bösem Futter und von Nichtfutter zu unterscheiden, das gehörte zu den ersten Dingen, die ein frisch geborener Gengo lernen musste. Sonst währte das Leben des Neugeborenen nicht lange. Nach den Kriterien seiner alten Heimat waren Flinkkriecher Gutes Futter , sogar Sehr Gutes Futter , besonders, wenn die Beute noch lebendig war. Aber seit Milgor zu Satren-Nor, seinem neuen Herrn, gehörte, erhielt er regelmäßig Bestes Futter zu fressen und brauchte sich selbst überhaupt nicht mehr darum zu kümmern, etwas zwischen die Zähne zu bekommen.
    Doch Milgor war langweilig. Besonders dann, wenn sich sein Herr in der Weise in die Sonne legte, wie er es jetzt schon wieder tat. Milgor wusste genau, dass Satren-Nor nicht schlief, sondern etwas anderes tat – oder nicht tat oder was auch immer …
    Milgor verstand nicht, was gerade vorging, wenn sich sein Herr so auf den Boden legte. Aber in den immer mehr verblassenden Bildern seiner Erinnerung hatte er in seiner alten Heimat regelmäßig die großen Wesen, die Nahrung aus ihren Häusern warfen, dabei beobachten können, wenn sie sich in ähnlicher Weise hinlegten. Nur taten sie es dort meist in besonderen Gebäuden. Die Gebäude wurden von den Kridan, wie sich die Wesen, die Nahrung aus ihren Häusern warfen, selbst nannten, als Tempel bezeichnet.
    Und so schlau war Milgor, dass er wusste, dass es hier, wo er seit einiger Zeit bei seinem Herrn Satren-Nor lebte, keine Tempel gab. Auch keine Stadt mit Straßen, überhaupt nur sehr wenige Gebäude und vor allem nur eine Hand voll Kridan. Außerdem waren da einige jener anderen Geschöpfe in den seltsamen Anzügen, die Sharaan genannt wurden und die er auch schon in seiner alten Heimat gelegentlich zu Gesicht bekommen hatte.
    Einem dieser seltsamen Wesen, einem Sharaan, hatte Milgor es zu verdanken, dass er hierher zu Satren-Nor gekommen war. Daran konnte er sich noch gut erinnern.
    Eines Nachts, als er wie üblich mit seinem Clan durch die Straßen tobte – auf der Suche nach Futter, das kurz zuvor aus irgendwelchen Gebäuden geworfen worden war – hatte er ein leises, lockendes Pfeifen gehört. Milgor war noch ganz außer Atem gewesen, weil sich kurz zuvor ihr Clan mit
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