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Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Titel: Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Autoren: J.T. Ellison
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PROLOG
    Würde der Bastard jemals anrufen?
    Rauch stieg von dem Aschenbecher auf, in dem eine feine Cohiba unbeachtet vor sich hin glühte. Mehrere ausgebrannte Stummel lagen kreuz und quer in der gläsernen Schale. Der Mann schaute auf seine Uhr. War es geschehen?
    Er zerdrückte die Zigarre in dem Aschenbecher aus geschliffenem Kristall. Sie schwelte noch eine Weile vor sich hin, während er durch sein Büro wanderte. Der Mann trat ans Fenster, schmutzige Scheiben, die von einer leichten Frostschicht überzogen waren. Mit einem behandschuhten Finger malte er ein X in den Raureif. Er starrte hinaus in die Nacht. Obwohl es beinahe Mitternacht war, war die Skyline hell erleuchtet, und Lärm drang an seine Ohren. Irgendein Festival auf dem Cheekwood-Gelände: viel Gelächter, eine großartige Stimmung. Wenn er die Augen zusammenkniff, konnte er die Scheinwerfer der Autos ausmachen, die von überbezahlten Parkwächtern um die Kurven des Boulevards kutschiert wurden.
    Er tippte mit dem Finger gegen die Scheibe und wischte seine Zeichnung mit einer schnellen Bewegung fort. Langsam drehte er sich um die eigene Achse und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. So leer. So dunkel. Geister lauerten in den finsteren Ecken. Die Schatten wurden größer, bedrohlicher. Sein Atem ging schneller, und er schaltete die Schreibtischlampe an. Er schnappte nach Luft, zog sie so tief in seine Lungen, wie er konnte. Die fluoreszierende Glühbirne scheuchte die Panik davon. Das Licht verlor sich in dem höhlenartigen Raum, aber es war immerhin Licht. Einige Dinge änderten sich nie. Nach all den Jahren hatte er immer noch Angst vor der Dunkelheit.
    Auf dem Tisch lag Asche verstreut. Er war leer, bis auf das feine Rosenholzkästchen, den Aschenbecher und das nun schweigende Telefon. Auch der Raum selber war spartanisch ausgestattet, seine Eintönigkeit wurde nur durch den einfachen Tisch, einen hochlehnigen Lederstuhl auf Rollen und drei Klappstühle unterbrochen. Der Mann öffnete den Humidor und holte eine weitere Jubiläums-Cohiba heraus. Konzentriert folgte er dem Ritual – schnitt die Spitze ab, hielt das Feuerzeug ans Ende, drehte die Zigarre langsam in der Flamme, bis der Tabak Feuer fing. Er nahm einen tiefen Zug und ließ den Rauch in seine Lungen strömen. Ja. Das war schon besser.
    Die Isolation war notwendig. In seinem jetzigen Zustand wollte er nicht gesehen werden. Es war besser, wenn man ihn als den starken, fähigen Mann in Erinnerung behielt, der er gewesen war, nicht als diese verkrüppelte Kreatur, diese dunkle Wesenheit mit den knorrigen Händen und dem gebeugten Rücken. Wie könnte dieses Bild Angst auslösen?
    Nun würde es nicht mehr lange dauern. Die Angst würde sein bleiches Pferd sein, geritten auf den Rücken rotlippiger Mädchen. Seine Duplikate. Sein Stellvertreter. Seine Werkzeuge.
    Das Klingeln des Telefons schreckte ihn auf. Endlich. Er antwortete mit einem brüsken „Ja?“ Einen Moment hörte er zu, dann legte er den Hörer auf.
    Ein langsames Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das erste dieser Nacht. Es war an der Zeit. Zeit, neu anzufangen, wieder aufzutauchen. Ein neues Gesicht, ein neuer Körper, eine neue Seele. Mit einem letzten Blick aus dem Fenster drückte er die Zigarre aus, schloss den Humidor und stellte sich den Schatten. Resoluten Schrittes ging er in Richtung Tür und verschwand in der Finsternis.
    Das Telefon klingelte. Irgendwo tief in ihrem Gehirn erkannte sie den Klang, wusste, dass sie rangehen musste. Aber verdammt, sie hatte gerade einen so schönen Traum. Ohne ihre Augen zu öffnen, streckte Taylor Jackson den Arm über den warmen Körper neben sich aus, nahm den Hörer ans Ohr und murmelte ein verschlafenes „Hallo?“
    „Taylor, hier ist deine Mutter.“
    Taylor öffnete ein Auge und versuchte, die leuchtende Uhrzeit auf dem Wecker zu erkennen – 2.48 Uhr.
    „Wer ist gestorben?“
    „Meine Güte, Taylor, musst du immer so grob sein?“
    „Mutter, es ist mitten in der Nacht. Warum rufst du mich um diese Uhrzeit an? Weil du irgendwelche schlechten Neuigkeiten hast. Also, wenn du sie einfach ausspucken könntest, damit ich wieder einschlafen kann, würde ich das sehr zu schätzen wissen.“
    „Na gut. Es geht um deinen Vater. Er ist verschwunden. Von der THE SHIVER .“
    Die unterschiedlichsten Gefühle wirbelten durch Taylor, und sie setzte sich auf und schwang die Beine über den Rand des Bettes. Win Jackson. Winthrop Thomas Stewart Jackson IV, um genau zu
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