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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut
Autoren: Elena Forbes
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mal warum. Nachdem ich unser Baby verloren habe, habe ich mich so allein gefühlt wie nie zuvor. Ich habe ihn kaum gesehen. Natürlich hatte er die üblichen Entschuldigungen, zu viel Arbeit und so. Aber er ging lieber mit seinen Kollegen in den Pub als nach Hause zu mir. Es war, als wollte er mit mir nichts mehr zu tun haben.«
    Donovan konnte sich nicht vorstellen, dass Turner so gefühllos war. Er war impulsiv, vielleicht gedankenlos, aber nicht grausam. Ihr fiel ein, was er über Ninas Depression gesagt hatte, darüber, dass sich alles immer mehr zuspitzte, dass er nichts mehr für sie empfand. Es gab immer zwei Seiten einer Geschichte. Als sie Nina ansah, die bohrenden, dunklen Augen, die zusammengekniffenen, dünnen Lippen, die fest gefalteten Hände auf ihrem Schoß, hatte sie das Gefühl, dass sie kurz vor einem Zusammenbruch war.
    »Es tut mir leid, ich -«
    »Ich brauche dein Mitleid nicht«, fiel ihr Nina scharf ins Wort. »Ich erzähle dir das nur, weil du wissen solltest, wie er ist.«
    »Wirklich, Nina. Das hier nützt keinem von uns etwas. Bitte geh jetzt.« Sie ging zur Tür und hielt sie auf, aber Nina rührte sich nicht.
    »Willst du nicht wissen, warum ich ausgezogen bin?« Sie ließ Donovan nicht aus den Augen und lächelte kraftlos. »Er hatte eine Affäre. Ich kannte die Anzeichen, weißt du. Ich habe das schon mal mit jemand anderem durchgemacht. Wenn ich Simon gesehen habe, das heißt, wenn er überhaupt mal nach Hause gekommen ist, war er mit den Gedanken immer woanders. Er war besessen von ihr. Manchmal konnte ich ihr Parfum an ihm riechen, und einmal habe ich eine Haarsträhne von ihr gefunden, sie war um einen seiner Knöpfe gewickelt. Er war so unvorsichtig, beinahe als wollte er, dass ich es herausfinde. Es
war, als gäbe es mich nicht mehr, als wäre ich unsichtbar. Deswegen habe ich beschlossen zu gehen. Ich dachte, das ist die einzige Möglichkeit, ihn wieder zur Vernunft zu bringen.«
    Donovan schüttelte traurig den Kopf über die beiden und dachte daran, was Turner vorher über Rachel Tenison gesagt hatte: Ich liebe sie immer noch, ich blöder Idiot. Ich verdammter, liebestoller Trottel. Was für eine schreckliche Situation. Ihr Herz flog Nina zu, obwohl sie die Sache völlig falsch sah. Nichts würde Turner dazu bringen, in ihrem Sinn zur Vernunft zu kommen. Er war für sie verloren.
    »Du solltest mir das nicht erzählen«, sagte sie ruhig. Sie kam sich wie ein Eindringling vor, hatte das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen.
    »Kann sein, aber ich liebe ihn sehr. Ich will ihm verzeihen, und ich will ihn wiederhaben. Deswegen bitte ich dich, ihn in Ruhe zu lassen. Er bedeutet dir nichts. Du wirst jemand anderen finden.«
    »Ich bin dir wirklich nicht im Weg, Nina. Ehrlich.«
    »Aber du musst es sein. Ich weiß, dass er sich mit keiner anderen trifft. Die andere Frau ist aus dem Spiel, trotzdem sagt er, dass er die Scheidung will.«
    »Dann weißt du von Rachel Tenison. Du wusstest, wer sie war, von seiner Beziehung zu ihr. Hat er es dir erzählt?« Sie suchte in Ninas dunklen Augen nach einer Reaktion.
    Nina lachte bitter. »Er hat es mir nicht erzählt, aber ja, ich wusste es. Rachel. Rachel. Er hat ihren Namen wieder und wieder im Schlaf gemurmelt. Es war nicht schwer herauszubekommen, wohin er ging und wen er getroffen hat. Aber es war keine richtige Beziehung. Es ging nur um Sex. So ist Simon, wie so viele Männer. Sie war ihm eigentlich nicht wichtig.«
    »Herrgott noch mal, du hast das Team der Spurensicherung geleitet«, sagte sie und sah Nina vor sich, wie sie an jenem Morgen
im Holland Park durch den Schnee auf sie zukam. Sie hatte einen völlig normalen Eindruck gemacht. »Warum, zum Teufel, hast du damals nichts gesagt?«
    »Ich konnte nicht. Es war Sonntag. Tracy hatte gerade angerufen und sich krankgemeldet, und ich war die Einzige, die Bereitschaft hatte. Was sollte ich machen? Es ablehnen? Sie dort liegen lassen, damit alle sie sehen konnten? Es hatte keinen Einfluss auf meine Arbeit.«
    »Trotzdem hättest du etwas sagen müssen. Man hätte jemand anderen holen müssen, egal, wie lange es gedauert hätte.«
    »Und meine schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit ausbreiten? Damit mich alle auslachen, weil mein verfluchter Mann seine Hände nicht von anderen Frauen lassen kann?«
    »Niemand hätte über dich gelacht«, erwiderte Donovan, betroffen über die merkwürdige Situation. »Aber du hast ihre Leiche im Park untersucht, du warst tagelang in ihrer
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