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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut
Autoren: Elena Forbes
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Wohnung. Wie …«
    »Wie ich das ausgehalten habe?«, fragte Nina und warf den Kopf zurück. »Wie konnte ich weitermachen, mit der Vorstellung von ihm und ihr da in der Wohnung, in dem großen Bett, in dem sie es mit all dem widerwärtigen Zeug aus der Truhe getrieben haben? Ich habe es einfach beiseitegeschoben und meine Arbeit gemacht. Es war nicht wichtig, wer sie war. Sie war tot. Sinnlos, mir jetzt noch Gedanken darüber zu machen.«
    Die Art, wie sie es beschrieb, hatte etwas Voyeuristisches, und Donovan wurde ganz schlecht. »Hast du denn gar kein Mitgefühl mit Rachel Tenison?«
    »Nein. Sie hat bekommen, was sie verdient. Sie hat versucht, mir meinen Mann wegzunehmen. Und es ist mir egal, wenn er sie umgebracht hat.«
    Donovan biss sich überrascht auf die Lippe. Sollte das ein Witz sein? »Glaubst du wirklich, dass Simon sie umgebracht hat?«

    »Ja«, sagte Nina ruhig. »Vielleicht war es ein Unfall. Wie gesagt, es ist mir egal.«
    »Aber Simon hat ein Alibi. Er war bei jemandem.«
    »Bei dir?«
    »Nein.«
    Nina schüttelte resigniert den Kopf. »Wieder eine Lüge. Er war bei ihr. Ich weiß es. Ich wollte mit ihm reden und bin zurück nach Hause gegangen, doch er war wie üblich nicht da. Ich habe die ganze Nacht gewartet, aber er ist gar nicht nach Hause gekommen. Als ich ihn am nächsten Tag gesehen habe, sah er total fertig aus und stank nach Alkohol. Natürlich war er bei ihr.«
    Donovan holte tief Luft, und in Gedanken überschlug sie alles, was Simon ihr zuvor gesagt hatte. Sie dachte daran, dass er plötzlich gehen wollte; er konnte nicht schnell genug aus dem Haus kommen und hatte sich geweigert, mit Tartaglia zu sprechen. Vielleicht war es dumm von ihr gewesen, ihm zu glauben, aber in einem irrte sich Nina: Jonathan Bourne war in der Nacht bei Rachel Tenison in der Wohnung gewesen, nicht Turner. Wenn Nina die Wahrheit sagte und Turner die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen war, wo war er dann gewesen? Er konnte sich nicht die ganze Nacht draußen herumgetrieben haben. Selbst im Auto wäre er erfroren. Er musste irgendwo geblieben sein. Sie hatte ihm die Geschichte mit der Frau in der Bar abgenommen, hatte ihm geglaubt, dass er mit zu ihr gegangen war. Sogar das selbstgefällige Grinsen, mit dem er es erzählt hatte, war typisch und glaubhaft gewesen. Wir hatten viel Spaß miteinander. Es hatte ehrlich geklungen.
    Nina beobachtete sie angespannt. Donovan sah den scharfen, wissenden, gehässigen Ausdruck in Ninas Augen und runzelte die Stirn. »Ich glaube ihm«, sagte sie fest und doch verwirrt über die Situation.

    Wenn Turner es nicht gewesen war, wenn ihr Instinkt sie nicht trog, wer hatte dann einen Grund, Rachel Tenison den Tod zu wünschen? Wer kannte sonst noch den Fall Catherine Watson …? Nicht Simon. Nina .
    Jede Farbe war Nina aus dem Gesicht gewichen, und sie stand leicht schwankend auf. Donovan hörte ihr Handy in der Küche klingeln. Vielleicht war es Turner. Vielleicht Tartaglia. Sie musste mit jemandem reden. Musste hier raus.
    »Mein Telefon«, murmelte sie und wandte sich um. »Ich gehe nur …«
    Plötzlich hörte sie eine Bewegung hinter sich und spürte einen scharfen Schmerz an ihrem Hinterkopf. Ihre Beine gaben nach, sie fiel vornüber und schlug mit dem Gesicht auf dem Boden auf. Alles drehte sich. Ihr war übel. Sie schloss die Augen, aber das machte es nur schlimmer. Durch den Nebel hörte sie das schwache Läuten einer Klingel, dann ein Klopfen und Stimmen. Jemand rief ihren Namen. Die Stimme wurde lauter, aber sie klang, als wäre sie unter Wasser. Sie versuchte zu schreien. Etwas zu sagen. Dann spürte sie einen weiteren schneidenden Schmerz an ihrem Hinterkopf, und ihr wurde schwarz vor Augen.

Fünfunddreißig
     
     
     
     
    Erst nach sechsunddreißig Stunden durfte Donovan auf der kleinen Station im Krankenhaus St. Mary’s in Paddington Besuch bekommen. Sie lag von Kissen gestützt im Bett, einen dicken Verband um den Kopf, und war ein wenig erschöpft, nachdem sie einige Stunden geschlafen und eben erst aufgewacht war. Aber Tartaglia war erleichtert, dass ein wenig Farbe in ihr Gesicht zurückgekehrt war und sie ihn mit einem schiefen Lächeln begrüßte.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er und zog die Vorhänge um ihr Bett zu, so gut es ging.
    Der Himmel war dicht bewölkt, doch das graue, winterliche Morgenlicht, das durch das nahe Fenster hereinfiel, war trotzdem zu hell für sie. Außerdem wollte er sie gegen den neugierigen Blick der älteren Frau im
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