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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben
Autoren: Robin Norwood
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niedrig, und im Innersten glauben Sie nicht, dass Sie es verdienen, glücklich zu sein. Vielmehr glauben Sie, Sie müssten sich das Recht verdienen, das Leben zu genießen.
     
    9 . Sie haben das verzweifelte Bedürfnis, Ihren Partner und generell Ihre Beziehungen zu kontrollieren, weil Sie in Ihrer Kindheit wenig Sicherheit erlebt haben. Ihre Bemühungen, Menschen und Situationen unter Kontrolle zu bringen, maskieren Sie als «Hilfsbereitschaft».
     
    10 . In einer Beziehung stehen Sie mehr in Verbindung mit dem Traum davon, wie es sein könnte, als mit Ihrer realen Situation.
     
    11 . Sie sind abhängig von Männern und seelischem Schmerz.
     
    12 . Möglicherweise sind Sie psychisch und auch physiologisch anfällig dafür, von Drogen, Alkohol und/oder bestimmten – vorwiegend zuckerhaltigen – Nahrungsmitteln abhängig zu werden.
     
    13 . Indem Sie sich zu Menschen hingezogen fühlen, deren Probleme ungeteilte Aufmerksamkeit verlangen, oder sich in Situationen verstricken, die chaotisch, unsicher und Ihrer seelischen Verfassung abträglich sind, vermeiden Sie es, sich auf Ihre Verantwortung Ihnen selbst gegenüber zu konzentrieren.
     
    14 . Möglicherweise neigen Sie zu depressiven Verstimmungen, denen Sie mit den Aufregungen beizukommen versuchen, die Ihnen eine labile Beziehung ständig bietet.
     
    15 . Zu freundlichen, stabilen, verlässlichen Männern fühlen Sie sich nicht hingezogen. Solche «netten» Männer finden Sie langweilig.
    Bei Jill waren fast alle dieser charakteristischen Merkmale mehr oder weniger deutlich ausgeprägt. Die Eigenschaften, die sie in sich vereinigte, aber auch all das, was sie über Randy erzählte, ließen mich vermuten, dass er ein Alkoholproblem hatte. Frauen mit einer solchen emotionalen Disposition fühlen sich geradezu magisch angezogen von Männern, die – aus welchen Gründen auch immer – emotional nicht zugänglich sind. Und Abhängigkeit ist eine der Urformen emotionaler Unzugänglichkeit.
    Von Anfang an war Jill bereit, mehr Verantwortung als Randy dafür zu übernehmen, dass ihre Beziehung zustande kam und bestehen blieb. Wie so viele Frauen, die zu sehr lieben, zeichnete auch sie sich durch Zuverlässigkeit und Erfolgsorientiertheit aus und erreichte wirklich in weiten Teilen ihres Lebens das, was sie sich vorgenommen hatte – und dennoch war ihr Selbstwertgefühl sehr niedrig. Durch die Verwirklichung akademischer und beruflicher Ziele konnte sie das Gefühl persönlichen Versagens nicht ausgleichen, das sie in ihren Liebesbeziehungen erfuhr. Jedes Mal, wenn Randy vergaß, sie anzurufen, versetzte dies ihrem brüchigen Selbstbild einen Schlag. Um es zusammenzuhalten, musste sie versuchen, ihm Beweise seiner Zuneigung zu entlocken. Ihre Bereitschaft, die gesamte Schuld am Scheitern einer Beziehung zu übernehmen, war genauso typisch wie ihre Unfähigkeit, die Situation realistisch einzuschätzen, sich selbst zu schützen und die Beziehung abzubrechen, als deutlich war, dass ihre Gefühle nicht erwidert wurden.
    Frauen, die zu sehr lieben, schenken ihrer persönlichen Integrität wenig Beachtung. Stattdessen verwenden sie ihre Energie darauf, das Verhalten und die Gefühle des Partners ihnen gegenüber zu verändern – wenn es sein muss, auch mit verzweifelten Manövern. Jills teure Ferngespräche und Flüge nach San Diego (obwohl ihr nur wenig Geld zur Verfügung stand) sind ein Beispiel dafür. Ihre telefonischen «Therapiesitzungen» mit Randy waren viel eher der Versuch, ihn zu dem Mann zu machen, den sie brauchte, als mit ihm gemeinsam herauszufinden, wer er wirklich war. Übrigens ging es Randy sowieso nicht darum. Hätte er nämlich Interesse an einem solchen Selbstfindungsprozess gehabt, dann hätte er selbst auch mehr dafür getan, als passiv herumzusitzen, während Jill versuchte, ihn zu einer Selbstanalyse zu zwingen. Sie wiederum nahm diese Mühe auf sich, weil ihr sonst nur eine Alternative geblieben wäre: Sie hätte ihn als den Mann erkennen und akzeptieren müssen, dem sowohl ihre Gefühle als auch die Beziehung zu ihr im Grunde gleichgültig waren.
    Um zu verstehen, warum Jill eine Therapie machen wollte, müssen wir noch einmal zu ihrer ersten Sitzung zurückkehren.
    Irgendwann kam sie auf ihren Vater zu sprechen.
    «Er war ein unheimlich dickköpfiger Mann. Ich habe mir mal geschworen, eines Tages würde ich bei einem Streit mit ihm gewinnen.» Sie überlegte einen Moment lang.
    «Dazu ist es aber nie gekommen. Vielleicht habe ich ja
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