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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben
Autoren: Robin Norwood
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der Frage befassen, aus welchem Grund viele Frauen, die einen liebevollen Partner suchen, scheinbar unvermeidlich Beziehungen eingehen, die schädlich für sie sind und in denen sie nicht geliebt werden. Wir werden zudem untersuchen, woran es liegt, dass wir so große Schwierigkeiten haben, eine Beziehung zu beenden, von der wir wissen, dass sie unseren Bedürfnissen nicht gerecht wird. Wir werden erkennen können, dass «lieben» sich in «zu sehr lieben» verkehrt, wenn wir einen Partner haben, der nicht zu uns passt, der lieblos oder unzugänglich ist, und wenn wir dennoch nicht in der Lage sind, ihn aufzugeben, sondern ihn stattdessen nur noch mehr begehren, noch mehr brauchen. Wir werden lernen zu verstehen, wie aus unserem Wunsch nach Liebe, aus der Liebe, die wir unserem Partner entgegenbringen, eine SUCHT wird.
    Sucht ist ein Wort, das Angst macht. Mit ‹Sucht› verbinden wir Vorstellungen von Heroinabhängigen, die sich selbst zugrunde richten. Wir mögen dieses Wort nicht und wehren uns dagegen, es auf unsere Beziehungen zu Männern anzuwenden. Aber viele von uns sind «männersüchtig» oder sind es zumindest gewesen, und wie bei jeder anderen Abhängigkeit müssen wir uns erst einmal eingestehen, wie schwerwiegend unser Problem ist, bevor wir uns auf den Weg zur Heilung machen können.
    Wenn Sie jemals auf einen Mann total fixiert waren, dann haben Sie vielleicht schon vermutet, dass diese extreme Hinwendung gar nicht auf Liebe, sondern auf Angst basierte. Diejenigen, die so obsessiv lieben, stecken voller Angst: Angst davor, allein zu sein, Angst davor, nicht liebenswert oder überhaupt wertlos zu sein, Angst davor, nicht beachtet, verlassen oder zugrunde gerichtet zu werden. Wir lieben mit der verzweifelten Hoffnung, dass der Mann, auf den wir fixiert sind, uns genau diese Ängste nehmen wird. Stattdessen werden die Ängste größer – und damit auch das Ausmaß der Fixierung … bis wir an dem Punkt angelangt sind, an dem «Lieben, um geliebt zu werden» zur treibenden Kraft in unserem Leben wird. Weil unsere Strategie aber nicht zum Erfolg führt, wollen wir umso mehr Liebe geben. Wir lieben zu sehr.
    Dass es sich bei diesem «Zu-sehr-Lieben» um ein ganz besonderes Syndrom, ein Zusammenwirken von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen handelt, habe ich erstmals nach jahrelanger Beratungsarbeit im Bereich Alkohol- und Drogenmissbrauch erkannt. Nachdem ich Hunderte von Gesprächen mit Abhängigen und ihren Familien geführt hatte, machte ich eine überraschende Entdeckung: Manche der von chemischen Substanzen abhängigen Patienten waren in gestörten Familien aufgewachsen, andere wiederum nicht, aber ihre Partner stammten fast durchgehend aus schwer gestörten Familien, in denen sie seelische und körperliche Belastungen in einem Ausmaß erfahren hatten, wie es im Allgemeinen nicht üblich ist. Bei ihrem ständigen Bemühen, mit dem abhängigen Partner zurechtzukommen, ließen diese Menschen (im Umgang mit Alkoholikern als Co-Alkoholiker bekannt) unbewusst bedeutsame Aspekte ihrer eigenen Kindheit wiederaufleben.
    Vor allem die Frauen und Freundinnen alkoholabhängiger Männer lehrten mich zu verstehen, was es wirklich bedeutet, zu sehr zu lieben. Ihre Lebensgeschichten offenbarten alle sowohl ein Bedürfnis nach Überlegenheit als auch den Wunsch zu leiden – beides erfuhren sie in ihrer «Retter»-Rolle … und das half mir wiederum zu erkennen, wie tiefverwurzelt ihre Abhängigkeit von einem Mann war, der seinerseits in Abhängigkeit von einer chemischen Substanz lebte. Offensichtlich benötigten beide Partner in einer solchen Beziehung gleichermaßen Hilfe, denn beide gingen an ihrer Abhängigkeit buchstäblich zugrunde: er an den Folgen des Drogenmissbrauchs, sie an den Folgen extremer seelischer Belastung.
    Durch diese Co-Alkoholikerinnen wurde nur deutlich, welchen Einfluss, welche Macht ihre Kindheitserlebnisse darauf hatten, wie sie als Erwachsene die Beziehungen zu Männern gestalteten. Diejenigen von uns, die zur Selbstaufgabe neigen, können von diesen Frauen lernen, warum wir eine «Vorliebe» für gestörte Beziehungen entwickelt haben, warum wir uns immer wieder in dieselben Schwierigkeiten bringen, aber vor allem, wie wir uns ändern und gesund werden können.
    Keinesfalls sollte hier der Eindruck entstehen, nur Frauen könnten zu sehr lieben. Es gibt durchaus auch Männer, die sich mit derselben Besessenheit in Beziehungen stürzen, wie es so viele Frauen tun. Die Gefühle
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