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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben
Autoren: Robin Norwood
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mit mir zusammen sein.» Nervös fuhr sie fort: «Mein früherer Mann wollte jedenfalls nicht mit mir zusammen sein, das war offensichtlich!» Ihre Augen schwammen in Tränen, als sie mühsam weiterredete. «Mein Vater übrigens auch nicht … Was ist denn nur mit mir los? Was mache ich bloß falsch?»
    Sobald sich Jill darüber klar wurde, dass es massive Probleme zwischen ihr und einem Mann gab, der ihr wichtig war, entschloss sie sich nicht nur zu dem Versuch, diese Probleme zu lösen, sondern übernahm auch die Verantwortung für deren Entstehung. Wenn Randy, ihr früherer Mann und ihr Vater – wenn alle diese Männer sie nicht lieben konnten, dann musste der Grund dafür in etwas liegen, das sie getan hatte oder nicht hatte tun können.
    Jills Verhalten, ihre Gefühle, Einstellungen und Lebenserfahrungen entsprechen genau denen einer Frau, für die Liebe und Leiden zusammengehören. Sie hat viele der Eigenschaften, die charakteristisch für Frauen sind, die zu sehr lieben. Trotz der Unterschiede in ihren Lebensgeschichten und unabhängig davon, ob sie nun eine lange, schwierige Beziehung mit einem einzigen Mann durchgemacht haben oder eine Reihe von unglücklichen Affären mit mehreren Männern – alle diese Frauen weisen typische gemeinsame Merkmale auf. «Zu sehr lieben» bedeutet etwas ganz anderes als «zu viele Männer lieben» oder «sich zu oft verlieben» oder «einen anderen Menschen zu aufrichtig und tief lieben». «Zu sehr lieben» bedeutet: sich für einen Menschen bis zur Selbstaufgabe zu verzehren, diese Besessenheit mit Liebe gleichzusetzen, zuzulassen, dass sie die eigenen Gefühle und einen Großteil des Verhaltens bestimmt, zu erkennen, dass sie sich auf die eigene körperliche und seelische Gesundheit negativ auswirkt – und trotzdem nicht loslassen zu können. Es bedeutet, den Grad der Liebe zu einem anderen Menschen am Grad der mit ihr verbundenen Qualen zu messen.
    Während Sie dieses Buch lesen, stellen Sie vielleicht fest, dass Sie sich mit Jill oder einer anderen der Frauen identifizieren, deren Geschichte Sie hier kennenlernen, und vielleicht werden Sie sich fragen, ob auch Sie eine Frau sind, die zu sehr liebt. Auch wenn Sie ganz ähnliche Probleme mit Männern haben sollten, mag es Ihnen trotzdem schwerfallen, Parallelen zwischen sich und einigen der hier vorgestellten Frauen zu ziehen, weil Ihnen deren Familiengeschichte oder Lebensumstände zu extrem erscheinen. Wir alle reagieren gefühlsmäßig sehr stark auf Worte wie
Alkoholismus, Inzest, Gewalt
und
Sucht
, und manchmal können wir unser eigenes Leben nicht realistisch betrachten, weil wir große Angst davor haben, dass solche negativen Schlagworte auch auf uns oder die Menschen, die wir lieben, zutreffen könnten. Diese Unfähigkeit, Dinge beim Namen zu nennen, weil es zu peinlich, schmerzlich oder bedrohlich wäre, hindert uns leider auch oft daran, wirksame Hilfe zu suchen. Andererseits lässt sich vielleicht Ihr Leben mit keinem solchen Schlagwort beschreiben. In Ihrer Kindheit haben vielleicht Erfahrungen von weitaus subtilerer Art eine Rolle gespielt. Möglicherweise hat zum Beispiel Ihr Vater zwar für ein finanziell gesichertes Zuhause gesorgt, aber sein Verhältnis zu Frauen war im Grunde von Abneigung und Misstrauen bestimmt, sodass seine Unfähigkeit, Sie zu lieben, letzten Endes auch Sie unfähig machte, sich selbst zu lieben. Oder die Haltung Ihrer Mutter Ihnen gegenüber war von Eifersucht und Konkurrenzgefühlen beherrscht, was Sie aber nur im Privatbereich zu spüren bekamen, denn in der Öffentlichkeit brüstete sie sich gern mit ihrer Tochter. Sie lernten daraufhin, sich immer anzustrengen, alles gut zu machen, um von Ihrer Mutter anerkannt zu werden – und mussten doch gleichzeitig die Feindseligkeit fürchten, die Ihre Leistungen in ihr auslösten.
    Es ist nicht möglich, in diesem Buch die unzähligen Formen von Familienstörungen zu beschreiben – das würde mehrere Bände füllen und zudem eher von unserem Thema wegführen. An dieser Stelle geht es vielmehr darum zu verstehen, was all die gestörten Familien gemeinsam haben: Es ist die Unfähigkeit,
ursächliche
Probleme zur Sprache zu bringen. Natürlich wird auch in solchen Familien – vielleicht sogar ständig – über die verschiedensten Probleme gesprochen, aber oft dient all dies nur dazu, die darunterliegenden «Geheimnisse» immer wieder zu verdecken, die die Familie dysfunktional machen. Das Ausmaß an Heimlichkeit (das heißt
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