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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht
Autoren: Johanna Lindsey
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versucht, ihn zu töten. Rolfe befand sich daher in der gar nicht beneidenswerten Lage, acht Burgen zu besitzen, von denen sieben ihre Tore nicht für ihn öffnen wollten.
    Es war nie gewinnbringend, Krieg gegen den eigenen Besitz zu führen, und noch weniger einträglich war es, diese Besitztümer zu zerstören. Daher rekrutierte Rolfe fünfhundert Soldaten von König Heinrichs Streitmächten. Die Burgen Harwick und Axeford erklärten sich zur Kapitulation bereit, ohne Schaden erlitten zu haben, als sie Rolfes gewaltiges Heer vor ihren Toren sahen. Dann war es nach Kenil weitergezogen, und jetzt, nach eineinhalb Monaten, war es eingenommen worden.
    Rolfe saß grübelnd da, und Thorpe fragte sich einen Moment lang, warum Lady Amelia nicht heruntergekommen war. Sie hatte wahrscheinlich gehört, daß Rolfe seine Stimme zornig erhob, und sich entschlossen, ihm nicht unter die Augen zu kommen. Rolfes Mätresse kannte ihn noch nicht gut genug, um zu wissen, daß er seinen Zorn nicht an ihr ausgelassen hätte.
    Zögernd fragte Thorpe: »Du siehst doch ein, daß jetzt nicht der rechte Zeitpunkt ist, im Osten anzugreifen? Du mußt deine eigenen Angelegenheiten regeln, ehe du dich um die eines anderen kümmerst.«
    »Ja, das sehe ich ein«, sagte Rolfe verdrossen. »Aber sag mir, was ich tun soll. Ich habe mich erboten, Pershwick zu kaufen, aber Sir William hat abgelehnt, weil Pershwick ein Teil der Wittumsländereien seiner Tochter ist, die ihre Mutter ihr hinterlassen hat. Eine verdammte Spitzfindigkeit. Er könnte sie zwingen, Pershwick zu verkaufen, und ihr eine andere Burg geben.«
    »Vielleicht ist das Testament der Mutter so formuliert, daß er es nicht kann.«
    Rolfe sah ihn finster an. »Ich sage dir eins, Thorpe. Ich lasse mir keinen weiteren Angriff mehr gefallen.«
    »Du könntest die Tochter heiraten. Dann bekämst du die Burg ohne dafür zu zahlen.«
    Rolfes Augen, die seit dem Betreten des Saales schwarz waren, nahmen allmählich wieder ihr gewohntes Dunkelbraun an. Thorpe blieben die Worte fast im Hals stecken. »Das war doch nur Spaß!«
    »Ich weiß«, sagte Rolfe versonnen, und für Thorpes Geschmack etwas zu nachdenklich.
    »Rolfe, um Gottes willen, nimm dir diesen Vorschlag bloß nicht zu Herzen. Niemand heiratet nur, um ein paar Leibeigene zu beherrschen und sich den Ärger mit ihnen zu ersparen. Geh hin, und schlag ein paar Schädel zusammen, wenn es sein muß. Jag ihnen Angst ein.«
    »Das ist nicht meine Art. Nicht nur die Schuldigen, sondern auch die Unschuldigen hätten darunter zu leiden. Wenn ich einen dieser Missetäter erwischen könnte, würde ich an ihm ein Exempel statuieren, aber immer, wenn ich an den Ort des Geschehens komme, sind sie längst fort.«
    »Es gibt viele Gründe für eine Heirat, aber es ist kein guter Grund, die Leibeigenen einer Nachbarin bezwingen zu wollen.«
    »Nein, aber Frieden zu schaffen, wo Frieden erwünscht ist, ist ein guter Grund«, entgegnete Rolfe.
    »Rolfe!«
    »Weiß du irgend etwas über diese Tochter von Sir William?«
    Thorpe seufzte matt. »Wie könnte ich etwas über die wissen? Ich bin in England genauso fremd wie du.«
    Rolfe wandte sich an seine Männer, die sich am anderen Ende des Saals versammelt hatten. Drei seiner Ritter und ein kleiner Trupp von Kriegern waren mit ihm aus Kenil zurückgekehrt. Zwei der Ritter kamen aus der Bretagne, doch Sir Evarard stammte aus dem Süden Englands.
    »Kennst du meinen Nachbarn Sir William von Montwyn, Evarard?«
    Evarard trat näher. »Ja, Mylord. Es gab eine Zeit, in der er häufig am Hof verkehrt hat wie auch ich, ehe ich mündig wurde.«
    »Hat er viele Kinder?«
    »Ich kann nicht sagen, wie viele es heute sind, aber als ich das letzte Mal am Hof war, hatte er nur eine Tochter. Das ist jetzt fünf oder sechs Jahre her, vor dem Tod seiner Frau. Ich habe gehört, daß er jetzt eine junge Frau hat, aber von Kindern aus dieser Ehe weiß ich nichts.«
    »Kennst du diese Tochter?«
    »Ich habe sie einmal mit ihrer Mutter, Lady Elisabeth, gesehen. Ich erinnere mich, daß ich mich damals gefragt habe, wie eine so schöne Frau ein so unansehnliches Kind haben kann.«
    »Da hast du es!« warf Thorpe ein. »Wirst du dich jetzt von dieser Idee lösen, Rolfe?«
    Rolfe schenkte seinem alten Freud keine Beachtung. »Unansehnlich, Evarard? Wie meint du das?«
    »Sie hatte auf jedem Zentimeter Haut, der zu sehen war, große rote Pusteln. Es war ein Jammer, denn die Form ihres Gesichtes hätte sonst für die Zukunft eine
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