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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht
Autoren: Johanna Lindsey
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mit deren außergewöhnlichem silberblondem Haar und silbergrauen Augen gesegnet. »Schön« war keine angemessene Beschreibung für Leonie.
    Er seufzte, als er an die beiden Frauen dächte, an Mutter und Tochter, von denen die eine nicht mehr am Leben und die andere ihm ebenso teuer war wie früher die Mutter. Dann erstarrte er, und ein Schlachtruf riß ihn aus seiner angenehmen Träumerei, ein Wutgeheul, das aus den Wäldern kam.
    Guibert verharrte nicht länger als eine Sekunde in seiner Erstarrung und rannte dann mit gezogenem Schwert in den Wald. Vier Krieger, die mit den Pferden in der Nähe gestanden hatten, setzten ihm eilig nach, und alle hofften, daß die Männer, die bei Leonie waren, sich in ihrer Nähe aufgehalten hatten.
    Im tiefen Walde hatte der gespenstische Schrei auch Leonie von Montwyn einen Moment lang erschreckt. Es war ihr wie sonst gelungen, eine größere Distanz zwischen sich und ihre vier Beschützer zu legen. Jetzt malte sie sich aus, daß eine riesige, dämonische Bestie in ihrer Nähe war. Dennoch trieb ihre angeborene, gar nicht damenhafte Neugier sie weiter, und sie lief in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, statt zu den Männern zurückzukehren.
    Sie roch Rauch und lief durch Bäume und Sträucher, bis sie die Quelle des Rauches fand. Die Hütte eines Holzfällers war heruntergebrannt. Der Mann starrte die glimmenden Überreste seines Hauses an, während fünf Ritter zu Pferde und fünfzehn Soldaten, die ebenfalls beritten waren, schweigend dasaßen und die abgebrannte Hütte ansahen. Ein Ritter in voller Rüstung ließ sein Streitroß zwischen der Hütte und den Männern hin-und hertraben. Während Leonie zusah, stieß er einen derben Fluch aus, und da wußte sie, woher der erste entsetzliche Laut gekommen war. Sie wußte auch, wer der Ritter war. Sie wich in das Gebüsch zurück, um nicht gesehen zu werden, und war froh um ihren schützenden dunkelgrünen Umhang.
    Ihre Tarnung war gefährdet, als ihre Männer herbeieilten. Leonie kehrte eilig um, lief auf sie zu und bedeutete ihnen, sich leise zurückzuziehen. Sie bezogen ihre Stellung im Halbkreis um sie herum und ritten dann zurück zu ihrem Land. Sir Guibert und die übrigen Männer stießen im nächsten Moment auf Leonie.
    »Es besteht keine Gefahr«, versicherte sie Sir Guibert. »Aber wir sollten diese Gegend verlassen. Der Lehnsherr von Kempston hat eine Holzfällerhütte gefunden, die niedergebrannt ist, und ich glaube, er ist nicht allzu gut aufgelegt.«
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Ja. Er ist ganz schön wütend.«
    Sir Guibert trieb Leonie ungehalten weiter. Es ging nicht an, daß sie mit ihren Kriegern in der Nähe der niedergebrannten Hütte gefunden wurde. Wie sollte sie sich aus dieser Lage herausreden?
    Später, wenn die Gefahr vorüber war, konnten die Leibeigenen in den Wald zurückkehren und Leonies Pflanzen einsammeln. Für den Augenblick mußten sie und die bewaffneten Männer den Schauplatz des Geschehens verlassen.
    Als Sir Guibert sie auf ihren Sattel hob, fragte er: »Woher wissen Sie, daß Sie den Schwarzen Wolf gesehen haben?«
    »Er hat den silbernen Wolf auf einem schwarzen Hintergrund getragen.«
    Leonie sagte ihm nicht, daß sie den Mann schon einmal gesehen hatte. Das konnte sie Sir Guibert niemals erzählen, denn sie hatte sich verkleidet und sich ohne sein Wissen aus der Burg geschlichen, um das Turnier in Crewel zu besuchen. Hinterher hatte sie gewünscht, sie hätte es nicht getan.
    »Dann war er es höchstwahrscheinlich, obwohl seine Männer auch seine Farben tragen«, stimmte Sir Guibert ihr zu und dachte wieder an das gräßliche Gebrüll. »Haben Sie sein Gesicht gesehen?«
    »Nein.« Sie konnte die Enttäuschung, die in ihrer Stimme mitschwang, nicht ganz verbergen. »Er hatte seinen Helm auf. Aber er ist riesengroß, das war nicht zu übersehen.«
    »Vielleicht kommt er diesmal selbst zu uns und sorgt dafür, daß die Streitigkeiten aufhören, statt wieder einen seiner Männer zu schicken.«
    »Vielleicht kommt er auch mit seinem Heer.«
    »Er hat keine Beweise, Mylady. Das Wort eines Leibeigenen steht gegen das eines anderen. Aber jetzt bringt euch im Bergfried in Sicherheit. Ich werde mit den anderen losreiten und dafür sorgen, daß die Ortschaft bewacht wird.«
    Leonie ritt mit vier Kriegern und zwei ihrer Mädchen nach Hause. Sie erkannte, daß sie ihre Leute nicht streng genug ermahnt hatte, keinen Ärger mit den Leibeigenen von Crewel anzufangen. In Wahrheit hatte sie
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