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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht
Autoren: Johanna Lindsey
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ihren Rüstungen. Leonie erkannte einige von ihnen an ihren Bannern als die Vasallen von Sir Edmond Montigny. Der Schwarze Wolf war jetzt ihr neuer Herrscher.
    Sie hatte sich nicht gefragt, warum er seine neuen Vasallen zum Kampf herausforderte. Es gab viele Erklärungen dafür, doch es war keine darunter, die sie interessierte. Ihre Aufmerksamkeit war ganz auf den Schwarzen Wolf und die Dame gerichtet, die auf den Turnierplatz eilte, um ihm ein Zeichen ihrer Gunst zu überreichen. Es folgte ein dreister Kuß, als er die Dame in seine Arme riß. Ob sie wohl seine Gemahlin war? Die Menge bejubelte die Szene, und dann begann plötzlich das Handgemenge, ein Scheingefecht, in das sich alle Teilnehmer brutal einmischten. Es gab strenge Vorschriften für ein Scheingefecht, Regeln, die es von einem echten Gefecht unterschieden, doch an jenem Vormittag wurden sie durchbrochen. Von Anfang an war deutlich zu erkennen, daß alle sieben gegnerischen Ritter vorhatten, den Schwarzen Wolf vom Pferd zu stürzen. Das gelang ihnen auch schnell, und nur die flinke Gegenwehr seiner eigenen Ritter verhinderte seine Niederlage. Er mußte sie sogar zurückrufen, als seine Gegner vom Felde flohen und sie Jagd auf sie machten.
    Es war viel zu schnell vorbei, und Leonie ging enttäuscht nach Hause. Nur das Wissen, daß einige der neuen Vasallen des Schwarzen Wolfes ihn offensichtlich als ihren Herrn ablehnten, befriedigte sie. Warum bloß? Sie konnte nicht erraten, was er getan haben könnte. Ihr reichte die Tatsache, daß er Kempston nicht mühelos in seinen Besitz hatte bringen können.
    Leonie schickte Wilda fort und setzte sich mit ihrer Tante vor das Feuer, starrte versonnen in die Flammen, dachte wieder an das Feuer im Wald und fragte sich, was die Zukunft an neuen Schwierigkeiten mit sich bringen würde.
    »Du machst dir Sorgen wegen unseres neuen Nachbarn?«
    Leonie warf einen erstaunten Seitenblick auf Beatrix. Sie wollte ihre Tante nicht damit belasten.
    »Weshalb sollte ich mir Sorgen machen?« fragte Leonie ausweichend.
    »Mein gutes Kind, du brauchst doch nichts vor mir zu verbergen. Glaubst du, ich merke nicht, was sich um mich herum abspielt?«
    Genau das glaubte Leonie. »Es ist nicht von Bedeutung, Tante Beatrix.«
    »Dann werden keine groben jungen Ritter mehr kommen, die uns mit bösen Worten drohen?«
    Leonie zuckte die Achseln. »Es sind nur Worte, sonst nichts. Männer spielen sich gern auf.«
    »Oho, als ob ich das nicht wüßte.«
    Sie lachten beide, denn natürlich wußte Beatrix mehr über Männer als Leonie, die seit ihrem dreizehnten Lebensjahr in dieser Abgeschiedenheit hauste.
    »Ich dachte schon, wir bekämen heute Besuch, aber es ist niemand gekommen«, gestand Leonie. »Vielleicht geben sie uns an dem heutigen Vorfall nicht die Schuld.«
    Beatrix legte ihre Stirn in nachdenkliche Falten, und ihre Nichte fragte: »Hältst du für möglich, daß der Schwarze Wolf diesmal andere Pläne mit uns hat?«
    »Das ist durchaus möglich. Es ist ein Wunder, daß er unser Dorf nicht schon längst angezündet hat.«
    »Das würde er nicht wagen!« rief Leonie aus. »Er hat keine Beweise dafür, daß meine Leibeigenen ihm diese Schwierigkeiten machen. Dafür sprechen nur die Anschuldigungen seiner eigenen Leibeigenen.«
    »Ja, aber das genügt den meisten Männern. Der Verdacht allein reicht aus.« Beatrix seufzte.
    Leonies Wut war verraucht. »Ich weiß, was ich tue. Morgen werde ich ins Dorf gehen und anordnen, daß fortan niemand mehr den Boden von Pershwick verläßt. Dann gibt es keinen Ärger mehr. Dafür müssen wir jetzt sorgen.«

3. KAPITEL

    Rolfe d’Ambert warf seinen Helm in dem Moment, in dem er das Haus betrat, unwirsch durch den Saal. Sein Knappe, den er gerade erst von König Heinrich bekommen hatte, eilte, um ihn aufzuheben. Der Helm würde einen Abstecher zum Waffenschmied nötig haben, ehe er ihn wieder tragen konnte, doch daran dachte Rolfe nicht. Gerade jetzt, in diesem Augenblick, war es ihm ein Bedürfnis, Dinge zu zerschlagen.
    Vor dem Kamin am anderen Ende des Saales verbarg Thorpe de la Mare seine Belustigung über den Wutausbruch seines jungen Gebieters. Das sah dem Jungen ähnlich, der er gewesen war, nicht dem Mann, der er jetzt war. Thorpe hatte in den Jahren, in denen er Rolfes Vater gedient hatte, viele solcher Darbietungen erlebt. Er war seit neun Jahren tot, und Rolfes älterer Bruder hatte den Titel und den Großteil der Ländereien in der Gascogne geerbt. Das Gut, das der Vater Rolfe
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