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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht
Autoren: Johanna Lindsey
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hinterlassen hatte, war klein, doch der habgierige Bruder hatte selbst das noch für sich beansprucht und Rolfe aus seiner Heimat vertrieben.
    Thorpe war mit Rolfe gegangen und hatte seine gute Stellung aufgegeben, um lieber dem jungen Ritter zu folgen, als dessen Bruder zu dienen. Von da an hatten sie gute Jahre erlebt, in denen sie sich als Söldner hatten anwerben lassen, gekämpft hatten und an den Prämien, die sie auf Turnieren gewannen, reich geworden waren. Rolfe war jetzt neunundzwanzig, Thorpe siebenundvierzig, und doch hatte er es nie bereut, sich von dem Jüngeren anführen zu lassen. Anderen Männern erging es genauso, und Rolfe hatte inzwischen ein Gefolge von neun Rittern und fast zweihundert Söldnern, die sich ausnahmslos dafür entschieden hatten, jetzt, da er sich niedergelassen hatte, bei ihm zu bleiben.
    Aber war Rolfe seßhaft geworden? Thorpe wußte, wie Rolfe die Großzügigkeit Heinrichs empfand. Das Land brachte für ihn mehr Beschwerden mit sich, als er in Jahren erlebt hatte. Es fehlte nicht mehr viel, und Rolfe würde soweit sein, alles zu verlassen und nach Frankreich zurückzukehren. Die Ländereien waren nur ein Ehrungspreis, denn sie gaben ihm nichts Greifbares und zehrten täglich von neuem an seinem Geldbeutel.
    »Hast du es gehört, Thorpe?«
    »Die Dienstboten sprechen von nichts anderem, seit der Holzfäller in die Burg gekommen ist, um heute hier zu übernachten«, erwiderte Thorpe, als Rolfe sich schwerfällig auf den Stuhl neben ihm setzte.
    »Verdammt noch mal, mir reicht es!«
    Rolfe schlug mit der Faust auf den kleinen Tisch, der neben ihm stand und durch den sich jetzt ein Riß zog. Thorpe achtete sorgsam darauf, eine ausdruckslose Miene zu bewahren.
    »Jetzt reicht es mir!« brüllte Rolfe. »Der Brunnen ist verseucht, die Herden sind auseinandergetrieben und laufen durch die Wälder, die wenigen Tiere der Leibeigenen sind gestohlen worden, und das war jetzt der dritte Brand. Wie lange dauert es, diese Hütte wiederaufzubauen?«
    »Zwei Tage, wenn mehrere Männer daran arbeiten.«
    »Das heißt, daß die Felder vernachlässigt werden. Wie kann ich Krieg führen, wenn man mir ständig in die Flanken fällt? Soll ich Crewel verlassen, damit ich bei meiner Rückkehr nichts mehr vorfinde, die Leibeigenen fortgelaufen und die Felder kahl sind?«
    Thorpe wußte, daß es zwecklos war, diese Frage zu beantworten.
    »Willst du wieder Männer nach Pershwick schicken?« tastete er sich behutsam vor. »Wirst du die Leibeigenen bestrafen?«
    Rolfe schüttelte den Kopf. »Ein Leibeigener handelt nicht von sich aus. Sie befolgen nur Befehle, und ich will den haben, der diese Befehle erteilt, und niemand anderen.«
    »Dann wirst du dich nicht in Pershwick, sondern anderswo umsehen müssen, da ich nämlich Sir Guibert Fitzalan getroffen habe, und ich schwöre, daß sein Erstaunen über den Grund meines Kommens zu echt war, um geheuchelt zu sein. Er ist kein Mann, der sich zu Schurkenstreichen herablassen würde.«
    »Und doch stiftet jemand dort die Leibeigenen zu Unheil an.«
    »Das stimmt. Aber du kannst die Burg nicht einnehmen. Pershwick gehört zu Montwyn, und Sir William Montwyn hat so viele Burgen, daß er mehr Männer gegen dich aufbieten kann, als dir lieb wäre, wenn du versuchst, Pershwick einzunehmen.«
    »Verlieren würde ich nicht«, sagte Rolfe finster.
    »Aber du würdest hier deinen Vorteil einbüßen. Überleg doch nur, wie lange es gedauert hat, auch nur zwei der anderen Burgen einzunehmen, die zu Kempston gehören.«
    »Drei.«
    Thorpe zog fragend eine Augenbraue hoch. »Drei? Wie das?«
    »Ich vermute, das habe ich Pershwick zu verdanken, denn als ich heute zur Burg Kenil gekommen bin, war ich so wütend über das, was hier passiert ist, daß ich angeordnet habe, die Mauern zu schleifen. Die Belagerung ist jetzt beendet.«
    »Und Kenil ist unbrauchbar, bis die Mauern wieder aufgebaut sind?« Es war ein logischer Schluß.
    »Ich____also gut, ja.«
    Thorpe sagte nichts dazu. Er wußte, daß Rolfe vorgehabt hatte, bei der Einnahme der sieben Burgen Schleudern nur als letzte Maßnahme einzusetzen. Das war ein Teil des verwegenen Planes, den sie ersonnen hatten, nachdem das Turnier die aufständischen Vasallen nicht zur Räson gebracht hatte. Es war für diese Vasallen veranstaltet worden, um ihnen eine Gelegenheit zu geben, ihren neuen Herrn kennenzulernen und sich ein Bild von seinen Fähigkeiten zu machen. Statt sein Können an dem ihren zu erproben, hatten sie jedoch
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