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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft
Autoren: Teresa Medeiros
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an den Schläfen. Diese unverwechselbaren Zeichen seiner Sterblichkeit ließen ihn in ihren Augen nur noch schöner erscheinen.
    Ihr nächster Atemzug endete in einem Schluchzer. »Verdammt, Julian Kane! Wenn du es wagst, mir jetzt wegzusterben, wird Valentines Zorn nichts im Vergleich zu meinem sein. Himmel, ich lasse ... ich lasse bei deiner Beerdigung noch am Grab Byron lesen!«
    Sein Gesicht verzog sich im Schmerz. »Du weißt doch, wie sehr ich Byron verabscheue.«
    »Ja, genau. Was auch der Grund ist, weswegen ich wusste, was du vorhattest, als du behauptetest, er sei dein Lieblingsdichter.«
    Er lächelte zu ihr auf, und seine Augen verschlangen ihr Gesicht. »Das ist mein kluges Mädchen.« Er holte mühsam Luft, atmete seufzend wieder aus. »Das hier ist reichlich enttäuschend, weißt du. Ich hatte mich so darauf gefreut, mit dir alt zu werden.«
    »Wir werden gemeinsam alt werden!«, erklärte Portia leidenschaftlich und umklammerte sein Hemd. »Ich werde zu viel Plumpudding essen und so fett werden, wie es mir gefällt, und mich ständig über dein Rauchen beschweren. Und du wirst grau werden und ein Bäuchlein bekommen, ständig schlecht gelaunt sein und mich dauernd fragen, wo ich wieder deine Pfeife versteckt habe. Und wir werden zusammen auf den Hochzeiten unserer Enkelkinder tanzen, selbst wenn es ihnen peinlich ist.«
    Julian hob eine Hand und streichelte ihre Wange mit zitternden Fingern. »Ich hätte dich niemals verlassen sollen. Wenn ich an all die verschwendeten Jahre denke ... «
    »Dann verlass mich jetzt nicht«, flehte sie, und ihre Tränen fielen wie Regentropfen. »Bitte ...« Ihre Stimme brach, und sie lehnte ihre Stirn gegen seine.
    »Weine nicht, mein Engel«, murmelte er und drückte ihren Kopf nach hinten, damit sie ihn ansah. »Du hast genau das geschafft, was du in der Gruft begonnen hast. Du hast mich gerettet.« Er legte seine andere Hand fest auf ihre und zwang sie so, jeden wunderbaren, zitternden Schlag seines Herzens zu spüren. »Wirst du an meinem Grab weinen, wenn ich nicht mehr hier bin?«, fragte er heiser.
    »Jeden Tag«, flüsterte sie und bemühte sich, unter ihren Tränen zu lächeln.
    »Und wenn dir je einer deiner Verehrer ein Kätzchen schenkt, wirst du es nach mir benennen?«
    Sie nickte, denn sie war nicht länger in der Lage zu sprechen.
    Er schenkte ihr das schiefe Lächeln, das sie von Anfang an so geliebt hatte, und das Funkeln verschwand aus seinen Augen. »Ich hatte gehofft, dir meine Seele zu überlassen, aber ich fürchte, ich werde sie brauchen, wo ich hingehe. Aber mach dir keine Sorgen, Kleines. Du wirst ewig mein Herz besitzen.«
    Portia barg ihr Gesicht an seiner Brust, stöhnte gequält, während sie spürte, wie sein Herz zu schlagen aufhörte.

21
    Die Frauen weinten.
    Caroline und Vivienne saßen dicht nebeneinander auf der harten Holzbank, Eloisa zwischen ihnen. Die Kleine lutschte an der Perlenkette ihrer Mutter. Larkin saß zu Viviennes anderer Seite, drückte ihr so gut er konnte trostspendend die Hand.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Tag jemals kommen würde. Du etwa?«, fragte Caroline ihre Schwester und betupfte sich die gerötete Nase mit dem mit Initialen bestickten Taschentuch, das sie stets in ihrem Ausschnitt trug.
    Vivienne schüttelte den Kopf, und ihre großen blauen Augen füllten sich neuerlich mit Tränen. »Mein einziger Trost ist, dass wir wissen, wir können immer für sie da sein, um ihr Ratschläge zu geben und ihr in den schweren Tagen zur Seite zu stehen, die vor ihr liegen.«
    Caroline streckte die Hand aus und tätschelte ihr den Arm. »Es ist niemals leicht jemanden loszulassen, den man liebt.«
    Vivienne nickte. »Besonders jemanden, der einem so nahe steht.«
    Immer unruhiger werdend, begann Eloisa zu zappeln und stellte sich schließlich auf die Bank. Sie spuckte die Perlen aus und betrachtete nachdenklich die ernsten Gesichter der Erwachsenen in den Reihen hinter ihr.
    Bis ein Mann in der Tür am Ende des Kirchenschiffes erschien; die Umrisse seiner großen, schlanken Gestalt zeichneten sich scharf vor dem hellen Sonnenschein draußen ab.
    Vor Freude glucksend streckte sie ihm ihre drallen kleinen Ärmchen entgegen. »Onkel Luja!«
    Julian kam den breiten Mittelgang herunter zu ihr, ein breites Lächeln auf dem Gesicht. Er hob Eloisa auf den Arm und drückte einen Kuss auf ihre rosige Wange. »Hallo Krümelchen. Hast du deinen lieben alten Onkel vermisst?«
    Sie nickte und bettete ihren Kopf mit einem
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