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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft
Autoren: Teresa Medeiros
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ehe sie ihren Kopf an seine Schulter schmiegte. Er drückte seine Lippen auf ihren Lockenschopf, ehe er seinen gequälten Blick zu Portia hob.
    Sie lächelte ihn unter Tränen an, während sie wünschte, er wüsste, wie es in diesem Moment in ihrem Herzen aussah.
    Nun drängte Julians Hand unnachgiebig ihren Kopf zur Seite, sodass er besser an ihren Hals herankam. Als er seine Zähne senkte, verschlang Valentine die Szene mit gierigen Blicken, und ihre eigenen Zähne blitzten scharf und spitz zwischen ihren blutroten Lippen hervor. Die Hände hatte sie zu Klauen gekrümmt.
    Portia betete, dass ihr Vertrauen in Julian nicht enttäuscht würde. Gerade als seine Zähne ihre Haut zu durchstechen drohten, hob er abrupt den Kopf und schaute Valentine an. »Warum machst du es nicht?«
    »Ehrlich?« Ihre Augen glänzten entzückt, und sie ließ die Hände sinken. »Ich dachte, du teiltest nicht gerne.«
    »Für dich bin ich bereit, eine Ausnahme zu machen. Hier. Sie gehört dir.« Er schubste sie in Valentines Arme, so wie Duvalier sie einmal in seine gestoßen hatte.
    Valentine packte sie, doch der Griff ihrer Hände war brutal und grob, wo Julians quälend zärtlich gewesen war. Eine Handvoll ihres im Nacken gebundenen Haares fassend, riss sie Portias Kopf zur Seite; ihre ganze Aufmerksamkeit war einzig darauf gerichtet, ihr Opfer zu verschlingen, sodass sie nichts davon merkte, als Julian sich hinter sie stellte.
    Im einen Augenblick fauchte Valentine Portia ins Ohr, im nächsten stieß sie wildes Wutgeheul aus, als Julian seine Zähne tief in ihren Hals schlug. Ihr Körper versteifte sich, sie ließ Portia los, die auf dem glatten Marmor ausrutschte und auf die Knie fiel.
    Als Julian der Bestie in sich zum ersten und zugleich letzten Mal freien Lauf ließ, wollte Portia am liebsten ihr Gesicht in ihren Händen verbergen, aber sie konnte ihre Augen nicht abwenden. Sein Zorn war majestätisch, seine Zerstörungskraft sowohl entsetzlich als auch unwiderstehlich. Es gab keine Spur von Leidenschaft oder Verlangen in dem Akt, nur Wildheit und Gewalt. Er sog Valentine aus, suchte nach seiner Seele mit einem zügellosen Hunger, der sich nicht länger leugnen ließ.
    Als sie aufhörte, sich zu wehren, unter seinen Händen schlaff wurde, ruckte sein Kopf nach hinten, als sei er vom Blitz getroffen. Portia wusste, sie würde nie den Ausdruck auf seinem Gesicht in dem Moment vergessen. Darin mischten sich tiefste Qual und höchste Freude, Verzweiflung und Frohlocken, Tod gefolgt von dem wundersamen neuen Lebensstrom. Er keuchte, seine Brust dehnte sich bebend, als seine dürstenden Lungen ihren ersten wirklichen Atemzug seit fast zehn Jahren taten.
    Portia erhob sich langsam, so gebannt von dem Anblick, dass sie es gar nicht wahrnahm, als plötzlich alle Türen und Fenster aufgestoßen wurden und Männer in den Ballsaal stürmten.
    Sie hätte vermutlich weiter nichts davon gemerkt, wenn Wallingfords dröhnende Stimme nicht durch ihre Benommenheit gedrungen wäre. »Lassen Sie die Frau los, Sie Ungeheuer! Sehen Sie? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie ihn hier mit diesem Kerl Cuthbert finden würden. Zuerst brennt er das Haus seines Bruders nieder und jetzt das!
    Geben Sie mir die verdammte Pistole, Mann, ehe es zu spät ist.«
    In genau dieser Sekunde, da Valentine in Julians Armen zu Staub zerfiel, ertönte ein Pistolenschuss.
    Jähe Stille legte sich über den Saal. Julian schaute an sich herab. Vorne auf seinem schwarzen Hemd bildete sich ein feuchter, dunkler Fleck. Er berührte ihn mit der Hand, dann nahm er sie hoch vor seine Augen, blinzelte verwundert auf das Blut, das von seinen Fingern tropfte.
    »Ich will verdammt sein«, flüsterte er, hob zögernd den Blick und schaute Portia an. Ein herzzerreißendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Oder vielleicht doch nicht.«
    Als seine Knie nachgaben, stürzte Portia mit einem gequälten Schrei vor, bremste seinen Fall mit ihren Armen. Sie sanken zusammen zu Boden, Julians Kopf auf ihren Schoß gebettet.
    Chaos brach unten auf der Tanzfläche los, aber für Portia gab es nichts als diesen Moment, diesen Mann. Sie presste ihre Hand auf seine Brust, blickte in hilflosem Entsetzen auf das Blut, das zwischen ihren Fingern hervorquoll.
    Sie schaute ihm ins Gesicht, nahm erstaunt die Veränderungen dort wahr: Um seine Augen hatten sich frische Fältchen gebildet, und die Linien um seinen Mund hatten sich vertieft. Ein paar silberne Strähnen durchzogen sein dunkles Haar
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