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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft
Autoren: Teresa Medeiros
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hinterherläufst — wie ein Hirsch in der Brunft.«
    »Jetzt schmeichle der Kleinen aber nicht, Engel. Du weißt doch, dass ich jedem hübschen Mädchen hinterherlaufe wie ein Hirsch in der Brunft — und besonders dir.«
    Eloisa begann sich nun ernsthaft zu winden, und ihre großen grauen Augen füllten sich mit Tränen. Sie weinte und zappelte, machte ihren Körper steif und wollte unverkennbar auf den Boden gestellt werden, damit sie zu ihrem gut aussehenden Onkel laufen konnte.
    Valentine fauchte sie an, sodass die Spitzen ihrer Eckzähne kurz zu sehen waren. »Ich wusste, ich hätte ihr ein paar Tropfen mehr von dem Laudanum geben sollen.«
    »Geben Sie ihr Ihre Halskette«, platzte Portia heraus, außer sich vor Angst, dass Valentines legendäre Geduld zu Ende ging.
    Valentine starrte sie finster an. »Was?«
    »Sie spielt gerne mit glitzerndem Schmuck. Wenn Sie ihr Ihre Halskette geben, wird sie das eine Weile ablenken.«
    Valentine hob hochmütig eine Augenbraue. »Der Sultan von Brunei hat mir diese Saphire geschenkt. Hast du eine Idee, was sie kosten?«
    »Nein«, antwortete Portia, »aber ich bin mir sicher, Sie haben sich jeden Pfennig ihres Preises ehrlich verdient.«
    Valentine betrachtete sie kurz aus schmalen Augen, dann zog sie sich die Kette über den Kopf und überließ sie zögernd Eloisa. Genau wie Portia es vorausgesagt hatte, war ihre Nichte sogleich von den funkelnden Edelsteinen fasziniert. Innerhalb von Sekunden lag sie wieder zufrieden im Arm ihrer Entführerin und lutschte an dem größten Stein. Ihre Augenlider senkten sich langsam; sie stand offenbar noch stark unter der Wirkung des Schlafmittels.
    Mit einem angewiderten Schauder wandte Valentine ihren Blick ab und schaute Julian an. »Also bist du gekommen, weil du um das Leben deiner Nichte betteln willst? Um ehrlich zu sein, wäre mir nichts lieber, als dich vor mir auf den Knien zu sehen.«
    Julian zuckte die Achseln. »Das Leben der Göre bedeutet mir nichts. Aber ich habe dir etwas gebracht, das deinen Appetit bestimmt besser stillt.«
    Er ging durch die Tür zurück nach draußen und kam einen Moment später wieder zurück, einen Mann vor sich her schubsend. Portia keuchte, als sie seinen Freund von dem Duell wiedererkannte. Cuthbert waren die Hände auf dem Rücken gefesselt, und ein zusammengeknülltes schmutziges Stück Stoff diente als Knebel. Eines seiner Augen war fast zugeschwollen, und die Haut darum war hässlich verfärbt. Blut sickerte aus seiner aufgeplatzten Unterlippe. Valentines elegante Nasenflügel blähten sich, als hätte sie ein besonders leckeres Gericht gerochen.
    Julian schob seinen Gefangenen durch den Saal. Ohne Portia auch nur einen Blick zu gönnen, stieß er Cuthbert am Fuß der Treppe grob zu Boden. Einen Fuß in dessen Kreuz stellend, machte er Valentine eine anmutige Verbeugung. »Meiner Dame zur Ehr! «
    Valentine legte den Kopf schief und betrachtete sein dargebrachtes Opfer mehrere Sekunden lang. »Er ist ein bisschen dick für meinen Geschmack, aber ich vermute, es ist der Gedanke dahinter, der zählt.«
    »Ellie! « Alle fuhren herum, als Adrians Ausruf durch den Ballsaal hallte.
    Er kam in den Saal, dicht gefolgt von Larkin und Wilbury, die ihre Waffen im Anschlag hatten. Julian wirkte in keiner Weise beunruhigt, höchstens milde belustigt, und auch Valentine zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie hatte auch keinen Grund zur Sorge. Nicht solange sie alle Trümpfe in der Hand hielt — und Eloisa.
    Adrian kam ein paar Schritte vor der Treppe stolpernd zum Stehen, sein verzweifelter Blick glitt von Eloisa zu Portia, von ihr zu Julian und schließlich zurück zu Valentine.
    »Geben Sie mir meine Tochter«, verlangte er und hob die Armbrust, zielte auf ihr schönes Gesicht. »Jetzt! «
    »Oder was? Sie erschießen mich? Wenn ich Sie wäre, würde ich mir große Mühe geben, mich nicht zu erschrecken. Sie werden schließlich nicht wollen, dass ich das Kind fallen lasse. Ein Sturz diese Treppe hinab würde ihr vermutlich den kleinen Hals brechen.«
    Während Portia unauffällig eine weitere Stufe hochstieg, entfuhr Adrian durch seine zusammengebissenen Zähne ein Laut hilfloser Wut. Frustriert ließ er die Armbrust sinken. »Was wollen Sie von uns?«
    Julian, dessen Fuß nach wie vor auf Cuthberts Rücken ruhte, breitete die Arme aus. »Ist das nicht offensichtlich? Sie möchte, was jede Frau mit leerem Bett und einsamem Herzen sich wünscht: mich.«
    Adrian starrte seinen Bruder an, als hätte er
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