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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft
Autoren: Teresa Medeiros
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widerwillig. »Aber nur unter einer Bedingung.«
    Julian senkte den Kopf, um an ihrem Ohr zu knabbern. »Alles, was du willst, meine Liebste.«
    Ihre Stimme wurde zu einem gefährlichen Schnurren. »Ich will, dass du Prunella tötest.«
    Julians Gesicht wurde ausdruckslos, genauso lange, wie Portias Herz benötigte, um wieder zu schlagen zu beginnen. Dann zuckte er die Achseln, als hätte Valentine um eine Flasche billiges Parfum von einem Straßenhändler oder einen Blumenstrauß aus einem fremden Garten gebeten. »Bitte, meinetwegen. Wenn ich einwillige, Portia umzubringen, wirst du dann das Gör seinem vernarrten Papa zurückgeben?«
    »Nur, wenn wir es mit einem Kuss besiegeln.«
    Er lächelte. »Mit der allergrößten Freude.«
    Als Julian Valentine in seinen Armen umdrehte und seinen Mund auf ihren senkte, dachte Portia, sie könnte ihm eigentlich die Mühe sparen, sie zu töten. Von dem sengenden Schmerz her zu schließen, der ihr Herz durchbohrte, starb sie gerade schon. Alles, was sie noch tun musste, war, sich auf den Boden des Ballsaales zu legen und zu warten, dass der Bestatter kam.
    Der Kuss schien kein Ende zu nehmen, und als sich Julian schließlich von Valentine löste, erkannte Portia den hingerissenen Ausdruck in ihrem Gesicht wieder.
    »Da. Zufrieden?«, fragte er.
    »Nein, aber ich habe das Gefühl, dass ich es bald sein werde. «
    »Oh, das kann ich dir versprechen.« Er streichelte ihr ein letztes Mal über die schneeweiße Wange, ehe er sich zum Ballsaal umdrehte. »Komm her, Portia«, befahl er und winkte sie mit gekrümmtem Finger zu sich, genauso wie er es in Adrians Bibliothek getan hatte.
    Sie stand wie festgefroren auf den Stufen, fand es unmöglich, nur daran zu denken, sich der Gnade dieses grausamen arroganten Fremden auszuliefern. Aber als ihr Blick auf Eloisa fiel, machte sie einen Schritt in seine Richtung.
    »Nicht!«, rief Adrian mit heiserer Stimme. »Ich werde nicht zulassen, dass du es tust.«
    »Trödel nicht, Liebling«, sagte Julian. »Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, als du nur zu gerne in meine Arme gelaufen kamst, wie ein liebeskrankes Lamm blökend.«
    Ihren Blick fest auf das unschuldige Gesicht ihrer schlafenden Nichte gerichtet, stieg Portia eine weitere Stufe empor. Ihre Füße fühlten sich an, als steckten sie in Treibsand.
    Julian verdrehte die Augen. »Sie war bereits seit frühester Jugend hoffnungslos romantisch. Womöglich möchte sie mit zärtlichen Worten und höfischen Versen umworben sein.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihr das erste Mal, seit er den Ballsaal betreten hatte, ins Gesicht. »Was hat mein Lieblingsdichter mal geschrieben? >Sie geht in Schönheit wie die Nacht am Himmel wolkenlos und klar ... <«
    Als sie in seine funkelnden dunklen Augen blickte, schwoll Portia das Herz. Sie stieg die nächste Stufe ohne Zögern hoch, dann die nächste. Ihm gerade in die Augen sehend, zog sie sich den Schal vom Hals und ließ ihn zu Boden flattern. Trotz der Tränen, die ihre Sicht verschwimmen ließen, klang ihre Stimme klar und rein: »>Des Lichten und des Dunklen Pracht stellt sich in ihren Augen dar.<«
    Dann war sie oben an der Treppe angekommen, und Julian hielt ihr seine Hand hin. Sie ging zu ihm, legte ihr Herz und ihr Leben vertrauensvoll in seine Hände, so wie sie es schon einmal vor Jahren in der Gruft getan hatte.
    Er legte seine Arme um sie, schlang sie ihr von hinten um die Taille. Sein Körper brannte wie im Fieber, so heiß, dass sie fürchtete, sie beide könnten in Flammen aufgehen. Er neigte den Kopf, und die Spitzen seiner Zähne streiften die zarte Haut an ihrem Hals.
    »Ich bin bereit, meinen Teil unserer Abmachung zu halten«, teilte er Valentine mit, seine Stimme ein heiseres Grollen an Portias Ohr.
    Sie seufzte schicksalsergeben. »Na gut, wenn du darauf bestehst.« Sie schaute sich suchend unter den Männern im Saal um, die hilflos das Geschehen verfolgten. Schließlich blieb ihr Blick an Wilbury hängen. »Schickt den alten Mann. «
    Schneller, als Portia es für möglich gehalten hätte, sprang Wilbury über die auf dem Boden ausgestreckte Gestalt von Cuthbert und eilte die Stufen empor. Ehe Valentine ihre Halskette dem kleinen Mädchen entwinden konnte, hatte er ihr Eloisa aus den Armen gerissen und war die Stufen wieder heruntergehastet.
    Adrian wartete unten am Fuß der Treppe und schloss seine Tochter dankbar in seine Arme. Sie wachte gerade lange genug auf, um ihn verschlafen anzulächeln,
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