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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft
Autoren: Teresa Medeiros
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ihn nie zuvor gesehen. »Hast du den Verstand verloren?«
    »Nein, liebster Bruder, ich habe ihn endlich wiedergefunden. Duvalier hatte die ganze Zeit Recht. Warum sollte ich eine elende Ewigkeit damit verbringen, mich gegen mein Schicksal aufzulehnen, wenn ich es stattdessen mit Freuden annehmen könnte. Was der Grund ist, weshalb ich Valentine diesen saftigen Happen als Beweis meiner Aufrichtigkeit gebracht habe.« Cuthbert grunzte, als Julian über ihn hinweg auf die erste Stufe stieg. »Und als Zeichen meiner unsterblichen Ergebenheit.«
    Valentine war sogar noch weniger überzeugt als Adrian. »Warum sollte ich ein Wort von dem glauben, was du sagst? Du und deine kostbare kleine Penelope, ihr habt schließlich schon zwei Mal versucht, mich hereinzulegen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe mich von meiner lächerlichen Vernarrtheit in die Kleine blenden lassen. Nach nur einer Nacht in ihren Armen habe ich erkannt, dass sie sich mit dir nicht messen kann. Sie würde mir nie solche Lust bereiten können wie du.«
    Obwohl er nun neben Portia stand, schaute er nur Valentine an, und in seinen dunklen Augen spiegelte sich ein Ausdruck schmelzender Zärtlichkeit, den Portia nur zu gut kannte. Sie wandte ihr Gesicht ab und biss sich auf die Lippe, wusste nicht, ob sie weinen oder lachen sollte.
    »War sie wirklich so ermüdend?«, erkundigte sich Valentine, die trotz allem ehrlich an der Antwort interessiert schien.
    Julian stieg weiter nach oben. »Ich kann dir versichern, dass du ihre armseligen Versuche, mich zu befriedigen, ebenso belustigend gefunden hättest wie ich.« Als sie ihn weiter mit unverhohlenem Misstrauen betrachtete, fügte er hinzu: »Ich hatte sie früher schon einmal, weißt du. Als sie kaum mehr als ein Kind war. Ich hatte wohl insgeheim gehofft, dass sie sich in der Zwischenzeit Liebhaber genommen hat, um mehr Erfahrung zu sammeln. Doch ich fürchte, sie hat die ganze Zeit zwischen damals und heute damit verplempert, mir nachzutrauern wie ein liebeskrankes Kalb. Wenn du es wissen willst, ich fand sie genauso ungeschickt und unfähig wie früher.«
    Portia schnappte nach Luft, und ihre Lungen brannten, als hätte sie gemahlenes Glas eingeatmet.
    »Du Hundesohn! «, flüsterte Adrian, dessen schlimmste Befürchtungen bezüglich dessen, was in der Gruft vor sechs Jahren geschehen war, sich soeben bestätigt hatten. Sein Gesicht wurde erst totenblass, dann dunkelrot. Er hob erneut die Armbrust, zielte diesmal aber nicht auf Valentine, sondern auf seinen Bruder, der mit dem Rücken zu ihm stand.
    Obwohl Portia sich in dem Moment nichts mehr wünschte, als Adrian die Waffe aus der Hand zu reißen und Julian selbst damit zu erschießen, schrie sie: »Nein!« und stürzte sich auf Adrian.
    Ehe sie die unterste Stufe erreicht hatte, hob er die Armbrust ein winziges bisschen und feuerte sie ab, sandte einen Pfeil haarscharf an Julians Ohr vorbei und in die Brüstung der Galerie, wo er zitternd stecken blieb.
    Langsam drehte sich Julian um. Als er auf seinen Bruder herabblickte, spielte ein unverschämtes Lächeln um seine Lippen. »Ein bisschen spät, um ihre Ehre zu verteidigen, meinst du nicht?«
    Adrians Gesicht war zu einer Maske des Schmerzes und der Wut erstarrt. »Sie hat dir in der Gruft das Leben gerettet! Und so hast du es ihr gedankt? Indem du ihr die Unschuld geraubt hast? Gütiger Himmel, du bist ein Ungeheuer.«
    »Das heißt es allgemein von mir.« Sich von seinem Bruder mit einem verächtlichen Schnauben abwendend, stieg Julian die letzten Stufen zu Valentine hoch. Sie begann ihn mit neuer Wertschätzung zu betrachten.
    Lässig trat er hinter sie, legte ihr die Hände auf die Schultern. »Was sagst du, Liebes? Warum gibst du das Gör nicht meinem Bruder zurück, damit du und ich endlich allein sein können?«
    Valentine schaute mit launisch gerunzelter Stirn auf Eloisa. »Oh, ich weiß nicht. Eigentlich hatte ich gehofft, wir könnten sie behalten. Wenn du mir erlaubst, sie zu verwandeln, könnte sie unsere eigene kleine Tochter sein.
    Fremde auf der Straße würden stehen bleiben und sie bewundern, wodurch es umso aufregender würde, wenn sie dann ihre kleinen Reißzähne in ihre Hälse bohrt.«
    Julian schnitt eine Grimasse. »Was für eine abschreckende Vorstellung! Wer will schon eine Ewigkeit lang mit einer jammernden Göre belastet sein?«
    Sie seufzte. »Ich nehme an, du hast Recht. Wir könnten kein Kindermädchen halten. Ich glaube, ich könnte sie aufgeben«, erklärte sie
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